Aug 24, 2017


OPETH - Heritage (Roadrunner Records 1686-177051, 2011)

Opeth aus Schweden spielten anfänglich Death Metal und zeigten später immer mehr Einflüsse aus Progressive Rock und Progressive Metal. Der Bandname wurde Wilbur Smith's Roman 'Der Sonnenvogel' entnommen, in welchem Opet als Stadt des Mondes übersetzt wurde. Die Bandgründer fügten dem Wort lediglich den Buchstaben 'h' hinzu. Vor der Gründung von Opeth spielten Sänger Mikael Åkerfeldt und Schlagzeuger Anders Nordin mehrere Jahre in der Black und Death Metal Band Eruption. Opeth Gründer David Isberg lernte Åkerfeldt in dieser Zeit kennen und engagierte ihn zunächst als Bassisten. Die anderen Bandmitglieder wussten davon nichts und verliessen im Streit die Band, um ein eigenes Projekt namens Crowley zu gründen und im gleichen Jahr ein Demotape namens "The Gate" einzuspielen. Opeth ersetzte die ausgeschiedenen Musiker durch Gitarrist Andreas Dimeo, Bassist Nick Döring und Schlagzeuger Anders Nordin. Opeth spielten ihr erstes Konzert im Februar 1991 mit Therion, Excruciate and Authorise. Danach verliessen Dimeo und Döring die Band und wurden für das nächste Konzert durch Gitarrist Kim Pettersson und Bassist Johan DeFarfalla ersetzt. Nach dem zweiten Konzert mit At The Gates, Therion, Desecrator, Megaslaughter und Sarcazm verliess DeFarfalla die Band wieder und wurde durch Peter Lindgren ersetzt, der eigentlich Gitarrist war und, nachdem kurze Zeit später Pettersson die Band verliess, an die Gitarre wechselte. Am Bass gab Matthias Ander ein kurzes Gastspiel, dem Stefan Guteklint folgte. Nachdem sich Opeth nach ihrer Gründung zunächst geweigert hatten, Demoaufnahmen einzuspielen, entstanden im Zeitraum von 1991 bis 1994 mehrere Demo-, Proberaum- und Promotionsaufnahmen.

Nachdem die Band 1994 einen Plattenvertrag mit Candlelight Records unterzeichnet hatte, trennte man sich von Guteklint und engagierte DeFarfalla als Studio-Bassisten für die Aufnahmen von "Orchid"; er blieb in der Folge Mitglied von Opeth. Nach der Veröffentlichung des Debütalbums bekamen Opeth die Chance, einige Konzerte in Grossbritannien zu spielen. Im Frühling 1996 wurde das zweite Album "Morningrise" in den schwedischen Unisound Studios aufgenommen und vom Betreiber Dan Swanö produziert. Nach dem Erscheinen gingen Opeth auf ihre erste Europa-Tournee mit Cradle Of Filth. Nach der Tour wurde DeFarfalla gefeuert. Nordin wurde dies mitgeteilt, während er im Urlaub in Brasilien weilte. Er beschloss, dort zu leben, und verliess die Band. Für "My Arms, Your Hearse" fand die Band mit Martin Mendez und Martin Lopez, die beide aus Uruguay stammten, zwei neue Mitglieder, aufgrund von Terminproblemen spielte Åkerfeldt jedoch den Bass auf dem Album ein. Lopez spielte vor Opeth bereits bei Amon Amarth. So wurde im Sommer 1997 dieses dritte Album aufgenommen und anschliessend wieder getourt. Mit dem Konzeptalbum "Still Life" von 1999 zeigten sich Opeth eher von der melancholischen Seite. Im Jahr 2000 wechselte die Band das Label und unterschrieb einen Vertrag mit Music for Nations.

Vor dem Erscheinen von "Blackwater Park" im Jahre 2001 tourten Opeth erneut. In London begegnete Åkerfeldt dem Musiker Steven Wilson und konnte ihn als Produzent für ein neues Album gewinnen. Im Jahr 2002 nahmen Opeth, wieder unter der Regie Wilsons, zeitgleich die beiden Alben "Deliverance" und "Damnation" auf. Ersteres iwar ein hartes Metal-Album, das andere sehr ruhig und ohne gutturalen Gesang. Das Konzept, aus den verschiedenartigen Ideen und Stücken zwei gegensätzliche Alben zu machen, stammte von Jonas Renkse (Katatonia). Music for Nations konnte nur davon überzeugt werden, da die Band einverstanden war, beide Alben bezüglich der Modalitäten ihres Plattenvertrages und der finanziellen Unterstützung durch die Plattenfirma als ein einziges zu behandeln. "Deliverance" erschien im November 2002 und "Damnation" im April 2003. Nach jedem Album folgte eine Tournee. In den Vereinigten Staaten tourte die Band zusammen mit Porcupine Tree. Im Februar 2004 brachten Opeth die DVD "Lamentations – Live at the Shepards Bush Empire" heraus. Auf dieser war das Konzert in London zu sehen, wie auch ein 'Making Of' der beiden vorherigen Studioalben.

Am 29. August 2005 erschien das Album "Ghost Reveries". Die Band war zuvor zu Roadrunner Records gewechselt, da Music for Nations 2004 aufgelöst wurde. Zudem wurde der Keyboarder Per Wiberg, der auf vorherigen Live-Auftritten bereits zur Besetzung gehörte, nun fest in die Band integriert. Auf diesem Album kombinierten Opeth wieder verstärkt Progressive Rock- und Death Metal-Elemente, wobei der Death Metal-Anteil zugunsten von Einflüssen aus dem Psychedelic Rock zurückgeschraubt wurde. Im Vergleich zu den Vorgängeralben war Mikael Åkerfeldt auch nicht mehr alleine für die Kompositionen verantwortlich, sondern hatte Ideen der ganzen Band mit einfliessen lassen. Im Mai 2006 verliess der Schlagzeuger Martin Lopez die Band aus gesundheitlichen Gründen. Seinen Platz als festes Mitglied übernahm kurz darauf Martin Axenrot, welcher zuvor bei Bloodbath aktiv war und bereits früher bei Opeth-Konzerten am Schlagzeug ausgeholfen hatte. Im Mai 2007 veröffentlichte Peter Lindgren einen offenen Brief, in dem er bekannt gab, dass für ihn das Leben mit der Band zu schwer werde, unter anderem wegen der sehr langen Tourneen. Als Ersatz für ihn trat Fredrik Åkesson in seine Fusstapfen, der vorher bei Bands wie Arch Enemy und Krux gespielt hatte. Im Mai 2008 wurde das neunte Studioalbum "Watershed" veröffentlicht.

Im April 2011 gaben Opeth auf ihrer offiziellen Webseite bekannt, dass Keyboarder Per Wiberg die Band im beiderseitigen Einvernehmen verlassen hatte. Dieser wurde später durch Joakim Svalberg, welcher zuerst nur live als Ersatz spielte, ersetzt. Die Keyboard-Parts auf dem im September 2011 erschienenen Album "Heritage" wurden jedoch noch ausschliesslich von Per Wiberg gespielt. Auf "Heritage" liess die Band die früheren Death Metal-Einflüsse völlig hinter sich. Das Album entstand Anfang 2011 in den Atlantis Studios in Stockholm. Von Mikael Åkerfeldt selbst produziert, wurde es von Steven Wilson abgemischt. Janne Hansson war der Toningenieur. Am 1. Dezember 2010 gab die Band bekannt, dass sie in Stockholm ins Studio ging. Bereits im September 2010 hatte Akerfeldt der Presse anlässlich der DVD-Veröffentlichung von "In Live Concert at the Royal Albert Hall" von seinem Schreibprozess für das neue Album berichtet. Das Magazin Rock Hard widmete der Band vorab eine zehnseitige Titelstory und erschien mit einer Extra-CD, die "The Devil's Orchard" von "Heritage" und sechs weitere Live-Stücke vom Rock Hard Festival enthielt.

Rezensionen auf den Babyblauen Seiten fielen überwiegend wohlwollend aus, so wurden vor allem der Mut zum Stilwandel und die handwerkliche Qualität gelobt. Andererseits wurde bemängelt, dass es an Originalität und Höhepunkten fehle. Im Rock Hard Magazin erreichte das Album mit einer Durchschnittsbewertung von 7,5 aus 10 Punkten den achten Platz der monatlichen Magazin-Charts. Holger Stratmann beschrieb Heritage als ein interessantes Album mit leichten Schwächen. Die Musikzeitschrift Eclipsed kürte "Heritage" indes zum Album des Jahres 2011, nachdem es zuvor im Oktober bereits Album des Monats war. Mike Borrink stellte fest, dass Åkerfeldt mit diesem Album wohl am Ende einer langen Reise angekommen sei. Opeth blieben einzigartig und ehrlich. Das Album erreichte mit Platz 9 in Deutschland die erste Top Ten-Platzierung der Band. In den USA kam es auf Platz 19.

Am 22. August 2014 erschien dann das elfte Studioalbum "Pale Communion", welches durch die Gruppe vorab in voller Länge im Internet bereitgestellt wurde. Auf dem Album verfolgten Opeth die mit "Heritage" eingeschlagene musikalische Richtung konsequent weiter und verzichten zu Gunsten melodiöser Progressive Rock-Elemente erneut auf bisherige Death Metal-Stilmittel. Nachdem die Band einen Plattenvertrag mit dem Label Nuclear Blast abgeschlossen hatte, wurde am 30. September 2016 das Studioalbum "Sorceress" veröffentlicht. Als der Gründer David Isberg die Band leitete und Åkerfeldt noch nicht eingestiegen war, orientierte sich die Musik Opeths am Black Metal und klang wie Bathory. Robert Müller vom Magazin Metal Hammer verglich das Debütalbum "Orchid" mit "In The Woods" auf Dope, mit weniger Progressive Rock Elementen und mehr Kerzenlicht, aber genauso üppigen Songs. Die ersten Alben waren im Death Metal verwurzelt, später wurden immer mehr genre-fremde Elemente in die Kompositionen integriert und Opeth wurde oft dem Progressive Metal zugerechnet. Der Musikstil wechselte spätestens ab "My Arms, Your Hearse" innerhalb der komplex strukturierten und oft langen Stücke zwischen brachialen Metal-Passagen und ruhigen, melancholischen Passagen mit balladesken Anklängen. Dieser Gegensatz findet sich in der besonderen Gesangsweise von Åkerfeldt wieder, der zwischen seiner warmen, klaren Gesangsstimme und tiefem Growling variierte. Auf ihrem Album "Watershed" gelang der Band ein humoristisches Spiel. Der Song "Hessian Peel" beinhaltete eine Passage mit rückwärts gesungenem Gesang, der sich umgekehrt als die Textzeile "Wandering in the courtyard. My sweet Satan I see you" offenbarte. Musikgeschichtlich war es eine direkte Referenz auf Led Zeppelin und die Debatten um angeblich versteckte Botschaften in deren "Stairway to Heaven". Mit dem Album "Heritage" liess die Band die früheren Death Metal-Einflüsse völlig hinter sich und bezog sich vor allem auf den Progressive Rock der 70er Jahre. Mit "Pale Communion" und "Sorceress" wurde der Weg fortgesetzt.





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