Apr 3, 2016


MEMO GONZALEZ & THE BLUESCASTERS - Big Time In Big D 
(Continental Blue Heaven Records CBHCD 2008, 2003)

Memo Gonzalez & The Bluescasters swingen wie eine Hängebrücke im Hurricane, deklarierte das britische Musikmagazin Blueprint, während sich das Texas Blues Magazine wunderte: Who are these Guys ? Memo Gonzalez & The Bluescasters sind seit 1995 unterwegs mit ihrer schweisstreibenden Mischung aus Blues, Swing und Rock'n'Roll. Das Quartett um den aus Dallas Texas stammenden Frontmann zählt zu den meistbeschäftigten Bluesbands Europas. Bei über 1000 Auftritten in Clubs und auf internationalen Festivals haben sich Memo Gonzalez & The Bluescasters eine begeisternde Souveränität erspielt, mitreissend festgehalten unter anderem auf dem Konzert-Mitschnitt "Live in the UK".

Die Gruppe steht trotz ihres respektvollen Umgangs mit den Ursprüngen des Blues mit beiden Beinen in der Gegenwart. "Musik spielt immer heute", erklärt Gonzalez. Die Band versteht sich nicht als Jukebox, sondern möchte dieser Musik ihren eigenen Stempel aufdrücken. Die Bandgeschichte beginnt Ende der 80er Jahre, als Kai Strauss die Bluescasters gründet. Bereits in ihren Anfangsjahren wird die Gruppe europaweit zu Festivals eingeladen (Djurs Bluesland/Dänemark, Nottoden Blues Festival/Norwegen, Breminale Bluesfestival, u.a.) und veröffentlicht 1995 ihre erste Platte.

Memo Gonzalez fräst allerdings bereits in den 80er Jahren mit den WEEBADS neue Facetten in den Texas Blues. Die Formation aus Dallas fungiert als Durchlauferhitzer für die Karrieren von Hash Brown, Paul Size, Johnny Moeller, Pat Boyack und natürlich auch Memo Gonzalez, der schon in den letzten Jahren des kalten Krieges gern gesehener Gast auf europäischen und sogar russischen Bühnen ist. Nach einem imposanten Texas Harmonica Rumble im holländischen Utrecht, schlagen die Bluescasters Memo Gonzalez vor, gemeinsam durch Europa zu touren und im darauffolgenden Jahr erscheint das Debut-Album "Let's All Get Drunk And Get Tattooed". Zehn Jahre später und nach zwei weiteren Studioproduktionen beherrscht der XXL-Texaner mit der authentischen Rock'n'Roll-Schmalzlocke spielend jede Bühne und verteidigt seinen Titel als schwergewichtiger Mundharmonika Champion mit jedem Auftritt. 

Kai Strauss wiederum ist ein grossartiger und äusserst vielseitiger Gitarrist, dessen Spiel durchaus auf dem Niveau von zeitgenössischen Amerikanern wie beispielsweise Duke Robillard, Alex Schultz, Rusty Zinn, Charlie Baty und Sean Costello angesiedelt ist. Mit seiner Kraft und atemberaubenden Intensität hat sich der Bandleader der Bluescasters einen festen Platz in den Herzen der grossen Gemeinde der Bluesgitarristen erobert und kann zweifellos als Gitarrist von internationalem Format bezeichnet werden. Das Fachblatt Gitarre & Bass widmet im April 2006 dem trojanischen Bassisten Erkan Özdemir zwei Seiten: In dieser Band spielen ein Jude, ein Moslem, ein Christ und sogar ein Atheist den Blues , sagt Mr. Bass Lover . Gute Musik ist wichtiger als Politik und Religion, denn die Musik gibt uns allen die Chance, den Hass zu überwinden, der Menschen voneinander trennt. Nur das zählt.

Zusammen mit Blues Bottom Erkan Özdemir bildet Schlagzeuger Henk Punter eine Rhythmusgruppe, die Musikfans auf beiden Seiten des Atlantiks mühelos aus den Sitzen reisst. Der Mann aus Amsterdam spielte während seiner Laufbahn u.a. mit Lynwood Slim, Lazy Lester und T-99 und verschafft den Bluescasters endgültig den Nimbus einer 100%-internationalen Top Band. Memo Gonzalez' voluminöse Stimme und seine heulende Mundharmonika treiben jeden einzelnen Song an, legt jedes Gramm seines Lebendgewichts in jeden Ton seines Vortrags. Er glaubt nicht nur an das was er herausruft, Memo Gonzalez ist auch in der Lage, den Rest der Blueswelt von seiner Musik zu überzeugen.

Das vierte offizielle Album der Band "Big Time In Big D" trifft mit seiner Vielseitigkeit den Geschmack so mancher Bluesfans. Neben traditionellen Blues Nummern versteht es die Band immer wieder, mit kleinen und liebevoll arrangierten Details ihrer Musik eine oftmals staubige und knochentrockene Note zu verleihen. In solchen Momenten merkt man Memo Gonzalez seine Heimtat Texas an. Viele perkussive Elemente sind zu hören, den knochentrockenen Desert Blues etwa auf den frühen Z.Z. Top Alben können da durchaus als Vergleich herhalten. Das rythmische "Must Be Love" überzeugt gleich zum Einstieg mit einem unwiderstehlichen lockeren Groove, "Two Headed Woman", "Angel In High Heels" oder auch der ausgedehnte Bluestitel "Wages Of My Sins" klingen erstklassig.

Der charismatische Musiker erinnert sich: "Als ich vor über drei Jahrzehnten in der High School begann, mich für Musik zu interessieren, galt meine Liebe schon den Rhythm & Blues Sounds der lokalen Radiosender". Der Musiker, der in seiner Schulzeit noch nicht als "Three Hundred Pounds of Texas Dynamite" bekannt war, wie er später jedoch genannt wurde. "In all den Jahren hat diese Musik mein Leben verändert und ich bin um die halbe Welt gereist." Memo Gonzalez lebt inzwischen permanent in Deutschland und ist regelmässig live zu erleben.



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