THE SPENT POETS - The Spent Poets (Geffen Records GEF24467, 1992)
Die müden, ausgelaugten, verschwendeten Poeten – was für ein schöner Name für eine leider gänzlich unbekannt gebliebene, schnell in der Versenkung verschwundene Band. Dabei bot diese Gruppe Anfang der Neunziger Jahre so ziemlich alles, was es zum Erfolg braucht: Tolle Songs, grosse Eigenständigkeit, enorme stilistische Vielfalt und in Adam Gates und Matt Winegar zwei charismatische Musiker mit hohem musikalischen Potential. Die Band startete ursprünglich als The Monkey Rhythm und spielte 1985 unter diesem Namen auch eine Maxi-Single ein, bevor sie vom kleinen Indie-Label 415 Records zu Geffen wechselte.
Die Musiker der Band waren nicht wirklich Unbekannte. Zumindest in den USA spielten sie doch mit der einen oder anderen relativ bekannten Band mit. So beispielsweise der Gitarrist Matt Winegar, der zuvor bei den zappaesken Art Rockern von PRIMUS mitspielte. Auch der Bassist Derek Greenberg spielte zuvor bei PRIMUS. Der Schlagzeuger Mark Urbano wiederum stand in den 80er Jahren in Diensten von Bourgeois Tagg und Todd Rundgren und wechselte nach den Spent Poets in die Begleitband von John Hiatt.
Im Zuge der Aufnahmen zum ersten Album hat sich die Band dann in The Spent Poets umbenannt. Der Opener "Mr. Einstein" geht ziemlich flott in die Beine und man wird musikalisch unweigerlich an den anspruchsvollen Poprock eines Andy Partridge von XTC erinnert. Ein verlorener Andy Partridge Track ? Nein, die Songs stammen alle aus der Feder der Bandmitglieder Adam Gates, Matthew Winegar, John Berg und Derek Greenberg. Eindrücklich ist bei diesem, wie bei allen anderen Songs des Albums der Songtext. Die Texte werden dem Begriff Anspruch wirklich gerecht und vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum die Band kommerziell floppte. Eventuell war das in einem sich ständig neuen Trends anpassenden Pop-Umfeld einfach zuviel des intellektuellen Anspruchs. Man kann trotzdem unbeschwert durch das ganze Album hindurch gleiten, immer wieder faszinieren und überraschen diverse Stilbrüche, Untertöne, diese manchmal fulminanten Wechsel der Stimmungen, und man wähnt man sich dabei nicht selten erinnert an die gewisse leichtfedernde Dekadenz etwa früherer Roxy Music Platten. Die stilistische Bezeichnung Art Rock passt zu diesem Album eigentlich wie die Faust aufs Auge.
"Ali Ali Ackbar" war als Single ausgekoppelt worden und kaum je im Radio zu hören. Es war die Zeit von Rave und kommerziell erfolgreichen Bands wie den Charlatans, den Happy Mondays oder den Dylans – und da waren die verschwendeten Poeten halt eher nicht so trendy, dass sie bei einem breiteren Publikum hätten reüssieren können. Es blieb letztlich leider bei diesem einen wunderbaren Album. Die Band nahm zwar ein komplettes zweites Album auf, welches jedoch von der Plattenfirma nicht mehr veröffentlicht wurde.
So bleiben denn leider nur ein paar kleine akustische Kostbarkeiten wie das an die Musik aus einem frühen Hitchcock-Krimi erinnernde "You Can’t Kill Michael Mallory", "He’s Living with his Mother now" (das frappant an "Maxwell’s Silver Hammer" der Beatles erinnert), das äusserst spritzig/witzig und kreative "Walt Whitman’s Beard" und die opulente Wucht des psychedelisiert arrangierten "You Don’t Know Me". Wer sich ausserdem für "The Rocks In Virginia’s Dress" interessiert, eine Antwort haben möchte auf die Frage "Why Are You Sleeping with Mister Brown ?" oder ganz einfach den akustischen Feinheiten zwischen "My Useless Heaert" (wunderbar!) und "Your Existential Past" (grossartige Lyrics!) lauschen möchte, der erhält ein Album voller exzellenter musikalischer Momente irgendwo zwischen The Judybats, Prefab Sprout und The Mutton Birds, drei anderen leider weitgehend unbekannt gebliebenen Bands, die in der Zeit zwischen Mitte der 80er und 90er etliche musikalische Glanzlichter ablieferten.
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