Jul 18, 2016


BUTTS BAND - Butts Band (Blue Thumb Records BTS-63, 1973)

Nach dem für alle Beteiligten alles andere als überraschenden Tod von Jim Morrison versuchten die nun ohne ihr grosses Aushängeschild verbleibenden Musiker der DOORS, die Gruppe am Leben zu erhalten. Dazu suchten sie verzweifelt nach einem charismatischen neuen Sänger, der sich jedoch einfach nicht fand. Da zu dem Zeitpunkt allerdings auch die Musiker untereinander nicht mehr die perfekte homogene Einheit waren, scheiterte das Unterfangen schliesslich nach zwei wenig erfolgreichen Alben ("Other Voices" (1971) und "Full Circle" (1972). Die Musik war zwar noch fast dieselbe, wenn auch mit vielen Modifikationen versehen, doch ohne ihren Leader Jim Morrison wendete sich das Publikum nach und nach ab. Auf der Suche nach einem adäquaten Nachfolger für Morrison rekrutierten die Doors-Musiker verschiedene Vokalisten wie Jess Roden, Kevin Coyne (damals noch mit seiner Band SIREN unterwegs) und Howard Werth (von der Band AUDIENCE). Während sich auf den beiden Alben nach Morrison's Tod, dem auch titelmässig auf den Verlust ihres Sängers bezogenen "Other Voices" und dem nachfolgenden "Full Circle" noch Robby Krieger und Ray Manzarek das Mikrophon teilten, so suchte die Band schon zu dem Zeitpunkt nach weiteren Alternativen zu einer Weiterführung der Band unter dem Namen DOORS. Ray Manzarek jedoch hatte dann definitiv nicht mehr die Lust, mit seinen beiden verbliebenen Bandkumpels John Densmore und Robby Krieger weiterzumachen.

Bereits vor dem Tod von Jim Morrison wollten Robbie Krieger und John Densmore indes ohne ihren Frontmann etwas Eigenes starten. Ihr Versuch mit "The Comfortable Chair" war nur wenig erfolgreich, also blieb es schliesslich noch eine kurze Zeit bei den Doors. Mit Morrison ging es schon lange bergab. Zu den Auftritten kam Morrison nur noch unter Drogen- und Alkoholeinfluss. Die meisten Konzerte endeten im Chaos. Nach dem Album "L.A. Woman" war endgültig Schluss. Jim Morrison war am Ende. Er verliess die Doors und ging nach Paris. Sein Ende ist bekannt. Am 3. Juli 1971 starb er an einem Herzversagen.

Ray Manzarek trennte sich von den anderen beiden Musikern und nahm einige Soloalben auf. Robby Krieger und John Densmore gingen nach England, um nach einer neuen Band und natürlich einem guten Sänger Ausschau zu halten. Mit Jess Roden, Phillip Chen und Roy Davis wurden hervorragende Musiker rekrutiert. Unter dem neuen Bandnamen Butts Band begannen die Musiker, in England ein gleichnamiges Album aufzunehmen, dann gingen sie nach Jamaica, der Heimat Phillip Chens. Hier auf Jamaica wurde das Album dann vervollständigt. Die beiden Ur-Doors nahmen die Butts Band mit nach Los Angeles und versuchten, das Album bei den Plattenfirmen unterzubringen. Das Label Blue Thumb Records veröffentlichte das Album schliesslich und bot auch einen Plattenvertrag an, der auch ein nachfolgendes zweites Album garantierte. Der englische Teil der Band wollte jedoch schon relativ kurze Zeit später zurück in die Heimat, weshalb Krieger und Densmore erneut ohne Mitspieler dastanden. Das 1975 nachgereichte zweite Album "Hear & Now!", diesmal mit Unterstützung von Mike Berkowitz, Alex Richman, Karl Ruckner und Michael Stull eingespielt, verkaufte sich noch schlechter als das Debutalbum.


Rückwirkend gesehen ist das Debutalbum "Butts Band" ein richtig gutes Poprock-Album gewesen, das leider an den meisten Musikhörern vorbeigegangen war. Die Doors ohne Jim Morrison ? Das wollten schon viele gar nicht mehr hören, aber dann auch noch unter neuem Namen mit neuem Sound ? Das ignorierte dann auch noch der letzte brettharte Doors-Fan. Das ist schade, weil: Wenn man das Album nicht im Kontext zu den Doors, respektive deren musikalischer Ausrichtung betrachtet, sonern als eigenständiges Album einer komplett anderen Band relativ unbefangen und neutral betrachtet, dann erhält man schon ein schönes Stück Musik aus den 70er Jahren zu hören. Jess Roden entpuppte sich als hervorragender, charismatischer Sänger, der zum Zeitpunkt seines Einstiegs bei der Butts Band aber eigentlich längst kein Unbekannter mehr war. Mit der Country Rock Band BRONCO war er Anfang der 70er Jahre bereits moderat erfolgreich gewesen, stellte seine gesanglichen Fähigkeiten anschliessend bei der KEEF HARTLEY BAND und bei PAUL KOSSOFF unter Beweis und war auch auf MOTT THE HOOPLE's 1971er Werk "Wildlife" zu hören.

"I Won't Be Alone Anymore" startete das Album mit einem sehr leichtfüssigen, typisch amerikanischen und sehr sonnigen Westcoast-Groove, während der nachfolgende "Baja Bus" rhythmisch enorm Fahrt aufnahm, und durchaus an die Doobie Brothers und deren leichtfüssigen funky-souligen Rock erinnerte. Das aus der Feder von Jess Roden stammende soulig-bluesige "Sweet Danger", das herrlich fröhlich-ungezwungene "Pop-A-Top", das sich stilistisch wohl als der am allerweitesten entfernte Song von ehemaligen Doors-Musikern anhörte und auch der Opener der zweiten LP-Seite "Be With Me" fielen auf als überraschend laidbacke Kompositionen, die meilenweit vom psychedelisch durchtriebenen Sound der Doors entfernt waren. Der klassische, hier sehr elegant in Szene gesetzte Rock'n'Roll Klassiker "Kansas City" von Jerry Leiber und Mike Stoller für Little Willie Littlefield geschrieben, der später zu einem Standard des Rhythm and Blues und des Rock'n'Roll's wurde, beschloss dann dieses Album, das es durchaus verdient gehabt hätte, mehr als nur eine Handvoll Zuhörer zu erreichen.

Robbie Krieger und John Densmore versuchten sich nach der insgesamt doch recht erfolglosen Butts Band mit mehr oder weniger grossem Erfolg an Soloplatten. Gemeinsam mit Ray Manzarek zehrten die drei letztlich zeitlebens von The Doors und versuchten, den Namen zu vermarkten. Ob es sich dabei um eine Reunion Tour handelte oder die Veröffentlichung verschiedener Biographien. Phil Chen wurde zum gefragten Bassisten und spielte zum Beispiel bei Joan Armatrading, Jeff Beck, Jim Capaldi, Donovan, Dana Gillespie, Keef Hartley, Headstone, Rod Stewart und den Who mit. Der Name Roy Davies wiederum tauchte in der Besetzungsliste von Sandy Davis, Dolphin, Elton John und Freddie King auf.




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