MAHOGANY FROG - Mahogany Frog vs. Mabus
(Mafrogany Hog Records 7777215106055, 2004)
Eine interessante kanadische Band aus Winnipeg sind Mahogany Frog, deren Musik als Eclectic Prog Rock bezeichnet wird, was meiner Meinung nach jedoch nicht vollumfänglich den vielschichtigen Sound einfangen kann, den diese verrückte Truppe tatsächlich spielt. Die Band begann ursprünglich als psychedelische Jam- und Alternative Rock Act, gegründet von den drei Multi-Instrumentalisten Graham Epp, Jesse Warkentin und Nathan Loewen. Später gesellte sich dann noch Jean-Paul Perron dazu. Ihr Debutalbum von 2001 war eine Mischung aus der obigen Beschreibung, aber durch den Einstieg dreier weiterer Musiker erwuchs die Band schliesslich zu einem Septett unter Einbezug von Keyboards und Blasinstrumenten. Stets auf der Suche nach ihrem eigenen Sound probierte die illustre Gemeinschaft etliche stilistische Möglichkeiten aus, erweiterten ihr musikalisches Terrain um typische Elemente des Progressive Rock, nur um einige Jahre später in abgespeckter Variante und erneut zum Quartett zusammengeschrumpft, wieder eher schrägen Jam- und Alternative Rock zu spielen.
Dabei war das 2004 erschienene dritte Album der Band durchaus mit progressiven Rockelementen durchzogen, was man schon auf dem Opener, dem 12-minütigen ''Spuk'' hören konnte. Das war einerseits schon der typische Jam-Sound, wie man ihn beispielsweise auch von Formationen wie etwa Phish kennt, allerdings gab die Band hier eine wohldosierte Prise Psychedelik hinzu, ausserdem wirkte die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit und die ansprechenden Einsätze von Elektronik, Synthesizers und fremdartigen Effekten auch bisweilen recht jazzig. Dem Opener folgt mit dem kürzesten Song der Platte "St. Helga Of Argyle" ein noch verstärkterer Jazz-Eindruck: Hier bilden die jazzigen Gitarrensounds zusammen mit dem Synthesizer und der Orgel einen gut hörbaren Canterbury-beeinflussten Sound. Durchaus beim Canterbury-Stil bleibt das Quartett dann auch beim nächsten Longtrack, dem sich über 11 Minuten hinziehenden "The Third Machine", bei welchem in allerbester Hatfield & The North Tradition schräge Spielereien vom Grundthema unablässig abweichen, wobei der ganze Fluss in dem Stück auch stark an den typischen Sound etwa von Caravan angelehnt ist.
Ausserdem erinnert die Band besonders in diesem und auch im nächsten Stück "Paul's Overalls Hold Mould", das sich gar über fast 18 Minuten erstreckt, an die britische Gruppe National Health, die Avantgarde-Sounds mit dem typischen Canterbury-Stil vermengte. Wem diese Band damals gefallen hat, der wird von Mahogany Frog schlicht begeistert sein, schafft es diese Band doch, den Sound von damals perfekt in die Neuzeit zu transportieren, ohne dabei wie eine Kopie zu wirken: Ihr Sound klingt immer frisch, bietet unzählige Ueberraschungen, schwenkt andauernd vom Grundthema ab, verliert sich in ausufernden Jams, um im letzten Moment und kurz vor der Kakophonie wieder den Bogen zurück zum ursprünglichen Thema zu spannen und schon fast gemütlich auszuplempern. Das ist absolut gekonnt und brilliant und spannend inszeniert.
"Paul's Overalls Hold Mould '' klingt auch wie ein Amalgam aller musikalischer Inspirationen der Band in einer einzigen opulenten Inszenierung: Ein phantasiereicher Mix aus psychedelischer Sessionmusik mit hörbaren Kraut-Elementen, groben Ausbrüchen, die durchaus in der Nähe des Heavy Rock und des Jazz-Rock angesiedelt sind, mit einer fetten Portion Jam Band-Verständnis, wechselnden Stimmungen und Improvisationsteilen, mit elektronischen Effekten verfeinert. Auch der fünfte und leider schon letzte Track dieser musikalischen Tour De Force bremst mitnichten das Feuerwerk langsam aus, sondern gibt noch einmal zusätzlich Vollgas: "Boat Alone (We're Not Sailing In This)" beginnt spannend und träumerisch mit teils kalten, teils wohlig-warmen Synthesizer-Klängen, schwebt irgendwann in schönster jazziger Soft Progressiv-Manier in Richtung Canterbury, um einem musikalischen Höhepunkt von jazziger Gitarre und dynamischen Flötenklängen zuzusteuern. Hier klingen sie dann schon fast wie frühe Soft Machine. Die typischen "Fuzz Orgel" Sounds von Mike Rutledge werden hier mit zelebriert.
Dieses Album ist eines, das komplett von Anfang bis zum Schluss begeistern kann. Mahogany Frog spielen absolut gekonnt und überzeugend mit den alten 70er Vibes, mischen sie mit Komponenten des modernen Progressive Rocks und erschaffen damit einen ganz eigenen musikalischen Kosmos, der unglaublich dynamisch und spannend klingt. Die vier auf ihre Songlänge bezogenen sogenannt "epischen" Tracks auf diesem Album sind äusserst abwechslungsreich und erfinderisch arrangiert, schaffen eine ganz eigene Atmosphäre und huldigen in perfekter Weise dem 70er Jahre Sound, ohne altbacken oder gar out of fashion zu wirken.
Der Band gelingt hier der Spagat, weit über 30 Jahre alte Musikmuster perfekt und topmodern ins hier und jetzt zu hieven. Da auch der Klang exzellent und die Produktion perfekt erarbeitet wurde, kann man dieses Werk nur wärmstens empfehlen. Ich denke, hier werden viele verschiedene Musikliebhaber auf ihre Kosten kommen: Der Liebhaber von typischem Fusion Sound genauso wie der Canterbury-Fan und Jam-Sound Freaks. Eine mehr als würdige Alternative zu den abgedroschenen Klischees der Moderne.
https://mahognayfrog.bandcamp.com/album/vs-mabus
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