Aug 6, 2016


THE JIMMY CASTOR BUNCH - E-Man Groovin'
(Atlantic Records SD 18186, 1976)

Der am 23. Juni 1940 in New York City geborene Jimmy Castor war in seiner Jugend mit Frankie Lymon befreundet. Er schrieb im Alter von gerade mal 16 Jahren den schönen Titel "I Promise To Remember", der 1956 ein Hitparadenerfolg für Lymon und seine Teenagers wurde und galt damit schon früh als grosses Talent. Als Frankie Lymon 1957 bei den Teenagers ausstieg, ersetzte ihn Jimmy Castor, jedoch ohne dass die Gruppe an die erfolgreiche Zeit davor anknüpfen konnte. Ab 1960 ging Jimmy Castor Solowege und war vor allem als Saxophonist und Studiomusiker erfolgreich. Er spielte zum Beispiel bei Dave Cortez’ Hit "Rinky Dink" und Little Eva's "The Loco-Motion" mit. Daneben veröffentlichte er auch eigene Aufnahmen. Mit dem Instrumental "Hey Leroy, Your Mama’s Callin’ You" hatte er 1967 zudem einen eigenen einen Top 40-Hit in Amerika.

Anfang der 70er Jahre entstand dann die Gruppe The Jimmy Castor Bunch, die mit funkigen Novelty-Songs einige beachtenswerte Erfolge feiern konnte. Ihr erster Hit "It’s Just Begun" aus dem Jahre 1972 war zwar kein Top Hit, gehört aber heute zu den Klassikern, was Hip Hop-Samples anbetrifft. Es folgte der nichtweniger erfolgreiche Titel "Troglodyte (Cave Man)", ein skurriler Song über einen Höhlenmenschen, der in den USA Platz 6 der Billboard-Charts und Platz 4 der Rhythm'n'Blues-Charts erreichte und zu Jimmy Castor's einzigem Millionenseller wurde. Der als Einleitung gesprochene Satz "What we're gonna do right here is go back, way back, back into time" ist sehr bekannt und wird von Musiksendern gerne verwendet, wenn es um Oldies oder musikalische Rückblicke geht. Mit den ebenfalls erfolgreichen Singles "Bertha Butt Boogie" und "King Kong" hatte Jimmy Castor mit seiner Truppe noch zwei weitere grosse Hits, die im selben Muster wie "Troglodyte" gestrickt waren. Bis Ende der 70er Jahre war Jimmy Castor immer wieder in den US-Charts erfolgreich, ab 1976 auch ohne seine Begleitband, danach liess der Erfolg deutlich nach.

Gerade sein spätes Werk, das 1976 veröffentlichte "E-Man Groovin'" kann daher als sein musikalisch ausgereiftestes Album betrachtet werden. Hier zog der Musiker mit seinen exaltierten Mitmusikern noch einmal alle Register. Die leichte Verrücktheit eines James Brown verband Castor mit der souligen Eleganz etwa der Temptations, sorgte aber mit seiner bekannten humorvollen Art auch hier wieder für den einen oder anderen herzhaften Lacher. Er wendete das sich in früheren Jahren als äusserst erfolgreich erwiesene Konzept des etwas aus der Rolle fallenden Musikers erneut an, zeigte hier mit dem zweiteiligen "Dracula", dem absonderlichen "Space Age" und vor allem mit dem Titelstück "E-Man Groovin'" erneut, dass das Praktizieren ernsthafter Soul-Funk Musik und ein überdrehtes Humorverständnis nicht grundsätzlich konträr zueinander stehen müssen.

"Superfunk", so betitelte die Fachpresse damals den Sound auf der "E-Man Groovin'" LP. Zusammen mit seinem Werk "It's Just Begun" von 1972 gilt die Platte als seine Beste. Und die Songs auf dem Album bestätigen dies sehr eindrücklich, denn trotz aller Exatiertheit und dem etwas schrägen Humors von Jimmy Castor präsentiert er auf dieser Platte einige wahre Soul- und Funk-Perlen, die die Zeit bis heute gut überdauert haben. Der wunderschöne Up Tempo-Lovesong "Everything Is Beautiful To Me" kann ebenso begeistern wie das hip und sexy arrangierte "Dracula", das in zwei Teilen ("Part I" und "Part II") eine Art Screamin' Jay Hawkins in Soulfunk darstellt. Der Opener "E-Man Groovin'" gibt als Titelstück schon perfekt den Groove des gesamten Albums vor, wirkt dank seiner etwas längeren Laufzeit von über 5 Minuten auch sehr schön jammig. Der Track dürfte damals in den New Yorker Clubs gerne und oft gespielt worden sein, denn er lädt geradezu zum Tanzen ein.

Mit dem leicht futuristisch arrangierten Titel "Space Age" zeigte sich Jimmy Castor ausserdem als ein Musiker, der seiner Zeit weit voraus war. Diese Art von spaceig arrangierter Funkmusik kam eigentlich erst Ende der 70er und noch mehr Anfang bis Mitte der 80er Jahre auf, als Herbie Hancock in dieser musikalischen Stilrichtung mit seinem Hit "Future Shock" einen entsprechenden Genreklassiker landete. Jimmy Castor hatte die Idee, mit elektronischen Hilfsmitteln und klangverändernden und -verfremdenden Effekten zu arbeiten, schon in den frühen 70er Jahren. "Space Age" war in dieser Beziehung sicherlich sein bestes Stück. Mit dem der Gruppe The Spinners entlehnten Song "I Don’t Want To Lose You" zeigte Jimmy Castor auch ein sicheres Händchen für gelungene Coverversionen. Seine Fassung dieses Soul-Klassikers gefällt ebenfalls sehr.

Speziell Castor's Balladen und Midtempo Songs sind phantastische Funk-Jazz Grooves, die später von Hip Hop Musikern ausgiebig gesampelt wurden. Jimmy Castor bleibt damit bis heute einer der einflussreichen schwarzen Künstler der 70er Jahre, da er seiner Zeit manchmal ziemlihc weit voraus war. The Jimmy Castor Bunch bestanden auf diesem Album aus dem Keyboarder Gerry Thomas, dem Bassisten Paul Forney, dem Gitarristen Jeffrey Grimes, dem Perkussionisten Lenny Fridie Jr. und dem Schlagzeuger Ellwood Henderson, und natürlich aus dem Saxophonisten und Timbales spielenden Sänger Jimmy Castor. Gerry Thomas verliess anschliessend an dieses Album die Gruppe und ging zur später ebenfalls sehr erfolgreichen FATBACK BAND. Castor selbst trat als Solokünstler in Erscheinung, veröffentlichte bis 1988 auch weitere Platten, die ihm im Jahre 1988 einen seiner grössten Hits beschied: Ein Remake des Songs "Love Makes A Woman", den Castor zusammen mit der damaligen Disco Diva Joyce Sims zusammen aufnahm. Später stieg Jimmy Castor wieder bei den Teenagers ein, die weiterhin existierten, und trat mit ihnen bis Mitte der 90er Jahre auf. Der hervorragende Musiker starb am 16. Januar 2012 in Las Vegas.




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