Dec 16, 2016

FASTWAY - Fastway (Columbia Records FC 38662, 1983)

Fastway waren eine britische Hard Rock Band, die in den 80er Jahren ihre grössten Erfolge feierte. Die Band wurde vom ehemaligen Motörhead-Gitarristen "Fast" Eddie Clarke zusammen mit dem damaligen Bassisten der Gruppe UFO, Pete Way ins Leben gerufen. Leadsänger war der jetzige Flogging Molly-Frontmann Dave King. Die ersten Auditions hielten die beiden mit dem Schlagzeuger Topper Headon von The Clash ab, bevor sie in dem einstigen Humble Pie Schlagzeuger Jerry Shirley ein festes Mitglied fanden. Als Sänger stiess der damals noch unbekannte Dave King zur Band.

Die Anwälte von Chrysalis Records machten Pete Way schnell darauf aufmerksam, dass er immer noch vertraglich an das Stammlabel von UFO gebunden sei und somit nicht einfach so mit einer neuen Band auf einem neuen Label Songs veröffentlichen dürfe. Aus diesem Grund war auf dem ersten Album von Fastway der Session-Bassist Mickey Feat zu hören. In den Album Credits wurde Way ebenfalls nicht erwähnt. Das Album bekam gute Kritiken, nicht zuletzt durch den etwas an Led Zeppelin erinnernden Stil. Es trug den schlichten Titel "Fastway" und hatte ein noch schlichteres Album-Artwork, das lediglich das Bandlogo zierte. Der Bandname Fastway ergab sich aus den Namensteilen der beiden Bandleader "Fast" Eddie Clarke und Pete "Way". Bei den Aufnahmensession des Albums war Pete Way aber bereits nicht mehr dabei, er blieb einfach den Proben fern und wurde auf dem Album recht ordentlich von dem Sessionbassisten Mickey Feat vertreten. Musikalisch konnte das Album von vorne bis hinten überzeugen. Fastway spielten darauf einen sehr guten, erdigen und perfekt durchkomponierten und arrangierten Hardrock. Clarke's Gitarre klang hier wesentlich songorientierter und versierter als auf den ruppigeren Motörhead-Platten zuvor und er konnte die Band Fastway daher als eigenständiges Projekt platzieren.

Ich persönlich halte dieses Erstlingswerk für die Beste aller Fastway-Veröffentlichungen, auch wenn das 1987 "Trick Or Treat" die bekannteste und erfolgreichste ihrer Platten wurde. Auf dem Debütalbum verzichtete die Band allerdings noch auf weichgespülte Songs, typische 80er Jahre Keyboard-Teppiche und andere Studio-, resp. Effekt-Gimmicks und spielten einfach nur einen überaus gradlinigen, nuancenlosen, aber dennoch hervorragenden und imho sehr ehrlichen Hardrock. Für die Touraktivitäten nahm Fast Eddie Clarke die Dienste von Alfie Angus als Aushilfsbassist in Anspruch. Im Jahre 1983, als das Debutalbum der Gruppe promotet werden musste, tourten Fastway im Vorprogramm von Iron Maiden und Saxon quer durch Amerika. Der Song "Say What You Will" erhielt in der Folgezeit massives Airplay von Radiostationen und auch vom TV-Sender MTV, was das Album bis auf Platz 31 der Charts klettern liess. Das Debütalbum verkaufte sich schliesslich über eine halbe Million mal alleine in den USA.

Das zweite Album "All Fired Up" wurde erneut von Eddie Kramer produziert, diesmal mit dem Session-Bassist Charlie McCracken, der beispielsweise mit Roger Chapman aktiv war. Es wurden allerdings nur halb so viele Platten verkauft wie vom Debütalbum, obwohl Fastway erneut mit namhaften Bands wie den Scorpions, Ratt, Billy Squier und Rush durch Amerika tourten. Die Band löste sich zwischenzeitlich auf, aber schon 1986 erschien mit "Waiting Fot The Roar" ein weiteres Album. Im selben Jahr tourten Fastway als Support Act für AC/DC durch Grossbritannien. Im Jahre 1987 schrieben Fastway den Soundtrack zum Horrorfilm 'Ragman', in welchem der Bassist Gene Simmons von Kiss einen Radio-DJ und Ozzy Osbourne einen Fernsehprediger spielten. Mit letzterem tourten Fastway zu Beginn des Jahres 1988 durch Irland. Im gleichen Jahr verliess jedoch der Sänger Dave King die Band. Er gründete wenig später mit dem ehemaligen Schweizer Krokus-, Asia- und Cobra-Gitarristen Mandy Meyer die Gruppe Katmandu, die 1990 ihr erstes und einziges Album veröffentlichte. In den vergangenen Jahren sang und singt er bei der Irish Folk-Punk Band Flogging Molly.

Sein Ersatz bei Fastway wurde Lea Heart. Um das nächste Album einzuspielen, rekrutierte Clarke den renommierten ehemaligen Whitesnake- und Black Sabbath-Bassisten Neil Murray sowie den ehemaligen Gary Moore-Schlagzeuger Gary Ferguson, sowie den Ex-Rainbow-Keyboarder Don Airey. Für die Konzerte zum Album "On Target" verpflichtete die Band den Schlagzeuger Steve Clarke und den Bassisten Paul Gray. Das Nachfolgealbum "Bad Bad Girls" wurde grösstenteils von Eddie Clarke und Lea Hart im Alleingang eingespielt. Als Sessionmusiker wurde die Saxon-Rhythmussektion, bestehend aus dem Schlagzeuger Nigel Glockler und dem Bassisten Nibs Carter engagiert, als Keyboarder war Toby Sadler mit von der Partie. Nach den Aufnahmen wurden Fastway erneut umstrukturiert. Neu dabei waren nun Bassist K. B. Bren und Schlagzeuger Riff Raff. Im Jahre 1992 lösten sich Fastway schliesslich auf. 1998 veröffentlichte die Plattenfirma Receiver Records das Album "On Target Reworked", welches neben neu aufgenommenen Songs vom 88er Album auch frühere Songs mit dem Leadsänger Lea Hart enthielt.

Im Februar 2007 gaben Fastway die Teilnahme am Sweden Rock Festival bekannt. Neben Eddie Clarke wurden Stormzone-Sänger John Harbinson, Bassist Raymond Haller und Schlagzeuger Steve Strange als Mitglieder der Band genannt. Wenige Wochen später wurde auf der Webseite der Gruppe ein Wechsel an Gesang und Bass bekannt gegeben. Für Harbison kam der ehemalige Little Angels-Sänger Toby Jepson und für Haller der Mama's Boys-Bassist John McManus in die Band. Fastway absolvierten in dieser Besetzung im Sommer einige grosse Festivals in Europa, so unter anderem das Fields Of Rock Festival in den Niederlanden, das Graspop Metal Meeting in Belgien, das Download Festival im Donington Park in England und das Wacken Open Air in Norddeutschland. Beim bereits erwähnten Sweden Rock Festival traten auch Motörhead auf, die Fast Eddie Clarke in einer spontanen Reunion für einige Songs als zweiter Gitarrist unterstützte.


Weil es kein Album von Fastway gibt, das weniger als wirklich gut ausgefallen ist, kann man eigentlich jede Platte der Gruppe aus ihren verschiedenen Perioden und Besetzungen empfehlen. Mir persönlich gefällt aber bis heute ihr Debutalbum am besten, weil es noch diese rohe, unverbrauchte und ungestüme Rock-Frische besitzt, die ein ehrliches Hard Rock Album einfach irgendwie auszeichnet. Dank jeglicher fehlender Reminiszenzen an irgendwelche angesagten Trandes oder Studio-Spielereien wirkt das Album bis heute aktuell und es gibt nicht wenige Bands, die inzwischen wieder zu genau diesem urwüchsigen, staubtrockenen und dreckigen Vintage-Rock zurückgefunden haben, den Fastway damals mit ihrem Debutalbum vorlegten.




 

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