VARIOUS ARTISTS - Concord Records 30th Anniversary
(Concord Records CCD6-2182-2, 2003)
Carl Jefferson startete das Label Concord Records, finanziert durch den Verkauf seines Ford-Autohandels, um seine Lieblingsmusiker auf Platte hören zu können. Er war ein Anhänger des damals an den Rand gedrängten Mainstream Jazz und begann damit, einigen Jazz-Gitarristen wie Herb Ellis, Dee Bell, Charlie Byrd, Barney Kessel oder Joe Pass eine Plattform für ihre Veröffentlichungen zu bieten. Weitere Musiker kamen im Laufe der Jahre hinzu, so etwa Mel Tormé, Tony Bennett, Rosemary Clooney, Stan Getz, George Shearing, Marian McPartland, Shelly Manne, Bud Shank, Laurindo Almeida, The L.A. 4, Dave Brubeck, Diane Schuur, Toshiko Akiyoshi, Ray Brown, Cal Collins, Bill Evans, Scott Hamilton und Woody Herman, aber auch Barry Manilow, Vanessa Williams, Bob Maize und Paula Abdul. 1999 wurde das Label von Hal Gaba und dem Fernsehproduzenten Norman Lear übernommen und verlagerte seinen Sitz nach Beverly Hills. 2004 kauften die beiden Fantasy Records und 2005 Telarc Records. Das Unternehmen nannte sich ab da Concord Music Group. Das Sub-Label Concord Picante widmete sich dem Latin Jazz mit Veröffentlichungen von Künstlern wie Cal Tjader, Tito Puente, Mongo Santamaría und Poncho Sanchez, das weitere Label Concord Classic der klassischen Musik.
1969 organisierte der erfolgreiche Gebrauchtwagenhändler und passionierte Swingfan Carl Jefferson in der nordkalifornischen Kleinstadt Concord, dem Geburtsort des Jazzpianisten Dave Brubeck, erstmals das Concord Summer Festival (das erst später in Concord Jazz Festival umbenannt wurde), um seinen Lieblings Jazzmusikern - zu denen natürlich auch Brubeck gehörte - eine Plattform für Auftritte zu bieten. Jeffersons Initiative war insofern bemerkenswert und mutig, als swingender Jazz damals einen schweren Stand hatte. Es war die Zeit, als viele Jazzmusiker zu neuen Ufern aufbrachen: Manche begannen den Flirt mit der prosperierenden Rockmusik, andere integrierten Elemente des Soul und Rhythm & Blues und eine dritte Gruppe widmete sich dem oftmals etwas zerebralen Free Jazz. Der sogenannte Mainstream aber war eher zu einem wenig beachteten Sidestream geworden.
Doch der Erfolg des Festivals zeigte Carl Jefferson, dass es nach wie vor leidenschaftliche Anhänger des swingenden Jazz gab. So verkaufte Jefferson schliesslich sein Geschäft mit dem Handel von Gebrauchtwagen und gründete 1972 auch noch das Label Concord Records, um den von ihm präferierten Jazzkünstlern, die bei vielen anderen Labels kaum noch Beachtung fanden, eine neue Heimat zu geben. Die ersten Aufnahmen für Concord Records entstanden vor allem mit renommierten Gitarristen wie Herb Ellis, Charlie Byrd und Barney Kessel, die ihre Alben entweder als Leader oder gemeinsam unter dem Signum Great Guitars veröffentlichten. Die Angebotspalette wurde schnell erweitert. Auch investierten Jefferson und sein Concord-Label schon einige Jahre bevor die sogenannten Young Lions auf der Szene erschienen in junge, swingende Mainstream-Talente wie Scott Hamilton, Warren Vaché, Dan Barrett, Howard Alden und Ken Peplowski. Zur selben Zeit veröffentlichte man aber auch Platten von Veteranen wie Dave McKenna, Rosemary Clooney, Mel Tormé, George Shearing und Art Blakey. Für die diversen heissen Spielarten des Latin Jazz etablierte man das Sublabel Concord Picante, auf dem Alben von Grössen wie Cal Tjader, Tito Puente, Mongo Santamaria, Poncho Sanchez und Tania Maria präsentiert wurden.
Bis zu seinem Tod im März 1995 produzierte Carl Jefferson über 500 Aufnahmesessions für Concord Records. 1999 wurde das Label von einem Konsortium um den Fernsehproduzenten Norman Lear aufgekauft. Das seit 2002 in Beverly Hills ansässige Label, für das auch Ray Charles, Barry Manilow, Maurice White (Earth, Wind & Fire), Ray Brown, Dave Brubeck, Carl Fontana, Gene Harris, Susannah McCorkle und Marian McPartland Aufnahmen machten, kann mittlerweile stolz auf 14 gewonnene Grammys und 88 Grammy-Nominierungen zurückblicken. 2004 kaufte Concord Records den umfangreichen Katalog des Labels Fantasy Records auf, ein Jahr später auch jenen von Telarc Records. Heute sind unter dem Dach der Concord Music Group mehr als dreissig historische Labels vereint: darunter so klangvolle Namen wie Prestige Records, Riverside Records, Milestone, Pablo und Stax. Der Gesamtkatalog umfasst weit über 1000 Produktionen. Die Pflege des traditionellen (aber längst nicht nur swingenden) Jazz ist nach wie vor ein Label-Schwerpunkt. Darüber hinaus lancierte die Concord Music Group aber auch mit sehr viel Erfolg erfrischende Newcomer wie Peter Cincotti, Erin Boheme, Taylor Eigsti und Christian Scott.
Zum 30 jährigen Jubiläum des Labels veröffentlichte Carl Jefferson's Nachfolger Glen Barros als Präsident des Labels zusammen mit dem Vize-Präsidenten und hier als ausführender Produzent fungierenden John Burk eine äusserst liebevoll und geschmackvoll zusammengestellte, sechs CDs umfassende Jubiläums-Werkschau mit etlichen Glanzlichtern des immens grossen Labelkataloges und exquisiten Trouvaillen aus 30 Jahren Veröffentlichungs-Geschichte. Insgesamt 74 ausgewählte Songs umfasste die Box mit jeweils drei Doppel-CDs, der auch ein umfassendes und informatives, 116 Seiten starkes Buch beigelegt wurde, die sowohl über die auf der Box kompilierten Künstler und Bands, aber auch die jeweiligen ausgewählten Tracks informierte. Äusserst geschmackvoll wurde auch das Box-Design in Szene gesetzt. Chronologisch fanden sich hier frühe Label-Aufnahmen von Herb Ellis und Barney Kessel bis hin zu zeitgemässen Acts wie der Dave Weckl Band oder Poncho Sanchez. Die ausgewählten Titel verrieten einen grossen Geschmack für hervorragende Jazz-Kunst und unterhielten den Zuhörer von der ersten bis zur letzten Sekunde dieser wunderschönen Box, die jedem Jazz-Enthusiasten unbedingt empfohlen werden kann. Zu den einzelnen Acts auf er Box kann man sich hier tiefergreifend informieren und auch probehören:
http://www.wowhd.co.uk/concord-records-30th-anniversary-various-artists/013431218227
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