COLD CHISEL - Breakfast At Sweethearts (Elektra Records 600042, 1979)
Die Gruppe Cold Chisel wurde 1973 in Adelaide in South Australia gegründet, wechselte aber später den Standort nach Sydney. Mit ihrer ersten, 1978 erschienenen LP platzierte sich die Band sofort in den australischen Charts. Cold
Chisel gelten als typische Vertreter des australischen Pub Rock.
Geprägt ist ihre Musik von der rauen Stimme ihres Sängers Jimmy Barnes
und dem Gitarrenspiel von Ian Moss. Der kräftige Rhythmus und Jimmy
Barnes' Stimme sind die erdige Seite der Musik, ausgefeilte Texte über
den Alltag in Australien und ausgeprägter Satzgesang sind aber
gleichzeitig Nachweise eines durchaus hohen künstlerischen Anspruchs. Mit "Breakfast At Sweethearts" präsentierten sie 1979 ihr zweites Album, das noch wesentlich griffiger und wohlproduzierter daherkam als das Debutalbum, das teilweise noch recht rauh und ungeschliffen klang. Trotzdem fand sich mit der Nummer "Khe Sanh" schon auf dem Debutwerk eine Single, die vor allem in ihrer Heimat ein grosser Erfolg wurde. Insbesondere in Deutschland bildete sich in der Folge über die Jahre eine relativ grosse und treue Anhängerschaft.
Das Album "Breakfast At Sweethearts" startete mit dem Opener "Conversation" und gab gleich ein relativ hohes Tempo vor. Der hart gespielte Rocksong brillierte von Beginn weg mit der tollen und angriffigen Gitarrenarbeit von Gitarrist Ian Moss und der kratzbürstigen und sehr voluminösen Stimme von Jimmy Barnes, der in seinen besten Momenten durchaus mit einem Steve Marriott vergleichbar war. Ohne grössere Atempause krachte darauf gleich der nächste waschechte Rock'n'Roll aus den Lautsprechern: "Merry Go Round" überzeugte erneut mit einer fetten Ladung Gitarre und einem Jimmy Barnes in bester Shouter-Laune. Die Melodie präsentierte sich als ausgesprochener Ohrwurm mit Mitsingfaktor 100. Sogar der danach in Szene gesetzte "Dresden" Blues kam mit ordentlichem Tempo. Die von einem herrlichen Klavier getragene Nummer wirkte in sich eigentlich tieftraurig, erhielt aber erneut durch den Gitarristen Ian Moss durch dessen Arbeit an der Klampfe ordentlich Biss.
Nach diesem doch enorm vorwärtspreschenden Beginn mit den ersten drei Songs wurde es nicht etwa endlich gemütlich auf diesem tollen und launemachenden Album, sondern nun schüttelten Cold Chisel einen ihrer zukünftigen Klassiker aus dem Aermel: "Goodbye" war nicht nur erneut ein Rock-Fetzer erster Güte, der Song wurde live später unter anderem auch von U2 auf die Bühne gehievt, was dem Titel zusätzliche Attraktivität bescherte. Dies erste LP-Seite kam an ihr Ende mit der relativ kurz gehaltenen Klavier-Ballade "Plaza", auf welcher der Gitarrist Ian Moss den Leadgesang übernahm und einen sehr eindrücklichen Songtext in ein schönes und dann doch noch eher leises akustisches Gewand verpackt.
Aber schon beim ersten Song auf der B-Seite war wieder alles klar: Rock'n'Roll pur und eine weitere Steilvorlage für den brillianten Shouter Jimmy Barnes: die hemdsärmlige und rauhe Fernfahrer-Nummer "Shipping Steel", die ihren Grundgroove auf dem altbekannten Bo Diddley Beat aufbaute. Hier zeigte sich erneut, in welcher Richtung sich Jimmy Barnes am wohlsten fühlt: Erdiger, krachender Rock mit viel Melodie und Hooklines, die man sich einfach merken kann und die nicht sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwinden. Auch das wieder ein exzellenter Rocksong. Und genauso, wie es Cold Chisel auf der ersten Seite der LP vorgemacht hatten, schmissen sie auch hier auf der B-Seite einen kernigen, schnellen Rock'n'Roll als zweiten Song hinterher: "I'm Gonna Roll Ya" überzeugte durch relativ kurze, aber total auf den Punkt gebrachte Soli von Don Walker und Ian Moss. Ausserdem gelang der Band auch hier wieder eine Mitsing-Nummer, die vor allem durch den Chorgesang von Ian Moss und Jimmy Barnes überzeugen konnte.
Es folgte mit "Show Time" ein Song, der sich das Musikgeschäft als solches zur Thematik genommen hatte. Die insgesamt deprimierende und desillusionierende Stimmung wurde perfekt eingefangen und umgesetzt. Die Schnellebigkeit und Oberflächlichkeit des Show Business verpackten Cold Chisel in eine in entgegengesetzte Richtung: Wirkte der Songtext ausserordentlich traurig, klang der Song dagegen wirklich schön. Bemerkenswert auch hier wieder Jimmy Barnes' Stimme und natürlich der Songtext: "And I’m kneeling in the backroom, crying Lord I’m just a trooper; let me play it one more time". Eine weitere, recht differente musikalische Spielart präsentierten Cold Chisel mit dem nachfolgenden Stück "Breakfast At Sweethearts": Wirkte das ganze Album bislang wie ein echtes Rock-Juwel, so bauten die Jungs nun ausgerechnet beim Titelstück etwas ganz Neues ein: Die Nummer klang recht jazzig, erhielt aber einen Reggae-Rhythmus verpasst. Das war ganz klar eine neue Seite der Band, die sie auch beim Debutalbum noch nicht gezeigt hatte. Auch dieser Song verfügte über eine total mitsingbare Melodie, die im Kopf haften bleibt. Das grosse Finale der Platte war dann wieder Rock pur, und diesmal auch Rock der besonders harten Ausrichtung: "The Door", ein spannender, düster rockender Titel, überzeugte noch einmal auf der ganzen Linie: Angefeuert durch Ian Moss' schneidende Gitarre sang sich Jimmy Barnes atemlos durch diesen wilden Titel. Ein wahrhaft würdiger Abschluss einer grossartigen Rockplatte.
In den 70er und 80er Jahren konnten Cold Chisel einige Hits feiern. Ihr Erfolg war allerdings im Wesentlichen auf Australien und Neuseeland begrenzt. Weder in den Vereinigten Staaten noch in Europa gelang ihren Platten der Einzug in die Hitparaden. Das Live-Doppelalbum "Swingshift" aus dem Jahre 1981 mit einer Mischung aus Boogie und Blues verschaffte der Band Auftrittsmöglichkeiten, in Australien tourten sie mit Rod Stewart, in den USA waren sie mit Ted Nugent und Cheap Trick unterwegs und in Europa waren sie im Vorprogramm von Slade zu sehen. In Deutschland gaben sie 1982 unter anderem ein Konzert in der Rockpalast-Reihe. In Australien traten sie 1982 nur noch vor ausverkauften Häusern auf. Im April 1983 kam es bei einem Konzert im Rahmen eines Motorrad-Festivals zu massiven Ausschreitungen.
Trotz grosser Erfolge in Australien löste sich die Band 1984 auf. Jimmy Barnes begann eine erfolgreiche Solokarriere und gehört seither zu den bekanntesten australischen Rocksängern, sein Auftritt bei der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2000 bescherte ihm ein weltweites Publikum. Don Walker hatte Ende der 80er Jahre einige kleinere Erfolge mit der Band Catfish, bei seinen verschiedenen Projekten wirkte er immer wieder mit Ian Moss zusammen. Steve Prestwich gehörte eine Weile zur Tourband von John Farnham. Die Platten von Cold Chisel blieben auch nach ihrer Trennung in Australien gut verkäuflich, was eng mit der Karriere von Jimmy Barnes zusammenhing. Nachdem über Jahre immer wieder Kompilationen und noch nicht veröffentlichtes Material auf neuen Platten erschien, produzierte die Gruppe 1998 mit "The Last Wave Of Summer" noch einmal ein neues Album, das mit einer ausverkauften Tournee durch Australien populär gemacht wurde. Nach einem letzten gemeinsamen Auftritt von Cold Chisel im Jahre 2005 bei einem Benefizkonzert für die Opfer des Seebebens vom 26. Dezember 2004 trennte sich die Band ein zweites Mal.
Aus einem gemeinsamen Auftritt im Jahr 2009 entwickelte sich erneut eine Zusammenarbeit, die auch mit dem Tod von Schlagzeuger Steve Prestwich im Januar 2011 kein Ende fand. Ein Jahr später veröffentlichten die vier verbliebenen Bandmitglieder das siebte Studioalbum der Band mit dem Titel "No Plans". Egal ob harter Rock, Blues, Pop oder gar moderater Jazz: Cold Chisel konnten letztlich alles spielen, klangen aber am besten, wenn sie wie hier auf dem zweiten Album "Breakfast At Sweethearts" beseelt rockig zur Sache gingen. Mit Jimmy Barnes verfügte die Gruppe zudem über einen der brilliantesten Shouter, die eine Rockband haben kann, mit einer enormen Kraft in der Stimme. Cold Chisel sind immer eine gute Wahl, wenn man mal Lust auf erdigen und kräftigen Rock hat, der nicht nur krachen, sondern auch klingen soll.
Das Album "Breakfast At Sweethearts" startete mit dem Opener "Conversation" und gab gleich ein relativ hohes Tempo vor. Der hart gespielte Rocksong brillierte von Beginn weg mit der tollen und angriffigen Gitarrenarbeit von Gitarrist Ian Moss und der kratzbürstigen und sehr voluminösen Stimme von Jimmy Barnes, der in seinen besten Momenten durchaus mit einem Steve Marriott vergleichbar war. Ohne grössere Atempause krachte darauf gleich der nächste waschechte Rock'n'Roll aus den Lautsprechern: "Merry Go Round" überzeugte erneut mit einer fetten Ladung Gitarre und einem Jimmy Barnes in bester Shouter-Laune. Die Melodie präsentierte sich als ausgesprochener Ohrwurm mit Mitsingfaktor 100. Sogar der danach in Szene gesetzte "Dresden" Blues kam mit ordentlichem Tempo. Die von einem herrlichen Klavier getragene Nummer wirkte in sich eigentlich tieftraurig, erhielt aber erneut durch den Gitarristen Ian Moss durch dessen Arbeit an der Klampfe ordentlich Biss.
Nach diesem doch enorm vorwärtspreschenden Beginn mit den ersten drei Songs wurde es nicht etwa endlich gemütlich auf diesem tollen und launemachenden Album, sondern nun schüttelten Cold Chisel einen ihrer zukünftigen Klassiker aus dem Aermel: "Goodbye" war nicht nur erneut ein Rock-Fetzer erster Güte, der Song wurde live später unter anderem auch von U2 auf die Bühne gehievt, was dem Titel zusätzliche Attraktivität bescherte. Dies erste LP-Seite kam an ihr Ende mit der relativ kurz gehaltenen Klavier-Ballade "Plaza", auf welcher der Gitarrist Ian Moss den Leadgesang übernahm und einen sehr eindrücklichen Songtext in ein schönes und dann doch noch eher leises akustisches Gewand verpackt.
Aber schon beim ersten Song auf der B-Seite war wieder alles klar: Rock'n'Roll pur und eine weitere Steilvorlage für den brillianten Shouter Jimmy Barnes: die hemdsärmlige und rauhe Fernfahrer-Nummer "Shipping Steel", die ihren Grundgroove auf dem altbekannten Bo Diddley Beat aufbaute. Hier zeigte sich erneut, in welcher Richtung sich Jimmy Barnes am wohlsten fühlt: Erdiger, krachender Rock mit viel Melodie und Hooklines, die man sich einfach merken kann und die nicht sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwinden. Auch das wieder ein exzellenter Rocksong. Und genauso, wie es Cold Chisel auf der ersten Seite der LP vorgemacht hatten, schmissen sie auch hier auf der B-Seite einen kernigen, schnellen Rock'n'Roll als zweiten Song hinterher: "I'm Gonna Roll Ya" überzeugte durch relativ kurze, aber total auf den Punkt gebrachte Soli von Don Walker und Ian Moss. Ausserdem gelang der Band auch hier wieder eine Mitsing-Nummer, die vor allem durch den Chorgesang von Ian Moss und Jimmy Barnes überzeugen konnte.
Es folgte mit "Show Time" ein Song, der sich das Musikgeschäft als solches zur Thematik genommen hatte. Die insgesamt deprimierende und desillusionierende Stimmung wurde perfekt eingefangen und umgesetzt. Die Schnellebigkeit und Oberflächlichkeit des Show Business verpackten Cold Chisel in eine in entgegengesetzte Richtung: Wirkte der Songtext ausserordentlich traurig, klang der Song dagegen wirklich schön. Bemerkenswert auch hier wieder Jimmy Barnes' Stimme und natürlich der Songtext: "And I’m kneeling in the backroom, crying Lord I’m just a trooper; let me play it one more time". Eine weitere, recht differente musikalische Spielart präsentierten Cold Chisel mit dem nachfolgenden Stück "Breakfast At Sweethearts": Wirkte das ganze Album bislang wie ein echtes Rock-Juwel, so bauten die Jungs nun ausgerechnet beim Titelstück etwas ganz Neues ein: Die Nummer klang recht jazzig, erhielt aber einen Reggae-Rhythmus verpasst. Das war ganz klar eine neue Seite der Band, die sie auch beim Debutalbum noch nicht gezeigt hatte. Auch dieser Song verfügte über eine total mitsingbare Melodie, die im Kopf haften bleibt. Das grosse Finale der Platte war dann wieder Rock pur, und diesmal auch Rock der besonders harten Ausrichtung: "The Door", ein spannender, düster rockender Titel, überzeugte noch einmal auf der ganzen Linie: Angefeuert durch Ian Moss' schneidende Gitarre sang sich Jimmy Barnes atemlos durch diesen wilden Titel. Ein wahrhaft würdiger Abschluss einer grossartigen Rockplatte.
In den 70er und 80er Jahren konnten Cold Chisel einige Hits feiern. Ihr Erfolg war allerdings im Wesentlichen auf Australien und Neuseeland begrenzt. Weder in den Vereinigten Staaten noch in Europa gelang ihren Platten der Einzug in die Hitparaden. Das Live-Doppelalbum "Swingshift" aus dem Jahre 1981 mit einer Mischung aus Boogie und Blues verschaffte der Band Auftrittsmöglichkeiten, in Australien tourten sie mit Rod Stewart, in den USA waren sie mit Ted Nugent und Cheap Trick unterwegs und in Europa waren sie im Vorprogramm von Slade zu sehen. In Deutschland gaben sie 1982 unter anderem ein Konzert in der Rockpalast-Reihe. In Australien traten sie 1982 nur noch vor ausverkauften Häusern auf. Im April 1983 kam es bei einem Konzert im Rahmen eines Motorrad-Festivals zu massiven Ausschreitungen.
Trotz grosser Erfolge in Australien löste sich die Band 1984 auf. Jimmy Barnes begann eine erfolgreiche Solokarriere und gehört seither zu den bekanntesten australischen Rocksängern, sein Auftritt bei der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2000 bescherte ihm ein weltweites Publikum. Don Walker hatte Ende der 80er Jahre einige kleinere Erfolge mit der Band Catfish, bei seinen verschiedenen Projekten wirkte er immer wieder mit Ian Moss zusammen. Steve Prestwich gehörte eine Weile zur Tourband von John Farnham. Die Platten von Cold Chisel blieben auch nach ihrer Trennung in Australien gut verkäuflich, was eng mit der Karriere von Jimmy Barnes zusammenhing. Nachdem über Jahre immer wieder Kompilationen und noch nicht veröffentlichtes Material auf neuen Platten erschien, produzierte die Gruppe 1998 mit "The Last Wave Of Summer" noch einmal ein neues Album, das mit einer ausverkauften Tournee durch Australien populär gemacht wurde. Nach einem letzten gemeinsamen Auftritt von Cold Chisel im Jahre 2005 bei einem Benefizkonzert für die Opfer des Seebebens vom 26. Dezember 2004 trennte sich die Band ein zweites Mal.
Aus einem gemeinsamen Auftritt im Jahr 2009 entwickelte sich erneut eine Zusammenarbeit, die auch mit dem Tod von Schlagzeuger Steve Prestwich im Januar 2011 kein Ende fand. Ein Jahr später veröffentlichten die vier verbliebenen Bandmitglieder das siebte Studioalbum der Band mit dem Titel "No Plans". Egal ob harter Rock, Blues, Pop oder gar moderater Jazz: Cold Chisel konnten letztlich alles spielen, klangen aber am besten, wenn sie wie hier auf dem zweiten Album "Breakfast At Sweethearts" beseelt rockig zur Sache gingen. Mit Jimmy Barnes verfügte die Gruppe zudem über einen der brilliantesten Shouter, die eine Rockband haben kann, mit einer enormen Kraft in der Stimme. Cold Chisel sind immer eine gute Wahl, wenn man mal Lust auf erdigen und kräftigen Rock hat, der nicht nur krachen, sondern auch klingen soll.
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