Apr 29, 2016


HORSE - The Same Sky (Capitol Records C1-48966, 1990)

Horse ist eine absolute Ausnahme-Sängerin. Okay, "Pferd" ist jetzt vielleicht nicht unbedingt der kommerziell wirkungsvollste Name für eine Sängerin, und dennoch trifft der Name voll ins Schwarze. Horse McDonald, mit bürgerlichem Namen eigentlich Sheena Mary McDonald hat eine unglaublich powervolle Stimme, die manchmal in dieses unwiderstehliche Roger Chapman-Tremolo verfällt (was man bei einer Frau normalerweise nicht zu hören kriegt - ebenso ungewöhnlich wie einnehmend.

Als ich vor mehr als 25 Jahren die erste Platte der Band ("The Same Sky") ungehört bestellt hatte, bekam ich eigentlich eine Scheibe, die ich gar nicht wollte. Es gab da nämlich so eine Progressive Rock-Legende, ebenfalls mit dem Namen "Horse" - ein hartes progressives Rock-Werk, das im Original von 1970 stammt. Offenbar hatte ich einfach die falsche Platte bestellt. Anfänglich nervte ich mich ziemlich ob des Fehlkaufs, doch dann hörte ich mir diese in meiner Hörgunst ständig wachsende Scheibe immer und immer wieder an. Dabei empfand ich diese gewaltige Stimme von Sängerin Horse je länger je interessanter. Nach einiger Zeit landete die Platte gleichwohl irgendwo in den hintersten Ecken meiner Sammlung, und dort fristete die Scheibe fortan ein unbeachtetes Dasein.

Gegen Ende der 90er Jahre tauchte dann auf einmal ein Stück in den Clubs auf mit dem Titel "Careful". Der Song war als Jimmy Gomez Club Mix veröffentlicht worden und wurde zum Disco-Dauerbrenner. Der Song entstammte jenem Album der Gruppe Horse, und lebte als letztes Stück der originalen LP lediglich von Horse's Stimmgewalt und dezent unterlegten Streichern. Für diese Neuauflage als Dancefloor Remix jedoch wurden richtig coole Club-Grooves unterlegt - garantiert technofrei. Dank dieses unwiderstehlich locker groovenden "Careful" erinnerte ich mich dann auch wieder an jene Platte, die ich doch seinerzeit mal zufällig "falsch" bestellt hatte. Nach etlichen Jahren wurde ich so zum eigentlichen Fan von Miss McDonald.

Im Zuge meiner Recherchen stiess ich dann auf ein Album aus dem Jahre 1993, betitelt "God's Home Movie". Tatsächlich konnte ich diese CD dann noch in einem Second Hand Laden ergattern und als ich dieses Zweitwerk zum erstenmal hörte, fragte ich mich einmal mehr völlig frustriert, warum denn genau diese Band keinen nennenswerten Erfolg gehabt hat. Diese zweite Scheibe der Gruppe hätte eigentlich ebenfalls alles gehabt, was es zu einem Durchbruch im grossen Stil braucht. Tolle Stimme, exzellente Band und hervorragend eingespielte und arrangierte Songs. Wenn ich heute einen musikalischen Vergleich ziehen müsste, würde ich Horse irgendwo zwischen der deutschen Band Peacock Palace (Sängerin Petra Jansen), dem typischen 80er und 90er Jahre Pop-Rock und der US-Band Lone Justice (Sängerin Maria McKee) ansiedeln. Man kann bei dieser Gruppe echt eine Entdeckung machen.

Insgesamt 9 Platten hat die Sängerin mit ihrer Band bislang veröffentlicht, und noch immer fasziniert ihre Stimme und noch immer warte ich darauf, dass diese Frau endlich mal den Durchbruch schaffen könnte. An den Songs kann es nicht liegen, aber auch nicht an den Begleitmusikern der Dame. Im Oktober und November 2010 liess sich die Gruppe etwas Besonderes einfallen: Für eine Tournee spielte sie das erste Album "The Same Sky" komplett zum 20 jährigen Jubiläum, und diese Tournee wurde durchaus gefeiert. Die schottische Sängerin stand im Laufe der letzten zweieinhalb Dekaden unter anderem mit Bryan Ferry, B.B. King oder Tina Turner auf der Bühne und ihr bis dato bekanntester Song "Careful" wurde auch von Will Young gecovert.





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