Sep 27, 2017


STONE TEMPLE PILOTS - Purple (Atlantic Records 82607-2, 1994)

1987 trafen sich Scott Weiland und Robert DeLeo zum ersten Mal auf einem Konzert der Gruppe Black Flag. Wenig später gründeten sie eine Band. Als Schlagzeuger holten sie sich Eric Kretz, der ihnen bei einer lokalen Band aufgefallen war und nannten sich Mighty Joe Young. Nachdem sie auch Roberts älteren Bruder Dean überreden konnten, als Gitarrist in der Band mitzuwirken, war die Aufstellung komplett. Durch Aufkleber mit den Buchstaben STP (eine Motorenölmarke) inspiriert, versuchten sie, einen Namen daraus zu entwickeln und nannten sich daraufhin Shirley Temple’s Pussy. Nach Demoaufnahmen und Auftritten nahm Atlantic Records die Band 1992 unter Vertrag und brachte sie dazu, sich künftig Stone Temple Pilots zu nennen. Im selben Jahr erschien im November mit "Core" das erste Album der Band. Bis heute ist "Core" rund 7 Millionen mal in den USA verkauft worden. Eine Vielzahl der Alben wurde durch Brendan O’Brien produziert. Der dynamische, anfangs stark vom Grunge beeinflusste Hardrock der Band brachte den Mitgliedern neben einer wachsenden Anhängerschaft auch die Häme vieler Kritiker ein, die die Musik für epigonal und zu kommerziell hielten: Nicht wenige Rezensenten beschäftigten sich in der Folge eher mit den (tatsächlichen oder vermeintlichen) Anleihen bei Bands wie Soundgarden oder Pearl Jam sowie teils auch mit den Drogenproblemen des Sängers Scott Weiland, die sich in der Folge verschärften. Die Singles "Plush" und "Creep" wurden in den Staaten und Europa derweil grosse Erfolge, und die vielfach bissige Berichterstattung in der Fachpresse konnte dem Erfolg der Band nicht viel anhaben.

Im Mai 1994 folgte das zweite Album "Purple", mit dem sich die Band durch einen poppigeren Stil von der Grunge-Szene löste. Durch das Einfügen psychedelischer Elemente prägte die Band stärker einen eigenen Stil. Das Album stieg sofort auf Platz 1 in den Billboard Charts und hielt sich dort drei Wochen. Die Singles "Vasoline" und vor allem der eingängige "Interstate Love Song" wurden grosse Hits. Mit dem Erfolg verschlimmerten sich aber auch die Drogenprobleme des Sängers weiter; die 1995 begonnenen Sessions in einem Studio, um neues Material einzuspielen, scheiterten an der mangelnden Disziplin Weilands, der jetzt immer öfter unentschuldigt abwesend war und den Verpflichtungen der Band fernblieb. Die Arbeiten am Album begannen Ende 1993 und dauerten bis Anfang 1994. Produzent war wie beim Debütalbum Core Brendan O’Brien, der auch die drei folgenden Studioalben der Band produzierte. Es wurde schliesslich in den USA am 7. Juni 1994 über Atlantic Records veröffentlicht. Als erste Single wurde "Big Empty" ausgekoppelt, die bereits 1993 im Rahmen des MTV Unplugged-Konzertes der Band live aufgeführt wurde. Weitere Singles waren im Laufe des Jahres "Vasoline" und "Interstate Love Song", zu denen es - bis auf "Big Empty" - auch Musikvideos gab, die unter der Leitung von Kevin Kerslake gedreht wurden. Als Promosingles, die an Radiostationen und Zeitschriften verteilt wurden, wurden zusätzlich "Unglued" und "Pretty Penny" ausgekoppelt.

Auf dem Artwork wurde der Titel "Purple" durch ein chinesisches Schriftzeichen dargestellt (einzige Ausnahme ist die europäische Limited Edition im Vinyl-Format), genauso wie das gesamte Cover asiatische Einflüsse aufwies. Es zeigte ein Kind, welches auf einem Drachen reitet und dem Betrachter zuwinkte. Im Hintergrund war eine Gruppe von Menschen zu sehen. Auf dem Cover der Kassette hielt das Kind das chinesische Schriftzeichen in der winkenden Hand und war nicht in der Ecke, wie auf dem CD-Cover dargestellt. Aktuell gab es zwei unterschiedliche Pressungen der CD mit einem anderen Muster. Eine mit Blumen und eine andere mit Drachenschuppen. Die Tönung des LP-Covers war in verschiedenen Ländern und Versionen ebenfalls unterschiedlich. Auf der Rückseite der Hülle waren auch nicht wie sonst üblich die Titel angegeben. Stattdessen war in Form einer Torte die Aufschrift "12 Gracious Songs" angebracht.

"Purple" stellt bis heute anhand der Chartplatzierungen das beste Stone Temple Pilots Album dar. An die Verkäufe und auch die Auszeichnungen für Musikverkäufe konnte das Album jedoch nicht an das Debütwerk heranreichen. In den USA erreichte die Band mit "Purple" ein einziges Mal die Spitzenposition der amerikanischen Billboard 200, wo sich das Album drei Wochen hielt. In England gelangte es auf Platz zehn, in der Schweiz auf Platz 25, in Österreich auf Platz 18 und in Deutschland auf Platz 15. In allen genannten Ländern war es die höchste Platzierung, welche die Band je mit einem Album erreichen konnte. Die ersten drei Singleauskopplungen waren in den amerikanischen Charts erfolgreich vertreten. Die erste Single "Big Empty" schaffte es auf Platz 50 der Billboard Hot 100, die zweite Single "Vasoline" sogar auf Platz 38. "Interstate Love Song" schaffte es bis auf Platz 18 und war damit der erfolgreichste Charteinstieg, den die Band mit einer Single geschafft hatte. In Europa waren die Singles weniger erfolgreich. Lediglich in England konnten sich die beiden letzteren Singles in der britischen Hitliste platzieren. Mit "Purple" nahm die Band in den USA bislang sechsmal die Platin-Schallplatte für über sechs Millionen verkaufte Einheiten entgegen. In Kanada wurden bis heute über 300000 Exemplare verkauft (dreimal Platin). In England konnte die Band 1995 eine Silberne Schallplatte für das Album entgegennehmen. Für die erste Single "Big Empty", die auch Soundtrack zu dem Film The Crow – Die Krähe war, nahm die Band im gleichen Jahr den MTV Movie Award in der Kategorie Best Song From a Movie entgegen.

Das Album "Tiny Music…Songs From The Vatican Gift Shop" erschien schliesslich Ende März 1996 und stieg auf Platz 5 der Charts ein. Die Veröffentlichung erhielt Doppelplatin für über zwei Millionen verkaufte Exemplare. Das Songmaterial war von sehr unterschiedlicher Qualität, andererseits verstummten jetzt erstmals viele Kritiker, die der Band zuvor Uneigenständigkeit vorgeworfen hatten. Die Stone Temple Pilots präsentierten eine deutlich 60´s lastige Platte, die an den Beatles geschult war und zwischen Pop-Grandezza und Hard Rock hin und her pendelte. Je stärker die Entwicklung der Band als Musiker voranschritt, desto mehr sanken aber auch die Plattenverkäufe. Die Kritik wies zwar darauf hin, dass es der Band nun offenbar gelinge, einen eigenen Stil zu entwickeln, das Publikum zeigte sich jedoch ungnädig. Abgesagte Tourneen und Auftritte waren aufgrund der Drogensucht Weilands zudem an der Tagesordnung und verhinderten eine entsprechende Promotion des Materials. Die Mitglieder widmeten sich schliesslich 1997 Soloprojekten. So nahm Weiland 1998 sein Album "12 Bar Blues" auf, während die verbleibenden drei Musiker mit dem Sänger von Ten Inch Men, Dave Coutts, das Album "Talk Show" einspielten. 1999 nahmen die Stone Temple Pilots das Album "No. 4 auf", welches einen Querschnitt aus den vorangegangenen Alben enthielt: Das zerfahrene Element von Weilands Soloplatte, die 60er Jahre Einflüsse der Band und der psychedelische Hardrock der ersten beiden Alben prägten die Platte. Zur ersten Single "Down" konnte kein Video gedreht werden, da Scott Weiland gegen seine Bewährungsauflagen verstossen hatte und für fünf Monate ins Gefängnis musste. Die Band griff daher auf Archivmaterial zurück. Die Single "Sour Girl" war indes in Deutschland ein kleiner Erfolg. Bei der nachfolgenden Tournee durch die USA absolvierte die Band rund 200 Auftritte, ein Teil davon fand mit den Red Hot Chili Peppers statt. Das Album "No. 4" erhielt schliesslich Platin für vier Millionen verkaufte Platten in den USA.

Im Jahre 2001 erschien das vorerst letzte Album der Band, "Shangri-La Dee Da". Die Stone Temple Pilots gingen mit Staind und Linkin Park auf Tournee. Nach einer Prügelei zwischen Scott Weiland und Dean DeLeo zerbrach die Band im Jahre 2003. Es folgte im selben Jahr das Best Of Album "Thank You". Die Bandmitglieder gingen von dort an vorerst getrennte Wege. Sänger Scott Weiland gründete im Jahre 2003 mit ehemaligen Mitgliedern von Guns N’ Roses die All-Star-Band Velvet Revolver. Dean und Robert DeLeo gründeten 2005 mit Richard Patrick von Filter die Band Army Of Anyone. Schlagzeuger Eric Kretz eröffnete das Bomb Shelter Studio in Los Angeles. Scott Weiland verliess Velvet Revolver im April 2008, kurz darauf kam es zur Wiedervereinigung seiner alten Band: Am 21. Mai 2010 veröffentlichten die Stone Temple Pilots das erste neue Studioalbum seit 2001, es hiess schlicht "Stone Temple Pilots" und stiess bei den Fans auf positive Resonanz. Es folgten zahlreiche Auftritte auf mehreren Kontinenten. Am 28. Februar 2013 gab die Band über die Website überraschend bekannt, dass man sich per offizieller Kündigung von Sänger Scott Weiland getrennt habe. Die Gründe hierfür wurden zunächst noch nicht angegeben. Am 19. Mai 2013 wurde dann bekannt, dass Chester Bennington der neue Sänger der Band sei. Bennington, der bereits 2001 einmalig mit den Stone Temple Pilots gearbeitet hatte, trat gemeinsam mit der Band auf, die dabei unter anderem den neuen Song "Out Of Time" spielte. Er war zugleich Frontmann seiner bisherigen Band Linkin Park geblieben.

Während Scott Weiland sich öffentlich zu Wort meldete und feststellte, weder habe er die Stone Temple Pilots, die er mitgegründet habe, verlassen noch sei es rechtens, wenn die drei anderen Musiker mit Bennington als Stone Temple Pilots aufträten, wurde gleichzeitig bekannt, dass seine bisherigen Kollegen ihn verklagt hatten, da er während der letzten Tournee durch Unzuverlässigkeit erhebliche finanzielle Verluste und Vertragsbrüche zu verantworten gehabt hätte. Im Oktober 2013 erschien mit "High Rise" die erste und einzige EP mit Chester Bennington. Anfang November 2015 verliess Bennington die Band. Sowohl er als auch die Band erklärten, die Trennung voneinander sei einvernehmlich. Bennington gab Termine mit Linkin Park und familiäre Gründe an, die eine Fortführung seiner Zeit als Sänger bei den Stone Temple Pilots unmöglich zuliessen. Bennington starb im Juli 2017. Am 3. Dezember 2015 wurde Scott Weiland kurz vor einem Auftritt in Bloomington, Minnesota leblos im Tourbus seiner Band Scott Weiland & The Wildabouts aufgefunden. Er starb mit 48 Jahren. Nachdem die Position des Sängers in der Band durch den Abgang Benningtons abermals vakant wurde, entschied sich die Band im Februar 2016, den Posten durch ein Casting neu zu besetzen. Das Vorsingen begann am 18. April 2016 und dauert bis heute an.






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