Dec 10, 2017


OTIS REDDING - The Great Otis Redding Sings Soul Ballads
(Volt Records Volt 411, 1965)

Heute, am 10. Dezember jährt sich zum fünfzigsten Mal der Todestag von Otis Redding, einem der grössten Soulsänger aller Zeiten. Sein Einfluss auf spätere Musiker und Bands war enorm. Das Schicksal wollte es, dass er den grössten Erfolg seiner Karriere, nämlich den Welt-Hit "(Sittin' On) The Dock Of The Bay" nicht mehr erleben sollte. Wie viele Karrieren des Rock'n'Roll und des Soul der frühen 60er Jahre begann auch die von Otis Redding eher zufällig. Am Ende einer Studio-Session führte er seinen Song "These Arms Of Mine" vor und liess alle Anwesenden mit offenen Mündern zurück. Jim Stewart, der Inhaber des auf Soulmusik spezialisierten Plattenlabels Stax Records bot dem Ausnahmetalent Otis Redding sofort einen Vertrag an. Innerhalb von nur zwei Jahren entwickelte Otis Redding einen unverwechselbaren eigenen Stil. Er schien stimmlich keine Grenzen zu kennen. Der erdige Klang seiner Begleitband Booker T. & The MG's und die scharfen Bläsersätze der Bar Keys standen im krassen Gegensatz zu den zuckersüssen Pop Soul-Klängen der Hauptkonkurrenten des führenden Soul-Labels Motown Records aus Detroit.

In England war Otis Redding ab 1965 ein Star. Er feierte zahlreiche Hits, so unter anderem mit seiner Version des Soul Kassikers "My Girl" und spielte Song Ping Pong mit den Rolling Stones, die verschiedene seiner Songs aufnahmen. Otis Redding revanchierte sich mit seiner ganz eigenen Version von "(I Can't Get No) Satisfaction". Im Frühjahr 1967 war Otis Redding mit der umjubelten 'Stax / Volt' Tournee in Europa. Volt war ein weiteres Plattenlabel, das zu Stax gehörte. Zurück in den USA trat der inzwischen auch in seiner Heimat gefeierte Sänger im Sommer 1967 als einer der wenigen schwarzen Künstler beim Monterey International Pop Festival auf und wurde dort frenetisch gefeiert. Otis Redding galt jetzt als einer der ersten sogenannten Crossover-Stars, den sowohl das schwarze, wie das weisse Publikum liebten. Er war kurz vor dem Ziel seiner Träume, zum Weltstar zu avancieren. Doch dann stürzte er am 10. Dezember 1967 mit seinem Privatflugzeug in den Lake Monona in der Nähe von Madison im Bundesstaat Wisconsin. Otis Redding, vier Mitglieder der Bar Keys und der Pilot kamen im eiskalten Wasser ums Leben. "(Sitting On) The Dock Of The Bay" erschien nur wenige Wochen später und geriet posthum zum Nummer 1 Welthit und liess erahnen, was für eine grossartige Karriere durch diesen tragischen Unfall beendet wurde.

Otis Redding gilt bis heute als einer der einflussreichsten Soulsänger der 60er Jahre. Er trägt nicht zu Unrecht den Beinamen 'King of Soul'. Redding erhielt als Sohn eines schwarzen Baptistenpredigers in Dawson sehr früh ein Gefühl für Soulmusik. Bereits als Jugendlicher sang er in einem Kirchenchor. Im Alter von 15 Jahren besuchte er die High School in Macon (Georgia), dem Geburtsort von Little Richard, den er ebenso bewunderte wie Sam Cooke und aus deren beiden Stilen er seinen Gesang formte. Mit Little Richard's Song "Heeby-Jeebies" gewann er mehrere Wochen hintereinander einen örtlichen Talentwettbewerb. Nach Abbruch der Studien schloss er sich Little Richard's damaliger Band an, den Upsetters. Ab 1960 arbeitete er mit Johnny Jenkins And The Pinetoppers zusammen und nahm mit der Band im Juli desselben Jahres unter dem Namen Otis And The Shooters seine erste Platte "She’s All Right" auf. Gerade bei diesen frühen Aufnahmen (so auch bei "Shout Bamalama", ebenfalls aus dem Jahre 1960) war noch stark die Anlehnung an Little Richard zu erkennen.

Der Durchbruch zu seiner eigenen Solokarriere kam im Oktober 1962, als Otis Redding seine Chance nutzte: Er bekam am Ende eines erfolglosen Aufnahmetages von Johnny Jenkins And The Pinetoppers die Möglichkeit, in der verbleibenden Zeit eine eigene Platte aufzunehmen. Das selbst komponierte Lied "These Arms Of Mine" wurde in Windeseile aufgenommen und entwickelte sich nach der Veröffentlichung im November 1962 zu seinem ersten kleinen Hit (Platz 20 in den US Rhythm & Blues-Charts, Platz 85 in den US Pop-Charts). Diese Aufnahme war bei Stax Records in Memphis entstanden, das zu einem der wichtigsten Soul-Labels der 60er und 70er Jahre werden sollte. Bis zu seinem frühen Tod war Otis Redding einer der wichtigsten Künstler der Firma und nach Meinung aller damals Beteiligten musikalisches Herz und Inspiration für alle anderen Beteiligten. Er wurde damit zu einer massgeblichen Figur des Memphis Soul. Nach weiteren Singles Veröffentlichungen mit mittleren Platzierungen in den Charts in den Jahren 1963 und 1964 konnte er mit dem Stück "Mr. Pitiful" Anfang 1965 seinen ersten Top Ten-Hit in den Soulcharts landen. Es folgten bis 1967 etliche weitere Top Ten und Top 20 Hits in diesen Charts, so zum Beispiel die bis heute populär gebliebenen und vielfach von anderen Interpreten gecoverten Titel "That's How Strong My Love Is", das beispielsweise von den Rolling Stones und Frankie Miller gecovert wurde. Dann auch das Stück "Respect", das später ein grosser Hit für Aretha Franklin wurde, ausserdem der heutige Soulklassiker "Fa-Fa-Fa-Fa-Fa (Sad Song)", sowie die beiden mit Carla Thomas eingesungenen Hits "Tramp" und "Knock On Wood".

Otis Redding war insbesondere für seine Live-Auftritte bekannt. So wurde ein Live-Mitschnitt seines Auftritts im New Yorker Apollo Theater besonders durch "Shake" und Redding's aussergewöhnliche Adaption des Rolling Stones-Klassikers "(I Can't Get No) Satisfaction" ein grosser LP-Erfolg. Redding schrieb viele seiner Lieder selbst, manche in Zusammenarbeit mit Steve Cropper von Booker T. & The MG's. Auf einer Europa-Tournee des Stax Labels erlebte er es 1967 das erste Mal, wie ihm weisse Fans in Massen zujubelten. Im selben Jahr trat er auf dem bekannten Monterey Pop Festival auf, das ihm einen grossen Popularitätsschub beim weissen Publikum einbrachte. Das Festival war das erste grosse Festival der Flower Power Bewegung; die Auftritte wurden zwar nicht bezahlt, jedoch bot das gemeinsame Auftreten mit vielen Grössen der damaligen Musik eine gewisse Chance der Publizität. Andere, die hier ihre ersten grossen Konzertauftritte hatten, waren Jimi Hendrix oder Janis Joplin. Redding brachte das Publikum nach damaligen Augenzeugenberichten bis an den Rand der Ekstase.

Redding brachte für Arthur Conley den Durchbruch, als er mit ihm zusammen den ursprünglich von Sam Cooke stammenden Titel "Yeah Man" in "Sweet Soul Music" umschrieb. Es wurde ein absoluter Hit, der bis auf die Nummer zwei in den US-Charts aufstieg und die Top Ten mehrerer europäischer Länder erreichte. "Sweet Soul Music" wurde allein in den USA über eine Million Mal verkauft und mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Otis Redding starb am 10. Dezember 1967, als er zusammen mit vier Mitgliedern seiner damaligen Begleitband The Bar Kays verunglückte. Sein zweimotoriges Flugzeug vom Typ Beechcraft Model 18 war auf dem Weg von einem Fernsehauftritt in Cleveland (Ohio) zu einem Konzert in Madison (Wisconsin), als es bei Nebel, Regen und schlechter Sicht einige Meilen vor der Landung auf dem Flughafen Madison-Dane County in den eisigen Monona-See abstürzte, wobei nur das Bandmitglied Ben Cauley überlebte. Zu Reddings Beerdigung kamen 4500 Menschen.

Während seines kurzen Lebens war es ihm nicht vergönnt, einen sogenannten Crossover-Hit zu landen, einen Hit also, der nicht nur in die Top 20 der Soulcharts gelangte, sondern auch die Popcharts erobern konnte. Lediglich vier seiner zu Lebzeiten veröffentlichten Singles erreichten zumindest Top 30-Platzierungen in den Pop-Charts. Seine erst am 7. Dezember 1967 aufgenommene Single "(Sittin' On) The Dock Of The Bay" wurde posthum veröffentlicht und Anfang 1968 zu seinem einzigen Nummer 1 Hit in den Rhythm'n'Blues-Charts, der gleichzeitig auch die Pop-Charts anführte. Die Single war für sein damaliges Werk recht poppig und hatte weniger Soul-Anklänge. Er hatte den Song während seines Sommerurlaubs in der San Francisco Bay geschrieben. Direkt vor der Aufnahme hatte sich Redding die Polypen entfernen lassen; alle an den Aufnahmen Beteiligten sagten, dass er gesanglich in der Form seines Lebens gewesen sei. Für das Werk erhielt er 1969 posthum einen Grammy Award. Am 11. März 1968 wurde die Single für die Verkaufszahlen in den USA mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Nach seinem Tod wurden zahlreiche weitere Singles und Langspielplatten bis 1970 mit bisher unveröffentlichten Liedern auf den Markt gebracht, die ihm weitere Top Ten und Top 20 Platzierungen in den Rhythm & Blues Charts brachten. Viele davon waren in der Session direkt vor seinem Unfall aufgenommen worden.

Otis Redding's Werk umfasst acht Langspielplatten, darunter die vielgerühmten Alben "Otis Blue" und "The Great Otis Redding Sings Soul Ballads", beide aus dem Jahre 1965. Otis Redding gründete 1965 sein eigenes Platten-Label, Jotis, um neuen Künstlern eine Chance zu geben (unter anderem John Whitehead). Der Rolling Stone listete Redding auf Rang 21 der 100 grössten Musiker sowie auf Rang acht der 100 besten Sänger aller Zeiten. 1969 veröffentlichten The Doors auf ihrem Album "The Soft Parade" das Stück "Runnin' Blue (geschrieben von Robby Krieger), das vom Tod Redding's handelte ("Poor Otis dead and gone, left me here to sing his song"). 1970 erschien das Album "Tell The Truth", das unter anderem den Song "Johnny's Heartbreak" von 1967 enthält. Als Co-Autor wurde der Country Soul Pionier Arthur Alexander genannt. Arthur Alexander verneinte die Urheberschaft von Otis Redding ausdrücklich, da der Song bereits fertig gewesen sei, als Alexander diesen Redding präsentierte. Von Otis Redding stamme lediglich das 's', denn ursprünglich lautete der Titel "Johnny Heartbreak". Seine Söhne Dexter Redding (Bass und Gesang) und Otis II Redding (Gitarre) gründeten in den späten 70er Jahren zusammen mit ihrem Cousin Mark Locket (Schlagzeug und Keyboards) die Gruppe The Reddings, eine Funk- und Disco-Band. Die Bluesrock-Band The Black Crowes hatte mit ihrer Interpretation von "Hard To Handle" im Jahre 1991 einen internationalen Hit. Im Jahre 2011 produzierten die beiden Rapper Jay Z und Kanye West den Song "Otis" für ihr gemeinsames Album "Watch The Throne". Das Stück beinhaltete ein Sample von Otis Redding's Titel "Try A Little Tenderness".




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