DOUG SAHM - Groovers Paradise (Warner Brothers Records BS 2810, 1974)
Nach seinen äusserst erfolgreichen Jahren mit dem Sir Douglas Quintet und etlichen Hits arbeitete Doug Sahm eine zeitlang mit verschiedensten Musikern zumeist in Session-Projekten, die er mal Sir Douglas Band oder auch Doug Sahm & Band benannte und die mehr oder weniger stets denselben Sound pflegten, mal mit mehr, mal mit weniger Einsatz von Bläsern. Er gilt noch immer als der wichtigste Vertreter des sogenannten Tex-Mex, der typischen folklore- und Blues-inspirierten Musik des texanisch-mexikanischen Grenzgebietes. Doug Sahm begann seine Karriere als Wunderkind der Countrymusik. Schon im Alter von 6 Jahren trat er in lokalen Radioshows auf. Im Dezember 1952 stand der 11-jährige Sahm mit Hank Williams auf der Bühne, nur wenige Wochen vor dessen Tod. Mit 13 Jahren machte er als Little Doug Sahm seine erste Plattenaufnahme ("A Real American Joe") und spielte bereits Gitarre, Steel-Gitarre, Mandoline und Geige. Es heisst, Sahm sei schon damals ein regelmässiger Auftritt in der Grand Ole Opry angeboten worden, doch seine Mutter habe darauf bestanden, dass er zuerst die Schule beendet. Ab 1957 gründete Sahm diverse Bands mit Namen wie The Markays, The Spirits, The Knights und The Pharaos, spielte in den Clubs San Antonios und nahm für einige lokale Labels Singles auf, darunter "Crazy Daisy" (1959), "Can't Believe You Wanna Leave" (1959) und "Sapphire" (1961) für das Plattenlabel Harlem Records.
Auf Anregung des Produzenten Huey Meaux gründete Doug Sahm 1964 das Sir Douglas Quintet, das mit "She’s About A Mover" und "The Rains Came" erste veritable Hits in den USA verbuchen konnte. Nach dem Umzug in die Hippie-Metropole San Francisco folgten beim Label Mercury Records mit "Mendocino" (1969), "Dynamite Woman" (1969), "Nuevo Laredo" (1970) weitere Hits, die nun auch international die obersten Ränge in den Charts belegen konnten. Unter dem Pseudonym Wayne Douglas veröffentlichte Doug Sahm im Jahre 1970 ausserdem die in Nashville eingespielte Country-Single "Be Real". 1973 nahm Produzent Jerry Wexler Sahm für Atlantic Records unter Vertrag, allerdings ohne das 'Quintet'. Das dort mit den Gastmusikern David 'Fathead' Newman, Dr. John, Bob Dylan, David Bromberg und Flaco Jimenez eingespielte Album "Doug Sahm And Band" galt, obwohl es nur Platz 125 der US-Charts erreichte, als Meilenstein des Tex-Mex. Mit "Texas Tornado" folgte unter dem Bandnamen Sir Douglas Band ein zweites Album für Atlantic Records, danach veröffentlichte Doug Sahm bei verschiedenen Labels Platten mit unterschiedlichen stilistischen Schwerpunkten. Das rockige "Groovers Paradise" mit Stu Cook und Doug Clifford von Creedence Clearwater Revival, das Country-Album "Texas Rock For Country Rollers" (1975), eine erneute Zusammenarbeit mit Produzent Huey P. Meaux und die Bluesplatte "Hell Of A Spell" (1980), ein Tribute an sein Vorbild Guitar Slim.
1974 orientierte er sich nach den beiden für Atlantic Records veröffentlichten All Star-Platten um und wählte für sein Projekt, das er Doug Sahm & The Tex-Mex Trip nannte, die Rhythmusgruppe von Creedence Clearwater Revival und speckte damit enorm ab, was die Begleitmusiker anbetraf. Mit Doug Clifford und Stu Cook und zwei weiteren Musikern, die vornehmlich Blasinstrumente beisteuerten, spielte er 10 Songs ein, davon 9 eigene Kompositionen, die förmlich nach dem CCR-typischen Countryrock klangen. Doug Sahm setzte gezielt und nur punktuiert einen kleinen Bläsersatz ein, wo es die Songs erforderten, jedoch sind die meisten Stücke von den fünf Instrumentalisten sehr abwechslungsreich instrumentiert, was zum Beispiel Doug Sahm's unvergleichlich transparentes und glasklares Gitarrenspiel sehr in den Vordergrund rückt, das man auf anderen seiner Produktionen, die wesentlich opulenter arrangiert sind, zumeist nicht explizit wahrnimmt. Ausser Doug Clifford und Stu Cook von CCR hatte er hier den Saxophonisten und Flötisten Frank Rodarte, der auch die Congas spielte, mit dabei, sowie Link Davis Jr., ebenfalls einen Saxophonisten, der auch einige wunderschöne Klavier- Orgel- und Geigen-Akzente setzte.
In dieser Haupt-Besetzung wurde dieses wunderbare Roots Rock Album unter der Leitung von Doug Clifford aufgenommen und 1974 veröffentlicht, und es gibt etliche Musikkritiker, die dieses Album schlicht für sein Bestes halten. Nicht nur wegen der hervorragenden Songs wie zum Beispiel dem ätherischen, von einer Klaviermelodie getragenen Laidback-Blues "Devil Heart", oder dem einzigen, nicht aus der Feder von Doug Sahm stammenden Cajun Traditional "La Cacahueta", sondern auch wegen dem unangestrengten, lockeren Feeling, für das sich allen voran Doug Clifford und Stu Cook, die beiden ehemaligen Mitstreiter von John Fogerty, massgeblich verantwortlich zeigten.
Leider endete die Zusammenarbeit mit den CCR-Musikern kurze Zeit nach diesem Album bereits wieder und Doug Sahm fand sich ein Jahr später bereits in einer nächsten Inkarnation seiner Band wieder, die nun den Namen Sir Doug & The Texas Tornados erhielt. Mit "Groovers Paradise" jedenfalls hatte er ein Album hingelegt, das wie kaum ein Anderes von ihm die Bezeichnung 'laidback' verdient hatte. In den 80er Jahren reformierte Sahm sein Sir Douglas Quintet für Veröffentlichungen beim schwedischen Label Sonet Records, nahm weiterhin Solomaterial auf und gründete die Rockabilly-Formation The Texas Mavericks und mit Amos Garrett und Gene Taylor die Formerly Brothers.
1989 schliesslich gründete Sahm zusammen mit Freddy Fender, Flaco Jimenez und Augie Meyers die Tex Mex-Supergroup Texas Tornados, mit denen er bis 1999 vier Studioalben, eine Live-Platte und eine Best Of-Zusammenstellung veröffentlichte. Dazwischen kam es 1994 zu einer erneuten Reunion des Sir Douglas Quintets (Album "Daydreaming At Midnight"). Ebenfalls 1994 wurde Sahms Album "The Last Real Texas Blues Band", eine erneute Hommage an den Texas Blues eines T-Bone Walker, für den Grammy nominiert. Doug Sahm starb am 18. November 1999 während eines Aufenthalts in Taos, New Mexico in seinem Hotelzimmer an einem Herzinfarkt. Im Jahr darauf erschien posthum sein letztes Album "The Return Of Wayne Douglas", das stilistisch eine Rückkehr zu seinen Country- und Western Swing-Wurzeln war. Doug Sahms Söhne sind ebenfalls im Musikgeschäft tätig. Shawn Sahm, der schon in den 80er Jahren Gitarre im Sir Douglas Quintet spielte, wandelt mit seiner Band Tex-Mex Experience stilistisch auf den Spuren des Vaters und veröffentlichte eine Solo-CD mit dem Titel "Shawn Sahm" im Jahre 2002. Shandon Sahm, der jüngere Bruder, war als Schlagzeuger ein Mitglied der Rockband Meat Puppets und veröffentlichte das Soloalbum "Good Thoughts Are Better Than Laxatives" im Jahre 2002.
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