Oct 5, 2017

 
THE SOFT MACHINE - The Soft Machine (ABC Probe Records CPLP 4500 X, 1968)

Die britischen Soft Machine zählen zu den Pionieren des Canterbury Sound zählt. Die Band entstand ursprünglich im Jahre 1966 in Canterbury in England und spielte dort anfangs eine zentrale Rolle in der Musikszene. The Soft Machine war der Titel eines Romans von William S. Burroughs, nach dem sich die Gruppe benannte. Sie bestand in ihrer ersten Inkarnation aus dem australischen Beatnik Daevid Allen (Gitarre), zwei Mitgliedern der Gruppe Wilde Flowers, und zwar der später auch solo sehr erfolgreiche Kevin Ayers (Bass), sowie Robert Wyatt (Schlagzeug, Gesang) und Mike Ratledge (Keyboards), der schon 1962 mit Allen, Wyatt und den Brüdern Brian und Hugh Hopper musiziert hatte und live aufgetreten war. Daevid Allen hatte den Schriftsteller William S. Burroughs in Paris kennengelernt und von diesem die Erlaubnis zur Verwendung des Gruppennamens erhalten.

Von Anfang an setzten The Soft Machine auf ein eigenes künstlerisches Konzept. Sie experimentierten mit Lightshows und Tonband-Collagen. Es entstanden erste Demoaufnahmen, die erst 1981 auf dem Album "At The Beginning" veröffentlicht wurden. Die zu dieser Zeit entstandenen Aufnahmen bewegten sich musikalisch noch sehr im kompakten Format üblicher Popsongs. Kurzzeitig spielte auch der Gitarrist Andy Summers mit, er verliess die Band aber bald wieder. Als nach einem Engagement in Frankreich Daevid Allen die Wiedereinreise nach Grossbritannien verweigert wurde, blieb er in Frankreich und gründete die Band Gong und The Soft Machine nahmen als Trio ihre erste LP auf, "The Soft Machine" (1968). The Soft Machine gehörten in den Jahren 1967 und 1968 zu den Hausbands des legendären UFO Club in London, wo sie oft gemeinsam mit Pink Floyd auftraten, die ebenfalls in der dortigen Lokation als Geheimtipp galten und regelmässig ihre psychedelischen Shows ablieferten.

Nach einer ausgedehnten Tournee durch die Vereinigten Staaten, auf der sie als Vorgruppe von Jimi Hendrix auftraten, stieg Kevin Ayers aus der Band aus. Es wurde Ersatz gesucht und gefunden: Hugh Hopper, der bisher als Roadie der Band aktiv war. Dazu kam als Saxophonist sein Bruder Brian, ebenfalls ein Mitglied der Wilde Flowers. Hugh's ausdrucksstarkes Spiel am Bass und seine Qualitäten als Komponist sollten die Band für längere Zeit prägen. In dieser Besetzung wurde 1969 dann auch das zweite Album aufgenommen, schlicht "Volume Two" betitelt. Charakteristisch gegenüber dem vorangegangenen Album traten nun noch stärker typische Jazzharmonik, ungerade Metrik und durch Hugh Hopper eine dichtere Rhythmussektion in den Vordergrund. Etwa zur gleichen Zeit legten Soft Machine auch das vormals im Bandnamen verwendete 'The' ab.

Kurzzeitig wurde die Gruppe durch den Jazzpianisten Keith Tippett und drei Musiker seiner Band verstärkt: Mark Charig (Trompete), Nick Evans (Zugposaune) und Elton Dean (Alto Saxophon), der schliesslich auch zum vierten ständigen Mitglied der Gruppe Soft Machine wurde. In dieser Formation wurden einige Konzerte bestritten und ein Teil des dritten Albums "Third" aufgenommen. Dieses Doppelalbum wurde von der Kritik hochgelobt und zeigte auch die Entwicklung der Gruppe in Richtung komplexerer Rhythmen und ausgedehnter Instrumentalstücke. Es galt schliesslich zusammen mit Miles Davis' "Bitches Brew" als eines der bedeutendsten frühen Dokumente der Fusion von Jazz und Rock und als die beste Platte von Soft Machine. Im Jahre 2007 veröffentlichte die Plattenfirma Sony BMG Records eine restaurierte CD-Version mit überarbeitetem Klang und mit einer Live Bonus CD mit BBC-Aufnahmen, die zuvor schon 1988 unter dem Titel "Live At The Proms" im Jahre 1970 erschienen waren. Während diese erste frühe Phase von Soft Machine zweifellos als die innovativste und anspruchsvollste der Gruppe galt, veränderte sich ihre Musik auf den weiteren Alben zunehmends in eine jazzigere Richtung, was zu internen Kontroversen führte.

Robert Wyatt, der gerne mehr Gesang eingebracht hätte, verliess nach dem vierten Album, das den schlichten Titel "4" trug, ausschliesslich im Studio entstand und nur Instrumentalstücke beinhaltete, 1972 die Band. Für die Aufnahmen waren wieder Charig und Evans dazugekommen, aber auch noch Roy Babbington (Kontrabass), Jimmy Hastings (Alt-Flöte und Bass-Klarinette) und Alan Skidmore (Tenor-Saxophon). Das Ergebnis war fast eine Art Big Band Sound mit Einflüssen aus John Coltrane's Musik und dem europäischen Free Jazz. Auch dieses Album fand bei der Musikkritik hohe Anerkennung. Wyatt hingegen gründete 1971 sein Unternehmen Matching Mole. Mit dem Namen, einer französisierenden Verballhornung ('machine molle') von Soft Machine, artikulierte er zugleich den alten Anspruch der Band, Musik und Gesang nicht voneinander zu trennen. Die beiden LP-Seiten des fünften Albums "5" wurden mit zwei verschiedenen Schlagzeugern aufgenommen: Zuerst kam Phil Howard, mit dem Soft Machine im Herbst 1971 bei den Donaueschinger Musiktagen auftraten. Er verliess die Gruppe aber bereits nach kurzer Zeit und als Nachfolger kam John Marshall. Mit diesem Album gingen Soft Machine den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Alle Stücke waren ausschliesslich instrumental gehalten und mit zum Teil komplizierten Rhythmus- und Harmoniewechseln versehen.

Durch John Marshall entwickelte sich die Musik in Richtung Jazzrock, das wiederum war nicht im Sinne von Elton Dean, und dieser verliess daher die Gruppe 1972. Seinen Platz nahm der Oboist, Saxophonist und Keyboarder Karl Jenkins von Ian Carr's Nucleus ein. Das daraufhin entstandene Doppelalbum "Six" zeigte bereits starken Einfluss von Marshall und dem neu hinzugekommenen Jenkins. 1973 verliess auch Hugh Hopper das Ensemble. Sein Nachfolger Roy Babbington, der schon beim 4. Album zusätzlich zu Hopper's E-Bass als Kontrabassist mitgewirkt hatte, war jetzt ab den Aufnahmen des siebten Albums "Seven" als einziger Bassist dabei. Der Wandel in Richtung Fusion war nun endgültig vollzogen, die Stücke waren wieder kürzer und rhythmisch geradliniger. Mit dem nächsten Album "Bundles" (1975) ergänzte Allan Holdsworth mit seinem energischen Gitarrenspiel Soft Machine's Sound um ein weiteres Melodie-Instrument. Das Album erinnerte streckenweise an John McLaughlin's Mahavishnu Orchestra. Auf dem nachfolgenden Werk "Softs", veröffentlicht 1976, wurde Holdsworth durch John Etheridge und Jenkins durch Alan Wakeman ersetzt. Nach Erscheinen dieses Albums verliess mit Mike Ratledge auch das letzte bei Soft Machine noch übrig gebliebene Gründungsmitglied die Gruppe. Soft Machine lösten sich offiziell niemals auf, die Aktivitäten wurden aber immer sporadischer. 1978 erschien "Alive And Well", das aus Konzerten mit demselben Titel entstand, doch nach der reinen Studioaufnahme "Land Of Cockayne" (1981), die trotz prominenter Beteiligung  mit unter anderem Jack Bruce am Bass, weder bei der Kritik noch beim Publikum Anklang fand, stellten Soft Machine den Betrieb endgültig ein.

Nach langer Pause reformierte sich die Band jedoch im Jahre 1999 unter dem geänderten Bandnamen Soft Ware in der Besetzung Elton Dean, Hugh Hopper, John Marshall und Keith Tippett. 2002 stieg Tippett wieder aus und Allan Holdsworth kam, worauf sich die Band den Namen Soft Works gab. Nach einer weiteren Umbenennung in Soft Machine Legacy spielte die Band seit Herbst 2004 in der Besetzung Elton Dean, Hugh Hopper, John Marshall und John Etheridge und veröffentlichte drei Alben: "Live In Zaandam" (2005) und das Studioalbum "Soft Machine Legacy" (2006) sowie die Live-DVD "Live At The New Morning" (2006). Nach dem Tod von Elton Dean im Februar 2006 spielte Theo Travis mit. Diese Besetzung veröffentlichte im August 2007 das im Dezember 2006 im Studio von Jon Hiseman aufgenommene Album "Steam". 2008 spielte Roy Babbington wegen Hugh Hopper's Erkrankung vertretungsweise Bass, nach Hopper's Tod im Jahre 2009 ersetzte er ihn. Der deutsche Fernsehsender WDR produzierte anlässlich der 26. Leverkusener Jazztage am 22. November 2005 einen Mitschnitt, ein halbstündiger Ausschnitt davon wurde Mitte Januar 2006 in der Reihe 'Jazzline' gesendet. Obwohl es sich bei Soft Machine Legacy eigentlich um Soft Machine handelte und die Band von Konzert- und Festivalveranstaltern (etwa auf der Zappanale 2006) meist auch unter diesem Namen angekündigt wurde, verzichten die Mitglieder auf ihren alten Namen.



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