Jul 3, 2017


McGUINNESS FLINT - Happy Birthday Ruthie Baby 
(Capitol Records IE 062 80838, 1971)

McGuinness Flint waren eine englische Folkrock- und Popband, die in den frühen 70er Jahren einigen Bekanntheitsgrad erreichten, vorwiegend mit Singles, zu denen "When I'm Dead And Gone", "Happy Birthday Ruthie Baby" und "Malt And Barley Blues" zählten, die auch hierzulande recht erfolgreich waren und häufig im Radio gespielt wurden. Nach der Auflösung der ersten (Pop-)Band von Manfred Mann im Jahre 1969 gründete der Musiker Tom McGuinness zusammen mit Hughie Flint, der zuvor bei John Mayall' Bluesbreakers gespielt hatte, mit dem Sänger Dennis Coulson und den beiden weiteren Musikern Benny Gallagher und Graham Lyle die Gruppe McGuinness Flint. Schon sehr bald übernahmen letztere die Hauptrolle in punkto Songwriting, was dazu führte, dass bereits die 1970 erschienene erste Single "When I’m Dead and Gone" zum internationalen Bestseller avancierte, der die Hitparaden weltweit erklimmen konnte und bis heute der erfolgreichste song der Band geblieben ist. Im darauffolgenden Jahr kam mit dem vom zweiten Album "Happy Birthday Ruthie Baby" gezogenen Single-Output "Malt And Barley Blues" ein weiterer Titel hinzu, der als Single ebenfalls recht erfolgreich war, jedoch nicht mehr ganz die Verkaufszahlen der Debutsingle erreichen konnte.

Beide Singles waren von Gallagher und Lyle geschrieben worden, und auch eine Vielzahl weiterer Songs steuerten hauptsächlich Gallagher & Lyle bei, was schlussendlich dazu führte, dass die beiden Multi-Instrumentalisten die Gruppe verliessen, um ab 1972 als Duo weiterzumachen. Als Ersatz für die beiden Abgänge kam Dixie Dean neu in die Gruppe. Nunmehr als Quartett operierend, nahmen McGuinness Flint 1972 das dritte Album "Lo And Behold" auf und interpretierten darauf ausschliesslich Lieder aus der Feder von Bob Dylan. 1973 brachte schliesslich auch der Sänger Dennis Coulsen eine Soloplatte mit dem schlichten Titel "Dennis Coulsen" heraus, für welche die beiden zuvor ausgestiegenen Gallagher und Lyle fünf Songs beisteuerten. Die beiden waren inzwischen als Duo ziemlich erfolgreich geworden, vor allem in England, und das nicht nur als Musik-Duo, sondern vor allem auch als Songschreiber, welche erfolgreich Lieder für andere Künstler und Bands komponierten. 1976 hatten Gallagher & Lyle mit "I Wanna Stay With You" und "Heart On My Sleeve" auch selbst jeweils einen Top Ten-Hit in England.

Die Band McGuinness Flint, weiterem Personalwechsel unterlegen, legte mit zwei weiteren Alben nach, die unter den Titeln "Rainbow" (1973) und "C'est La Vie" (1974) erschienen waren. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Platte "Rainbow" waren mit Lou Stonebridge an den Keyboards und Jim Evans an der Gitarre zwei weitere neue Bandmitglieder hinzugekommen. Leider waren beide Alben nicht erfolgreich, trotz guten Songs und hervorragendem Zusammenspiel der Musiker. Als Konsequenz daraus trennten sich McGuinness Flint dann im Jahre 1975. Eine nur kurzlebige Splittergruppe mit dem Namen Stonebridge McGuinness entstand einige Zeit später, die mit der Single "Oo-Eeh Baby" 1979 sogar einen kleineren Hit in England verzeichnen konnte. Die Single erreichte Platz 54 in den britischen Charts. Der Single folgte im Jahr darauf auch ein beim Plattenlabel RCA Victor Records veröffentlichtes Album mit dem Titel "Corporate Madness", welches jedoch weitgehend unbeachtet blieb, worauf auch diese Band schon kurz darauf die Segel wieder strich. Danach trafen sich Tom McGuinness und Hughie Flint erneut, und zwar in der später sehr erfolgreichen Gruppe The Blues Band, in welcher auch der ehemalige Manfred Mann-Sänger Paul Jones gelandet war. Lou Stonebridge seinerseits liess in den 80er Jahren noch einmal kurz auf sich aufmerksam machen mit seiner neuen Combo The Dance Band, einer Art Soul Revival Band, die ebenfalls Platten veröffentlichte (bei Double D Records).

Tom McGuinness, als ehemaliger Bassist und Gitarrist bei Manfred Mann lernte schon zu Mitte der 60er Jahre viel von seinem Mentor in punkto Songwriting, insbesondere im Pop-Bereich. Diese Erfahrungen brachte er dann in die Gruppe McGuinness Flint mit ein. Hughie Flint, der zuvor in den Bluesbreakers bei John Mayall Schlagzeug gespielt hatte, brachte seinerseits auch Blues- und Rock-Elemente in die Musik mit ein. Zusammen mit dem sehr variablen und facettenreichen Sänger Dennis Coulsen und den beiden Multi-Instrumentalisten Benny Gallagher und Graham Lyle erarbeitete sich die neue Band McGuinness Flint innert kürzester Zeit so ein stattliches Repertoire an qualitativ hervorragenden Kompositionen, sodass es nicht weiter verwunderte, dass gleich das Debutalbum "McGuinness Flint" (mit dem tollen und in schwarz/weiss gehaltenen Beerdigungs-Cover) für einen grossen Erfolg sorgte. Solange die beiden Hauptkomponisten Gallagher und Lyle noch mit dabei waren, kamen auch immer wieder weitere, hervorragende Kompositionen hinzu, weshalb auch das nachfolgende, etwas weniger erfolgreiche Album "Happy Birthday Ruthie Baby" zu einem ganz formidablen Werk geriet, das stilistisch sogar noch etwas vielseitiger als das Debutalbum ausgefallen war. Hier fanden sich auch durchaus rockigere Titel, die teilweise auch etwas bluesgefärbt klangen.

Nachdem die Debütsingle "When I'm Dead And Gone" noch in England bis auf Platz 2 der Hitparade stieg, erreichte die aus dem neuen Werk ausgekoppelte Single "Malt And Barley Blues" immerhin noch den fünften Rang. Die Gruppe war nun immer mehr einem Erfolgsdruck unterlegen, die Plattenfirma machte Druck in die entsprechende Richtung. Ausserdem misslangen etliche Konzertauftritte der Gruppe infolge verschiedener krankheitsbedingter Ausfälle der Stamm-Mitglieder, was dazu führte, dass Gallagher und Lyle schliesslich demissionierten. Auslöser dafür waren nicht unbedingt nur die teils wirklich schlechten Auftritte, sondern auch der Umstand, dass die Musiker McGuinness, Flint und Coulsen hauptsächlich live spielen und daher soviel wie möglich auftreten wollten, während Gallagher und Lyle sich vor allem auf das Komponieren von Songs und die Arbeit im Tonstudio fokussieren wollten. Der Titelsong, der auch als Single ausgekoppelt wurde, war nicht erfolgreich, ebenso das gesamte Album, obwohl sich darauf unter anderem die von Gallagher und Lyle geschriebene wunderschöne Nummer "Sparrow" fand, die später von einigen Musikern gecovert wurde.

Gallagher und Lyle's späterer Erfolg als Duo und als Songschreiber für andere, zu denen unter anderen auch Tina Turner ("Private Dancer") zählte, wundert nicht. Ihre Songs wirkten ausgereifter und ausgeklügelter und waren einfach kommerzieller. McGuinness und Flint starteten ab 1979 mit Paul Jones, Dave Kelly und Gary Fletcher in The Blues Band, die auch heute, allerdings mittlerweile ohne Hughie Flint, noch aktiv ist. Erwähnenswert dürfte aber uach noch die 1972 erschienene Single "Let The People Go" sein. Erwähnenswert deshalb, weil der Song von der BBC und den englischen Radiostationen gebannt wurde, weil er sich mit der damaligen 'Ulster Crisis' befasste, ein Schicksal, das die Band auch mit Paul McCartney's Wings und deren Titel "Give Ireland Back to the Irish" teilte, der damals auch aus den Radiostationen verbannt wurde.

Zu einer kleinen 'Beinahe'-Reunion von McGuinness Flint kam es im Jahre 1983, als Tom McGuinness zusammen mit Graham Lyle das Band-Projekt Lyle McGuinness Band ins Leben rief. Die im Bereich Folkrock agierende Gruppe veröffentlichte ein sehr ansprechendes und unterhaltsames Album mit dem Titel "Acting On Impulse" und mit "Elise" auch eine Single, die damals sehr oft im Radio gespielt wurde, die Hitparade aber leider nicht erklimmen konnte. Sowohl die LP als auch die Single erschien in England auf dem kleinen Independent Label Cool King Records, während die LP in Deutschland auf Polydor Records erschien. Die Band existierte nicht sehr lange, auch, weil Graham Lyle unverhofft mit "What's Love Got To Do With It ?" einen Welthit für Tina Turner komponiert hatte und sich fortan nur noch auf das Songschreiben für andere Künstler beschränkte. Tom McGuinness blieb bei der Gruppe The Blues Band und trat auch der 60's Revival Band The Manfreds bei, welche als Nostalgieband die Songs und Hits von Manfred Mann aus den 60er Jahren nachspielte. die Gruppe tritt häufig an Oldies-Festivals in ganz Europa auf. Der ehemalige McGuinness Flint-Sänger Dennis Coulson starb am 15. Januar 2006.



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