DIAMOND DOGS - Black River Road (Smilodon Records SMILCD 7101, 2004)
DIAMOND DOGS - Up The Rock (Smilodon Records SMILCD 7107, 2006)
Mit schöner Regelmässigkeit erschien schon immer jeweils alle paar Jahre ein Album, an welches enthusiastisch der Titel bestes Rolling Stones Album seit "Exile On Main Street" vergeben wurde. So geschehen etwa im Jahre 1990 anlässlich der Veröffentlichung des ersten Werks der Gruppe THE BLACK CROWES (Album: "Shake Your Money Maker") oder auch bei Erscheinen des tollen "Don't Give Out, But Don't Give Up" der Band PRIMAL SCREAM anno 1994. Auch 2004 schaffte es wieder einmal ein Album, dieses grosse Lob einzufahren, diesmal von einer schwedischen Hauruck-Kapelle namens THE DIAMOND DOGS und deren bis dato bereits siebten Albums "Black River Road". Erneut bediente sich eine Gruppe dieses rauhen, catchy und bissig vorgeführten Rhythm'n'Blues, den schon die Rolling Stones auf besagtem "Exile On Main Street"-Album kredenzt hatten. Mick Jagger und Keith Richards hätten vermutlich ihre Goldzähne dafür verscherbelt, nochmals solche Songs aus dem Ärmel schütteln zu können, wie sie diese schwedische quasi All Star-Truppe auf dem Werk "Black River Road" präsentierte. So ein kraftvolles, rauhes Gute Laune-Album mit muskulös arrangierten Bluesrockern konnte man selbst von den Black Crowes bis dahin nicht hören. Der hier gebotene herzhafte Rock-Eintopf wirkte in der Tat schon fast wie ein verschollenes Album der FACES um den Sänger Rod Stewart.
Die Diamond Dogs, zusammengesetzt aus Anders Lindstrom (Gitarre), Stefan Björk (Bass), Stevie Klasson (Gitarre), Sulo Karlsson (Gesang), Henrik Widen (Piano, Keyboards), Jesper Karlsson (Schlagzeug) und Matthias Helberg (Mundharmonika), waren allesamt alte Füchse in der Rockszene und und konnten auf eine langjährige, allerdings mehr oder weniger auf die einheimische schwedische Rockszene beschränkte Karriere zurückblicken. Mit der Formation Diamond Dogs hatten sie alle ihre musikalische Bestimmung gefunden. Hier konnten sie sich alle auf dieselbe Art und Weise austoben und es war eigentlich recht erstaunlich, dass sich die Gruppe so lange (bis zum heutigen Tag übrigens) hat halten können. Was als reines Spassprojekt gedacht war, entpuppte sich letztlich als erfolgreiches Langzeitunternehmen. Irgendwie nicht ganz unverständlich, denn die Musik der Band wirkt eben genauso zeitlos wie jene der grossen Vorbilder, bei denen sich die Musiker stets bedienten, wie beispielsweise bei den grossen Meistern des britischen Pub Rock und allen anderen Spielarten des 70er Jahre Rock'n'Rolls, unddies stets mit höchster musikalischer Perfektion. Beeinflusst ist ihr Sound sicherlich am Stärksten von den bereits erwähnten FACES, den Rolling Stones, der J. GEILS BAND, aber auch von T. REX, SLADE, dem Ziggy-Stardust Rock'n'Roll von DAVID BOWIE, also grundsätzlich vom britischen Glam Rock. Die Diamond Dogs scheuen sich beispielsweise nicht, unter anderem die typischen Handclaps, die sofort Assoziationen zu David Bowie's Klatsch-Break imTitel "Space Oddity" zulassen und gleichzeitig Referenzen an "Starman" erkennen lassen, zu interpretieren. Dass die Musiker dabei grossen Spass haben, und das ganze eigentlich nur als Side-Project sehen, hat man über ihre Homepage in der Vergangenheit immer wieder mal vernehmen können. Umso erstaunlicher ist es, dass dies die Qualität ihrer Kompositionen in keinster Weise schmälert.
Natürlich ist alles, was die Diamond Dogs spielen, schon mal da gewesen, ist daher auch weder innovativ und schon gar nicht neu, aber ist mit solcher Hingabe gespielt, produziert und komponiert, dass man sich beim Hören unweigerlich in die erste Hälfte der 70er Jahre zurückversetzt sieht, und das macht in erster Linie einfach Spass, denn es klingt alles sehr authentisch und echt. Man nimmt diesen Jungs auch durchaus ab, dass die Attitüde, die Sie auf ihren Alben an den Tag legen, wirklich ihre Eigene ist. Ob klassische, den legendären Memphis Horns nachempfundene Bläsersätze, herrlich schneidend-bissige Riff-Duelle, klischeebeladene Songtitel inklusive betont maskuliner Songtexte oder eine beseelt groovende Rhythmusgruppe: Die Diamond Dogs spielen klasse Musik, die wie aus einem Guss wirkt, bei dessen Hören man sofort an verrauchte Pubs, Bier, Whiskey und Herrenwitze denkt. Sie führen einen vor Augen, wie gekünstelt und weit weg der heutige Rock'n'Roll grösstenteils von dem ist, was er eigentlich darstellen soll, nämlich einfach Spass und gute Unterhaltung zu bieten und sich niemals anbiedernd anhört. Dass die Herren aus Schweden so ganz nebenbei auch hervorragende Musiker sind, ist vor allem bei etlichen Soli unüberhörbar, und wenn auch die Kritiker nicht müde werden, darauf hinzuweisen, dass das ja alles schon mal da gewesen sei, dann kann man darauf nur erwidern: Stimmt, ist es, und das ist ja das Schöne daran, denn es steht doch längst fest: den Rock'n'Roll kann man nicht mehr neu erfinden, und er soll bitte verdammt nochmal so bleiben wie er zu seiner besten Zeit (von Anfang bis Mitte der 70er Jahre) geklungen hat.
Zu den Songs auf ihrem 2004er Werk "Black River Road": "Stand Up, Speak Louder", "Hand On Heart", "New Set Of Wheels", "Lift Me Up" und das herrliche "Confirmation" hätten absolutes Hitpotential gehabt - wenn Sie Mitte der 70er Jahre erschienen wären, oder eben heute von den Rolling Stones gespielt würden, oder noch besser: Wenn die beiden hier vorgestellten Platten nicht 10 Jahre zu früh veröffentlicht worden wären. Denn heute auf den Markt gebracht, würden sie garantiert als absolute Top-Werke des gerade seit einigen Jahren angesagten Retro Rock gefeiert werden. Beide Alben, "Black River Road" und "Up The Rock" sind phantastisch und bieten wirklich "just Killers, no Fillers". Gerade "Up The Rock" begeistert auch durch den genialen Gesamtsound, der wirklich den Eindruck entstehen lässt, dass die Platte vielleicht von 1974 stammen könnte, so herrlich vintage klingt diese Platte, die von Top-Produzent Thomas Kogsberg produziert wurde, der auch schon Platten von The Hellacopters, Entombed und den Backyard Babies richtig in Szene gesetzt hat. Beide Werke sind absolut empfehlenswert für alle Musikfans, die den ehrlichen Haudegen-Rock der mittleren 70er Jahre lieben. Sie werden von den Diamond Dogs ganz bestimmt nicht enttäuscht sein.
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