Dec 30, 2017


BAKERLOO - Bakerloo (EMI Harvest Records SHVL 762, 1969)

Die Band Bakerloo, die von Dave 'Clem' Clempson (Gitarre und Gesang), Terry Poole (Bass) und Keith Baker (Schlagzeuger) Mitte der 60er Jahre als The Bakerloo Blues Line gegründet wurde, stammte aus Tamworth in Staffordshire (England) und hatte sich seit Anbeginn dem sogenannten 'Jazzy Power Blues' verschrieben. Heute kann man sich unter dieser Bezeichnung sicherlich kaum mehr etwas Konkretes vorstellen. Dennoch traf diese Bezeichnung mehr oder weniger gut zu bei der Formation Bakerloo. Nur fanden sich, entgegen anderer vom Jazz beeinflusster Hard Blues Bands bei Bakerloo keine Bläsersätze. Der Groove der Platte wurde praktisch durchgehend von Clem Clempson's Gitarre getragen, einem äusserst talentierten Musiker, der in späteren Jahren in einigen der rockmusikalisch wichtigsten und populärsten Gruppen landen würde. 

Bereits der Opener "Big Bear Ffolly", eine Eigenkomposition, rollte satt und überzeugend sofort in den Bauch und auch beim Blues Covertitel "Bring It On Home" aus der Feder von Willie Dixon überraschte der satte, fette Basis-Sound, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Platte fast schon wie eine Kreuzung aus dem bleischweren Rock von Black Sabbath und dem exaltierten Gitarrenblues von Ten Years After erinnerte. Von dieser Willie Dixon Adaption war dann Jim Simpson, in jenen Tagen der Manager der Gruppe Cream ganz besonders angetan, und dank seinem Einsatz gelangte die Band schliesslich zu einem Plattenvertrag bei Harvest Records, welcher zu dieser leider einzigen LP der Band Bakerloo führte. 

Bakerloo tourten in der Folge, noch ohne ihre erste Platte veröffentlicht zu haben, einige Zeit zusammen mit der Gruppe Earth, einer Band, die Simpson ebenfalls managte, und die sich später umbenannte in Black Sabbath. Ausserdem wurde von Simpson eine recht umfangreiche Tournee zusammengestellt, die unter dem Namen "Big Bear Ffolly" firmierte, und dessen Line-Up sich neben Bakerloo auch aus Bands wie Tea & Symphony, Locomotive und Earth zusammensetzte. Eine interessante Fussnote in der Geschichte der Rockmusik blieben Bakerloo später auch deswegen, weil sie jene Formation war, die das Vorprogramm zum allerersten Auftritt von Led Zeppelin im Londoner Marquee Club am 18. Oktober 1968 bestritt. Zu diesem Zeitpunkt gab es immer noch keine Platte von Bakerloo zu kaufen. 

Erst im Juli 1969 erschien von Bakerloo die Single "Driving Bachwards" mit der B-Seite "Once Upon A Time" auf dem Harvest Label (Harvest HAR5004). Die LP erblickte erst im Dezember desselben Jahres das Licht der Musikwelt. Leider konnte die Platte in der Folge weder breit promotet werden, noch konnten Termine für eine längere Tournee ins Auge gefasst werden. Dies, weil Clem Clempson schon kurz nach der Veröffentlichung der LP eine Anfrage von Colosseum erhielt, ob er den dort ausscheidenden Gitarristen James Litherhand ersetzen wolle. Clempson sagte zu, was mit dem Auseinanderbrechen von Bakerloo einher ging. Clem Clempson blieb für zwei Jahre und drei Alben bei Colosseum, als er 1973 Peter Frampton's Humble Pie beitrat und 1975 mit Roger Daltrey tourte. 1977 folgte ein Engagement bei Rough Diamond, der kurzlebigen Band des Ex-Uriah Heep Sängers David Byron.

Die beiden anderen Bakerloo Musiker Terry Poole und Keith Baker - nach kurzen Gastspielen bei Uriah Heep (Baker) und Graham Bond (Poole) wieder zusammen unterwegs - bildeten dann 1971 die Rhythmus-Abteilung von May Blitz, einer heftigen aber leider ebenfalls nur relativ kurzlebigen Rockband, die 1970 und 1971 zwei Alben für das Vertigo Swirl Label veröffentlichten, bei denen die beiden Musiker jedoch bereits nicht mehr mit dabei waren. Danach verlor sich ihre Spur weitgehend. Terry Poole spielte noch auf zwei Alben von Colin Blunstone, dem Sänger der Band The Zombies mit, während Keith Baker erst im Jahre 2016 auf einer Soloplatte des ehemaligen Decameron-Musikers Dik Cadbury wieder auftauchte. Clem Clempson blieb als einziger Musiker von Bakerloo bis heute bekannt, seine musikalischen Stationen gelten bis heute als rockhistorisch prägend und wichtig. Neben den bereits erwähnten Colosseum und Humble Pie spielte er im Laufe der Jahre auch für die Bands Strange Brew, Steve Marriott’s All Stars, Rough Diamond, Champion, Snafu und arbeitete als Begleitmusiker für Roger Chapman, Cozy Powell, Ken Hensley (Uriah Heep), Jack Bruce, Jon Anderson (Yes) und Bob Dylan.




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