Beatnik's Music Corner

ROBERT GORDON WITH LINK WRAY - Fresh Fish Special 

(Private Stock Records PS 7008, 1978)

Der Sänger und Songschreiber Robert Ira Gordon, geboren am 29. März 1947 in Washington D.C., prägte in den 70er- und frühen 80er-Jahren den Neo Rockabilly Trend wie kaum ein anderer Musiker aus diesem stilistischen Bereich und sein Comeback im Jahre 2004 im Bereich der Country-Musik war ebenso von Erfolg gekrönt. Robert Gordon wuchs in Bethesda, Maryland, einem Vorort von Washington, auf. Die Idee, Musiker zu werden, reifte bei ihm während eines Ferienlagers im Sommer 1962 heran, als er dort auf Anregung seines ebenfalls anwesenden Bruders das Stück "Lonely Teardrops" sang. Seine Rock'n'Roll-Karriere begann schliesslich 1964, als er im Alter von 17 Jahren die Band The Confidentials gründete. 1967 heiratete er seine Jugendliebe und verzog mit ihr 1970 nach New York City, wo er ein Bekleidungsgeschäft eröffnete. Nach der Scheidung im Jahre 1975 schloss er sich der Band Tuff Darts an, die eher im Bereich des Punkrock angesiedelt war. 1976 trat Robert Gordon auch als Schauspieler in Erscheinung in dem Film 'Unmade Beds', der von Amos Poe gedreht wurde und musikalisch im Bereich des Punk und New Wave angesiedelt war.

Die Tuff Darts waren eine der ersten echten und kompromisslosen Punk Bands, die im legendären Club CBGB auftrat. Sie waren eine jener Pionier-Bands, die diesen legendären Schuppen zu einem regelrechten Punk- und New Wave-Mekka werden liessen. Mit sehr erfolgreichen Titeln wie "Slash", "(Your Love Is Like) Nuclear Waste" und ihrem grössten Hit, der Single "All For The Love Of Rock And Roll" waren die Tuff Darts ab Mitte der 70er Jahre ziemlich erfolgreich. Die Gruppe spielte in den angesagten Clubs in New York City wie dem Max's Kansas City und dem erwähnten CBGB und bestanden aus Robert Gordon (Gesang), Jeff Salen (Gitarre), Bobby Butani (Gitarre), John DeSalvo (Bass), und Jim Morrison (Schlagzeug). In dieser Besetzung waren die Tuff Darts auch auf dem inzwischen als Kult gefeierten Sampler "Live At CBGB's" zusammen mit anderen Bands zu hören. Der Sampler erschien 1976 und gilt bis heute als eine der besten Punk-Zusammenstellungen der frühen Jahre. Robert Gordon strebte indes seine eigene Karriere als Solokünstler an, weswegen er die Tuff Darts verliess. Die holten sich als Ersatz den Sänger Tommy Frenzy, mit bürgerlichem Namen Tommy Frenesi. Erst 1978 veröffentlichten die Tuff Darts ihr erstes und leider einziges Album "Tuff Darts!" beim Label Sire Records, produziert von Bob Clearmountain und Tony Bongiovi, kurz bevor sie sich trennten.

Der Schallplattenproduzent Richard Gottehrer entdeckte den bald als Solokünstler arbeitenden Robert Gordon während einer Probe mit den Tuff Darts. Er war beeindruckt von dessen Stimme und der Art, wie er Elvis Presley's "One Night" interpretierte. Die beiden unterhielten sich über die Aufnahme einer Rock'n'Roll-Platte, für die Gordon den legendären Gitarristen Link Wray verpflichtete. Ihre erste gemeinsame LP enthielt vorwiegend Coverversionen alter Aufnahmen wie beispielsweise "Red Hot" von Billy Lee Riley und den bei Rock'n'Roll-Musikern und Bands schon immer populären "Twenty Flight Rock" von Eddie Cochran und war wegweisend für den zu dieser Zeit aufflammenden Neo Rockabilly Trend. Seine Art der Darbietung beeindruckte sogar viele der Interpreten aus den 50er-Jahren. So liess sich etwa Sonny Burgess, der einst bei den legendären Sun Records unter Vertrag war, zu der Aussage hinreissen, Gordon sei einer der besten Sänger, die er je gehört habe. Indes war es keineswegs Gordon's Absicht, den klassischen Rockabilly wieder aufleben zu lassen: "Eigentlich versuche ich immer, die Songs noch eine Spur härter zu inszenieren als im Original", verriet er etwa der Country Standard Time.

1978 folgte eine weitere Platte mit Link Wray, an der auch Elvis' ehemalige Gesangsgruppe The Jordanaires und Bruce Springsteen (er schrieb für Gordon das Stück "Fire") beteiligt waren. Als die Nachfrage nach der neuen LP gerade in Gang kam, ging die Plattenfirma Private Stock Records zu Gordon's Leidwesen bankrott. Das führte dazu, dass die Platte leider viel zu wenig promotet werden konnte. Das Album versandete bald in den Grabbelboxen der Plattenläden und wurden dort von den wahren Rock'n'Roll Conoisseurs entdeckt und meist günstig gekauft. Noch heute würde ich dieses zweite Album als Robert Gordon's in sich stimmigstes Album bezeichnen. Mit "If This Is Wrong" fand sich auf dem Album nur gerade ein einziger Titel aus der Feder von Link Wray, der auch nicht einmal dessen typische Handschrift trug. Dafür war der Titel perfekt auf die Stimme von Robert Gordon zugeschnitten. Der Sänger selber suchte sich jedoch auch hier wieder einige absolut brilliante Nummern aus, von denen Bruce Springsteen's "Fire" noch nicht einmal das Highlight darstellte. Obwohl ein fabelhafter und absolut passgenauer Titel, erwiesen sich vor allem Gene Vincent's "Five Days, Five Days", "Sea Cruise" von Huey 'Piano' Smith, nebst Frankie Laine's "Blue Eyes (Don't Run Away)" als die wahren Perlen des Albums. Natürlich schenkten auch der Leiber/Stoller Klassiker "I Want To Be Free" und Bob Luman's "Red Cadillac And A Black Moustache" gehörig ein und über allem stand eine fabelhafte und klanglich absolut saubere Produktion, für welche die beiden Toningenieure Rex Collier (Ferlin Husky, Leon Russell, Jimmy Dawkins, Barbara Mandrell) und Rob Freeman (Ramones, Dirty Angels, Blondie, Richard Hell & The Voidois) verantwortlich zeichneten.

Ende 1978 unterzeichnete Robert Gordon einen neuen Vertrag bei RCA Victor Records. Dieser soll Robert Gordon angeblich besonders glücklich gemacht haben, weil dies die Plattenfirma war, bei der auch Elvis engagiert war. Weil er zwar mit Link Wray's Studioaufnahmen zufrieden war, aber nicht mit dessen Live-Aufnahmen, trennte Gordon sich von Wray und arbeitete fortan mit dem Gitarristen Chris Spedding zusammen. Seine erste Platte für RCA Victor Records kam im Februar 1979 unter dem Titel "Rock Billy Boogie" auf den Markt und schaffte es immerhin in die Charts der 100 meistverkauften Langspielplatten. Während sich das nächste Album "Bad Boy" nur zögerlich verkaufte, war der 1981 erschienenen dritten LP bei RCA Victor ein besonderer Erfolg beschieden: mit über 200000 Verkaufsexemplaren geriet "Are You Gonna Be The One" zu Robert Gordon's bestverkaufter Langspielplatte überhaupt. Dennoch wurde die Zusammenarbeit bald aufgrund von Dissonanzen bezüglich der Tantiemen für sein nächstes Album von der Plattenfirma RCA beendet.

1981 wirkte Robert Gordon in dem Film 'The Loveless' mit, einem Motorradfilm, der durch den Kultfilm 'Der Wilde' (The Wild One), mit Marlon Brando in der Hauptrolle, inspiriert war. Die meisten darin gespielten Lieder komponierte und sang Robert Gordon selbst. Auf dem Cover des Albums "Greetings From New York And More" war der Musiker auf einer der Harley Davidson Motorräder aus dem Film zu sehen, die er nach dem Dreh in seiner Wohnung aufstellte. Die Beendigung der Zusammenarbeit durch die RCA und der allgemein rückläufige Trend des Neo Rockabilly führten bei Robert Gordon nicht nur zu einem Karrierebruch, sondern auch zu Alkohol- und Drogenproblemen. 1995 heiratete Robert Gordon zum zweiten Mal. Mit der 2004 erschienenen Country-LP "Satisfied Mind" gelang ihm schliesslich das so lange erhoffte Comeback. 2005 kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Chris Spedding. Robert Gordon tourte mit ihm durch zahlreiche Länder, was zu einem weiteren Live-Album führte, das Aufnahmen von Auftritten in Dänemark, Schweden und Finnland beinhaltete ("The Reunion Tour", 2005). Das Werk erschien auf dem kleinen Independent Plattenlabel Climae Control Records, das im Grunde Robert Gordon und Chris Spedding selbst gehörte.

Das französische Plattenlabel Last Call wiederum veröffentlichte eine DVD mit Aufnahmen eines Amsterdamer Konzertes mit dem Titel "Rockin' The Paradiso". Bei der Plattenfirma Rykodisc erschien danach auch eine Zusammenstellung mit 15 Elvis Songs unter Mitwirkung der Gesangsgruppe The Jordanaires, betitelt "It's Now Or Never". 2009 und 2010 tourte Robert Gordon mit einer All Star Band, genannt "The Gang They Couldn't Hang" mit Beteiligung von Chris Spedding, Slim Jim Phantom und Glen Matlock. Die denkwürdigsten Konzerte waren dabei ein Auftritt am Byron Bay Blues Festival in Australien, sowie am Azkena Rock Festival in Spanien, an welchem Robert Gordon und seine All Star Band gemeinsam mit Kiss und Bob Dylan auftrat. Am 24. Juni 2014 veröffentlichte Robert Gordon's mit "I'm Coming Home" erneut ein ganz fabelhaftes Studioalbum. Er ging wieder auf eine ausgedehnte Konzertreise durch Europa und die USA, und am 19. April 2014 performte er am '17th Annual Viva Las Vegas Rockabilly Weekender' am Car Show Event in Las Vegas.