Jun 25, 2017


MOLLY HATCHET - Molly Hatchet (Epic Records JE 35347, 1978)

Die amerikanische Southern-Rock-Band aus Jacksonville, Florida wurde 1975 gegründet. Der Name der Band ging zurück auf eine Prostituierte namens Molly Hatchet, die im 17. Jahrhundert in den Südstaaten lebte und ihre Freier angeblich köpfte und verstümmelte. Molly Hatchet bestanden in ihrer Gründungsphase aus dem Sänger Danny Joe Brown, dem Bassisten Banner Thomas, dem Schlagzeuger Bruce Crump und den drei Gitarristen Dave Hlubek, Steve Holland und Duane Roland. Molly Hatchet waren von Anfang an bekannt für ihren harten, lauten Südstaaten-Sound. Ihr Debütalbum von 1978, schlicht mit "Molly Hatchet" betitelt, erntete innert kürzester Zeit eine Platin-Auszeichnung. Die darauffolgende Platte "Flirtin' With Disaster" wurde noch erfolgreicher und verkaufte sich über zwei Millionen Mal.

Das von Frank Frazetta gemalte Frontcover liess nicht unbedingt auf die Musik schliessen, welch die Band zum besten gab. Durchaus hätte man aufgrund ihrer Covers (Frank Frazetta designete auch weitere Albencover für die Band) auf einen Hardrock- oder Metal-Hintergrund schliessen können. Die solide, vom Blues, Country und Bluegrass beeinflusste Gitarrenarbeit von Duane Roland, Dave Hlubek und Steve Holland bescherte dem Zuhörer allerdings eine überzeugende Mixtur aus bleischwerem Southern Blues Rock und simplem, aber durchaus treffsicherem Rock'n'Roll. Die Darbietungen des Allman Brothers Klassikers "Dreams" oder Eigenkreationen wie "Gator Country" und "Bounty Hunter" stachen besonders heraus aus diesem Erstlingsklassiker. Es waren zwar nur acht Songs auf dem Album, aber mit diesen bekam man die volle Südstaatenpackung. Leider konnten Molly Hatchet nach dem ebenfalls hervorragenden zweiten Album "Flirtin''With Disaster" die Qualität später nur noch bedingt halten. Der Abgang von Danny Joe Brown am Gesang schwächte die Gruppe nachhaltig. 

Gegenüber anderen Südstaaten-Rockbands, wie beispielsweise den Outlaws, deren Sound stark von der Countrymusic beeinflusst war, lieferten Molly Hatchet eine explosive Mixtur aus Boogie, Blues, Hardrock und Jazz. Ihre Musik beschrieb neben den typischen Werten und Hoffnungen auch die Exzesse der Jugend in einer Südstaatenmetropole wie Jacksonville. Ein berittener Krieger zierte das erste einer Reihe martialischer Plattencover, die in der Folge zu einem der Markenzeichen der Gruppe werden sollten. Bis auf das original von Gregg Allman geschriebene "Dreams I'll Never See", das bei den Allman Brothers auch schlicht als "Dreams" bekannt ist, stammten alle anderen Songs des Debutalbums aus der Feder der Bandmitglieder. Das sich über mehrere Minuten erstreckende Sologitarren-Teil in "Dreams I'll Never See" gehört zu den Sternstunden des Southern Rock. Es war flüssig gespielt, toll arrangiert und wurde zum Molly Hatchet-Klassiker, der mindestens ebenso bekannt wurde wie die Originalversion der Allman Brothers, wenn nicht eher sogar noch bekannter. Auch das zweite Stück "Gator Country" erinnerte sehr an die Allman Brothers Band. Zur Beschleunigung der Gitarrensoli hatten sich die Musiker beim Titel "Bounty Hunter" etwas besonders ausgedacht: Ein einschneidender Pfiff, der später insbesondere auf der Bühne viele Stücke der Gruppe begleiten würde. Auch beim leicht jazzigen Groove von "Big Apple" kamen Gitarrenfans voll auf ihre Kosten. Die weiteren Songs "The Creeper" und "The Price You Pay" konnten dem Bluesrock zugeordnet werden, wobei der Song "The Price You Pay" dies noch zusätzlich durch eine Mundharmonika-Passage unterstrich. Während "I'll Be Running" und das härtere "Cheatin' Woman" typische Beispiele für die rockige Gangart der Gruppe darstellten, wies "Trust Your Old Friend" klassische Rock'n'Roll Elemente auf.

Danny Joe Brown verliess die Gruppe 1980, da er unter Diabetes litt und von dem permanenten Touren ausgelaugt war. Er wurde ersetzt durch Jimmy Farrar für das Album "Beatin' The Odds", aber die neue Stimme passte nicht zum bereits bekannten Sound der Gruppe. Die Folge war ein Rückgang des kommerziellen Erfolges. Auf dem Album "Take No Prisoners" experimentierten Molly Hatchet schliesslich auch verstärkt mit Blasinstrumenten, aber Farrar verliess die Band, um eine Solokarriere zu starten. Während der Take No Prisoners-Tour wurde Banner Thomas von Riff West ersetzt. Danny Joe Brown kam 1982 zurück zur Gruppe, aber das darauffolgende Album "No Guts No Glory" geriet zu einem kommerziellen Misserfolg. Der Gitarrist Dave Hlubek bestand darauf, den Sound der Band aufzufrischen. Bruce Crump wurde 1983 bis 1985 von Barry 'B.B. Queen' Borden (ehemals Mothers Finest) am Schlagzeug ersetzt.

Nach den Aufnahmen zum nächten Werk "The Deed Is Done", vor denen Gitarrist Steve Holland durch den Keyboarder John Galvin ersetzt worden war, gönnte sich die Band 1985 eine Pause, die für die Fans mit dem "Double Trouble" Live-Album gefüllt wurde. Diese Platte enthielt eine Sammlung der bekanntesten Songs der Band. Molly Hatchet wurden 1989 erneut aktiv, allerdings ohne den Gitarristen Dave Hlubek, dafür aber wieder mit Bruce Crump am Schlagzeug. Sie veröffentlichten das Album "Lightning Strikes Twice". Das Werk wurde kein grosser Erfolg, sodass sich die Band wieder zurückzog. 1991 erschien ein Greatest Hits-Album. Es folgte eine Zeit der ständigen Umbesetzungen und eines Rechtsstreites um die Namensrechte an der Band zwischen Sänger Danny Joe Brown und dem Gitarristen Bobby Ingram, der später zur Band gekommen war und unter dem Namen weitermachen wollte. Molly Hatchet veröffentlichten erst 1996 wieder neues Material auf der Platte "Devil’s Canyon". Danny Joe Brown musste aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen und starb am 10. März 2005 an einer Lungenentzündung. Zu dieser Zeit war kein einziges Gründungsmitglied mehr dabei, nachdem Danny Joe Brown durch den Sänger Phil McCormick ersetzt worden war.

Mitte 1998 erschien die Platte "Silent Reign Of Heroes", mit der Molly Hatchet trotz neuem Sänger an die bestehenden Traditionen der Band anknüpfen konnte. Die Platte überzeugte wieder durch den vollen Gitarrensound und die typischen Southern Rock-Songtexte. Wie bei dem Vorgängeralbum war hier auch wieder mit einer Neuauflage des Klassikers "Fall Of The Peacemakers" ein Re-Make in einer kongenialen Akustikversion zu finden. Dem Album folgte 2001 "Kingdom Of XII" und 2003 eine Neuaufnahme der Molly Hatchet-Klassiker, neu eingespielt mit Phil McCormick unter der Ägide des neuen Bandbosses Bobby Ingram. 2005 erschien das Album "Warriors Of The Rainbow Bridge", das Bobby Ingram's verstorbener Frau gewidmet war. Ferner kehrte das Gründungsmitglied Dave Hlubek zurück, nachdem der Gitarrist lange Zeit gebraucht hatte, um seine Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. Von den Kritikern wurde das Werk ob seiner Qualität in einem Atemzug mit dem Klassiker "Flirtin’ With Disaster" genannt. Der zweite ehemalige Leadgitarrist und Gründungsmitglied Duane Roland starb 2006, Schlagzeuger Bruce Crump starb im März 2015.











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