Aug 13, 2016


MANOWAR - Gods Of War (MCA Records MCA 01203-1, 2007)

Manowar sind die lauteste Band der Welt. So steht es inzwischen auch im Guinness Book Of Records. So wurde am 8. März 1994 in der Music Hall in Hannover, vorsichtshalber ohne Publikum, ein Schalldruckpegel von 129,5 Dezibel gemessen. Bei Auftritten mit Publikum bewegt sich die Lautstärke der Manowar-Konzerte üblicherweise zwischen 115 und 120 Dezibel. Die dazu benötigte besonders belastbare Tontechnik wurde von John "Dawk" Stillwell entwickelt, der als festes Mitglied der Band im Hintergrund gilt und die Band auf Tourneen immer begleitet. Im Juli 2008 wurde beim Magic Circle Festival in Bad Arolsen mit 139 dB ein neuer Guinness-Weltrekord aufgestellt. der seither nicht mehr übertroffen wurde, weder von Manowar selbst noch von irgendeiner anderen Band. Die musikalischen Mittel in den Rocksongs von Manowar orientieren sich einerseits an kraftvoll orchestralen und melodiösen Vorbildern aus der sinfonischen Musik, wie etwa den Kompositionen Richard Wagners, andererseits aber auch an eingängigen folkloristischen Elementen der verschiedensten Kulturkreise. Besondere Ausdruckskraft wird ihren Songs durch die sehr facettenreiche Stimme des Sängers Eric Adams verliehen.

Die Musiker haben zudem mit namhaften Künstlern, wie zum Beispiel Orson Welles zusammengearbeitet, der die Textpassagen der Stücke "Defender" und "Dark Avenger" sprach, sowie auch mit Christopher Lee bei der Neuaufnahme des Stücks "Dark Avenger" im Jahre 2001. Ein Markenzeichen der Band ist das imagebildend gebrauchte magisch-mystisch angehauchte inszenierte Selbstverständnis: So wurde der zweite Plattenvertrag im Jahre 1983 mit Megaforce Records mit dem Blut der Musiker unterzeichnet. Dieses Selbstverständnis findet sich auch in vielen Songtexten der Band wieder. Dabei werden beispielsweise Motive der nordischen Mythologie und entsprechender Heldensagen aufgegriffen und mit Begriffen wie Ehre und Ruhm zum Beispiel im "Kampf" gegen Poser und den "falschen" Metal vermengt. Zum Nimbus der Band gehört auch das "Sign of the Hammer" genannte Grusszeichen, das bei Konzerten gerne verwendet wird. Die linke Hand umschliesst hier das Handgelenk der Rechten, die mit geballter Faust über den Kopf erhoben wird. Seit einigen Jahren ist der Künstler Ken Kelly, der unter anderem schon für die Band KISS gearbeitet hat, für die Coverillustrationen von Manowar's Platten verantwortlich.

Die Gruppe Manowar wurde im Jahre 1980 von Joey DeMaio und Ross "The Boss" Friedman in Auburn, New York gegründet. Die beiden Musiker lernten sich während der 'Heaven and Hell'-Tour von Black Sabbath kennen, da DeMaio als Bass- und Pyrotechniker und Friedman als Gitarrist der Vorgruppe SHAKIN' STREET an dieser Tournee beteiligt waren. 2007 erschien das insgesamt bereits zehnte Studioalbum "Gods Of War" über das bandeigene Label Magic Circle Music. Das Album war in der Musikpresse ziemlich umstritten. Es sollte ursprünglich ein Jahr früher veröffentlicht werden. Auf Grund eines Motorrad-Unfalls und der daraus resultierenden Handverletzung des Gitarristen Karl Logan wurde die Veröffentlichung und die Tour aber verschoben. Die dadurch gewonnene Zeit nutzte Bandchef und Hauptsongwriter Joey DeMaio, um das Konzept des Albums grundlegend zu verändern. Insbesondere recherchierte er die nordische Mythologie intensiv und baute es zu einem Konzeptalbum um. "Gods Of War" sollte damit der Auftakt eines Zyklus von insgesamt vier Konzeptalben werden, die sich jeweils mit einem Kriegsgott beschäftigten. In "Gods Of War" ist dies der nordische Gott Odin. Der Zyklus ist eng angelegt an Richard Wagners Ring des Nibelungen.

Wer
beim Begriff "Metal-Oper" spontan vielleicht an AVANTASIA dachte, dem präsentierten Manowar hier ein Werk allererster Güte, das dieses Prädikat auf jeden Fall verdient hatte. Wie bei Opern üblich gab es auch zahlreiche Intros zu den eigentlichen Stücken, was die Nähe zur Opernwelt zusätzlich verdeutlichte. "Overture To The Hymn Of The Immortal Warriors": Wie der Name schon deutete, war dies eine Ouvertüre, kein klassischer Metal-Opener. Ein Orchester anstelle von Gitarren und schnellen Riffs, Pauken anstelle von druckvollen Beats des Schlagzeuges. Das war nicht einmal eine besonders bombastische Einleitung in dieses Werk, aber auf jeden Fall eine bemerkenswert ausdrucksstarke, man wurde erwartungsvoll auf das Kommende eingestimmt. Die Komposition passte, auch an jenen Stellen, an denen sich der Chor einbrachte. Am Ende überrollte den Zuhörer ein Hauch eines Gewitters um dann im nachfolgenden "The Ascension" die Spannung weiter zu steigern. Auch dieser Titel war noch kein richtiger Metal-Song, den man eigentlich spätestens jetzt erwartet hätte, stattdessen überraschte die Gruppe mit einem weiteren quasi "Intro nach dem Intro". Für solche Gimmicks waren und sind Manowar aber bekannt. Einführende Worte, mit düsterer Stimme vorgetragen und ein erster vorsichtiger Gesang, jedoch alles im Stil eines Intros einer Oper, leitete nahtlos hinein in die Nummer "King Of Kings", dem ersten echten Metal-Titel auf dem Album. Schnell und druckvoll mit prächtigen Riffs und klarem Gesang. Tempowechsel, gehässiges Lachen im Hintergrund, mit allen Zutaten eines pompösen Metal-Titels und wiederum typisch Manowar: "I live and I die by the sword".

"Army Of The Dead Part I": Wieder der Chor, mit eher Oper- als Manowar-typischem Gesang. Keine Instrumente, nur der recht schöne Gesang, der zum nächsten Song überleitete. Das vierte Lied und das dritte Intro also ? "Sleipnir": Pferdegetrappel erklang nun und drang durch Kampfesgeräusche aus der Ferne. Eine Stimme, die kurz erläuterte, wer oder was "Sleipnir" ist (Odin's Schlachtross). Dann erwuchs aus dieser feinen Einleitung ein bärenstarker Song. Ein schöner druckvoller Midtempo-Song, der vom Kampf handelte und mit einem klassischen Gitarrensolo überraschte. Hier war das Schlagzeug vor allem herausragend arrangiert: Sehr druckvoll und sehr kurz gehalten. Es folgte wiederum ohne Pause direkt der nächste Kracher mit dem Titel "Loki God Of Fire". Der in etwa mit demselben Tempo und mit noch mehr Druck ausgestattete Song steigerte die Härte gleichermassen wie die Dynamik noch einmal spürbar. Auich hier wiederum nur kurz angespielte Riffs, gleichmässige Gitarrenläufe und ein ansonsten sehr Schlagzeug lastiger Song mit mehren Tempowechseln und einem Refrain, der sich einprägte, dargeboten von den Gänsehaut erzeugenden stimmlichen Höhen von Eric Adams. Mit dem nachfolgenden Titel "Blood Brothers" folgte ein nur von Streichern untermalt singender Eric Adams, eine ganz wunderbare Nummer. Sein stimmliches Können stellte er hier eindrücklich unter Beweis, alleine schon durch die verschiedenen Tonlagen, die er problemlos und fehlerfrei traf. Ruhige Gitarrenklänge und langsame Beats gesellten sich hinzu, fast so arrangiert wie ein klassischer Lovesong, aber wie der Titel besagte, handelte der Song von Blutsbrüdern, also den wirklichen Freunden unter den Freunden des Lebens. Ein sehr schöner ruhiger Song, bei welchem Manowar überzeugend demonstrierten, dass sie nicht nur "hart" können. 

"Overture To Odin": Erneut präsentierten Manowar hier eine klassische Ouvertüre als betitelte Überleitung zum nächsten Song. Streicher eröffneten diesen, zuerst nur Violinen, dann auch ein Cello und später noch im Hintergrund leise Bläser und ein leichter Hauch von Schlagzeug. Das Ganze wurde gegen Ende immer druckvoller, lauter und man hörte durchaus den typischen Manowar Sound heraus. Das nachfolgende "The Blood Of Odin", das mit der Ouvertüre angekündigt wurde, begann erstmal mit einem Gewitter, welches von einer Rede unterbrochen wurde, später wiederum begleitet durch Kampfgeräusche. Okay, so was mag vielleicht zu einer Oper gehören, aber den Titeltrack durch ein doppeltes Intro anzukündigen, war vielleicht doch etwas zu arg geklotzt. Aber wer Manowar kennt, dem war natürlich klar, dass dies Teil des musikalischen Gesamtkonzepts der Band war und ist. Bescheidenheit oder gar magere Kost war nie ihr Markenzeichen.

Mit "Sons Of Odin" folgten erneut harte Beats, klare, wenn auch bekannte Riffs, gefolgt von einem dramatisch zu nennenden Tempowechsel. Ein Song, der durchaus Gänsehaut verursachen konnte. Mit "Glory Majesty Unity" stellte sich bei diesem Songnamen ein leichtes Déjà-Vu ein. Zuerst hörte man nur das Prasseln von Regen, dazu leichte Paukenschläge, danach ein gesprochenes Intro, das an "Grandfather, tell me a Story" erinnerte. Die antwortende Masse wurde vom Chor in einem merkwürdigen Singsang gesprochen und dieses Intro bedeutete eine weitere Überleitung zum nachfolgenden Song. Der Titelsong "Gods Of War" wurde von Paukenschlägen und einem üppigen Chor eröffnet, bevor martialische, kriegerisch und gleichzeitig Sieg verheissende Klänge des Orchesters gemeinsam mit den bekannten Instrumenten in den Song einleiteten.

Ein fabelhafter Kracher voll von kriegerischer Euphorie, kraftstrotzend und eine perfekte Mischung aus klassischen Elementen und Heavy Metal. Auch dieser Song zeichnete sich durch ruhige und kräftigere, langsame und schnellere Passagen aus. Der tolle Gesang, unterstützt durch den majestätischen Chor, sorgte wieder und wieder für die bewährte Manowar-Gänsehaut. Das darauffolgende "Army Of The Dead Part II" war erneut als Einleitung zum nächsten furiosen Track arrangiert. Orgelklänge und ein Chor dominierten hier und leiteten über in den Track "Odin". Die gelungene Hymne auf den nordischen Kriegsgott, den höchsten aller nordischen Götter begann mit feinen Gitarrenklängen, die sich langsam mit den restlichen Instrumenten zu einem mächtigen eindrucksvollen Song steigerten, der im Vordergrund mit der Melodie der Gitarre und im Hintergrund mit dem gewohnten Power aus Bass und Schlagzeug aufwartete. Die Stimmlage kräftig, passend zum restlichen Song steigerte sich dieser Song nach und nach zu einem überdurchschnittlichen Manowar-Song, der die Klasse der Band erneut eindrücklich unter Beweis stellen konnte.

Mit dem offiziell letzten Stück dieser wilden Metal-Oper, betitelt "Hymn Of The Immortal Warrior" leiteten erneut Paukenschläge und leise Streicher, sowie ein eher leiser Gesang in die Schluss-Sequenz des Albums ein. Ein langsamer, aber umso druckvollerer Song offenbarte sich nach diesem eher leisen Intro. Sehr langsam, aber von einer Intensität, wie es eigentlich immer wieder nur Manowar schafften. Der Refrain gemeinsam mit dem Chor gesungen war dies noch einmal ein überaus bombastischer Song, der die ganze Klasse der Band offenbarte.  Der eingangs bereits erwähnte Bonus-Track "Die For Metal" schliesslich war ein schneller Fetzer, der druckvoll und äusserst dynamisch rockte, der aber nicht mehr Teil dieser Metal Oper war, dennoch aufgrund seiner treibenden Härte absolut passend wirkte.

"Gods Of War" ist eine zeitlose tolle Metal-Scheibe, die aufgrund ihres musikalischen Konzepts, wie auch der qualitativen Umsetzung noch immer als Meisterwerk bezeichnet werden kann. Manowar haben zahlreiche gute Platten gemacht, aber diese Metal Oper strahlt doch sehr hell im Gesamtwerk dieser phantastischen Rockband.


 

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