BLACK LABEL SOCIETY - Unblackened (eOne Records EOM-CD2499, 2013)
Nach dem Album "Ozzmosis" beschloss Ozzy Osbourne Ende der 90er Jahre, eine voraussichtlich längere Pause einzulegen. Dies gab seinem Gitarristen Zakk Wylde die Gelegenheit, einige Zeit seinen Nebenprojekten Pride And Glory und Zakk Wylde's Book Of Shadows zu widmen. 1998 schliesslich hob Wylde ein neues Projekt aus der Taufe: Hell’s Kitchen. Mit Schlagzeuger Phil Ondrich und den Produzenten Ron und Howard Albert begann er an einem Album namens "Sonic Brew" zu arbeiten. Teile des Songmaterials stammten noch aus einer Session mit Guns N’ Roses. Das komplette Artwork und die Songs standen bereits fest, als sie feststellten, dass sie sich den Namen Hell’s Kitchen nicht sichern konnten. Sie benannten das Projekt deshalb in Black Label Society um. Der Name stammte aus der Vorliebe der beiden für Whiskey. Einige Teile des alten Artworks konnten trotzdem noch verwendet werden. Nick Catanese stiess als zweiter Gitarrist zur Band. Erst ein Jahr nach der Veröffentlichung des Albums in Japan (1998), wurde es auch für den amerikanischen und europäischen Markt in einer Remix-Version neu aufgelegt. Für die Tourneen wurde als Bassist John DeServio angeheuert. Die erste Tournee führte die nun vierköpfige Band durch Japan, Europa und Nordamerika. Die amerikanische Tour musste verschoben werden, da Johnnie Walker die Black Label Society verklagte. Die Firma behauptete, dass auf dem Cover des Debütalbums eine Flasche ihres Whiskeys abgebildet worden sei. Black Label Society entschied sich, das Album vom Markt zu nehmen und mit neuem Artwork wieder zu veröffentlichen.
Im Alter von acht Jahren begann Zakk Wylde, Gitarre spielen. Bis zu seinem 14 Lebensjahr spielte er unter anderem Songs von Elton John nach. Sein Gitarrenlehrer brachte ihm die Musik von Led Zeppelin und Jimi Hendrix näher. Entdeckt wurde Zakk Wylde von Ozzy Osbourne, der ihn im Jahr 1987 im Alter von 19 Jahren in seine Solo-Band aufnahm, um Jake E. Lee, den Nachfolger von Randy Rhoads, zu ersetzen. Wylde war kurz zuvor als Gitarrist bei der Band Zyris eingestiegen. Wylde hatte sein Debüt mit dem Album "No Rest For The Wicked" mit Ozzy Osbourne im Jahre 1988 und hatte seitdem zahlreiche Platten mit dem Black Sabbath Kopf eingespielt. Wylde gründete zwei eigene Formationen: Pride & Glory, die kompositorisch stark vom Southern Rock geprägt war, sowie Black Label Society, bei der unter anderem Black Sabbath-Einflüsse zu hören waren. Diese Gruppe blieb bis heute sein aktives Soloprojekt. Ein Merkmal seines Gitarrenspiels waren und sind die vielen Pinch Harmonics (künstliche Obertöne), die er in die harten Gitarrenriffs einbaute. Als Inspirationen seines Spiels und seines Schaffens nannte Zakk Wylde Gitarristen wie Randy Rhoads, Tony Iommi, Eddie Van Halen, Al Di Meola, Paco De Lucía und Jimmy Page. Auch Southern Rock im Stile von Lynyrd Skynyrd und den Allman Brothers (sein Gastauftritt war auf dem Bootleg "Zakk Goes Wylde" verewigt) fand sich in seinem Spiel wieder.
Gibson spendierte dem Gitarristen in den 90er Jahren ein Les Paul Signature-Modell mit Bullseye-Aussehen, das in der Folge zu seinem optischen Erkennungszeichen wurde. Er besass später auch auch eine Gibson Flying V und diverse andere Gitarren im Bullseye-Stil. 2001 gab Wylde sein Schauspieldebüt in Stephen Herek's Film 'Rock Star' an der Seite von Mark Wahlberg, Jennifer Aniston und Musikerkollege Myles Kennedy. 2010 beendete Ozzy Osbourne die Zusammenarbeit mit Zakk Wylde und nahm dafür den Gitarristen Gus G. (Firewind) in seine feste Besetzung auf. Grund für die Trennung sei gewesen, dass die Songs von Wylde zu sehr nach Black Label Society klingen würden. In seiner Autobiografie gab Osbourne an, dass Wylde eine sehr gefährliche Gesellschaft für einen trockenen Alkoholiker sei. 2011 spielte Wylde auf Jamey Jasta's Solodebüt "Jasta". Anfang 2012 gab Ozzy Osbourne bekannt, Wylde als Gitarrist neben Gus G. und Slash zu seiner Ozzy And Friends Tour 2012 wieder in die Band geholt zu haben. Des Weiteren wurde bestätigt, dass Black Label Society auch gleichzeitig die Vorband dieser Tour sein sollte, wie dies bereits 2007 und 2010/2011 der Fall gewesen war. Im April 2016 erschien Zakk Wylde's akustisches Solowerk "Book Of Shadows II", das er im Frühsommer 2016 auf mehreren Solokonzerten vorstellte.
2000 nahmen Wylde und Ondrich den Nachfolger zum Debut mit dem Titel "Stronger Than Death" auf. John DeServio übernahm nicht mehr den Bass, für die Tournee wurde Steve Gibb (der Sohn von Barry Gibb) engagiert. Im Vorprogramm spielten Crowbar und Sixty Watt Shaman. Die Tournee war mit einigen Problemen verbunden, so kollabierte Ondrich, ausgelöst durch ein Jetlag, bei einer Show in Anaheim, Kalifornien, die den Auftakt zu ihrer US-Tour bilden sollte. Während der Tournee kam Zakk Wylde auch eine seiner liebsten Gibson Les Paul-Gitarren abhanden, die 2004 in einem Pfandhaus wieder auftauchte. Am 6. Juli 2000 schliesslich kam es während des Sets in Highland (Indiana) nach drei Songs zu einem Schlagabtausch zwischen dem immer noch nicht genesenen Ondrich und Wylde. Danach verliess Ondrich die Band. Craig Nunenmacher von Crowbar übernahm das Schlagzeug für den Rest der Tournee und blieb der Band dann auch erhalten. Zu guter Letzt musste ab dem 27. September alle Shows abgesagt werden, da der Plattenfirma das Geld ausgegangen war. "Alcohol Fueled Brewtality Live +5", das erste Livealbum, erschien 2001. Danach spielten sie auf der Ozzfest-Tour. "1919 Eternal" erschien 2001 als Zusammenarbeit von Wylde und Nunenmacher. Ausserdem war noch Christian Werr als Gastschlagzeuger zu hören. Robert Trujillo spielte auf der Ozzfest-Tour 2002 die Bassparts.
2003 erschien das Album "The Blessed Hellride". Ozzy Osbourne war als Gastsänger zu hören und beim Video zur ersten Single führte Rob Zombie Regie. Die Tour wurde wieder mit Mike Inez absolviert. Das 2004er Album "Hangover Music Vol. VI" erreichte die US-Billboard-Charts auf Platz 40, nachdem der Vorgänger bereits die Top 50 erreicht hatte. Mit James LoMenzo wurde auch endlich ein fester Bassist gefunden, der die Band bei den Liveshows unterstützte. Das Album "Mafia" erschien 2004 und kam diesmal sogar in die Top 20 der amerikanischen Charts. 2005 wurde eine "Best Of"-Zusammenstellung nachgeschoben. Nach zweijähriger Wartezeit erschien 2006 dann das Werk "Shot To Hell", das vorletzte Album der Band. Das Album "Skullage" erschien 2009, hierbei handelte es sich jedoch nicht um ein Studioalbum, sondern um eine "Best Of", welche 12 Tracks aus den Alben von "Pride & Glory" bis hin zu "Shot To Hell", sowie 4 Live-Tracks aus einer Akustik-Session in Leigh Valley beinhaltete. Zu "Skullage" gab es auch eine DVD-Veröffentlichung mit demselben Namen, die Videos der Band sowie Live-Konzertaufnahmen und ebenfalls die Akustik-Session Leigh Valley enthielt.
2010 veröffentlichte die Band die Single "Parade Of The Dead" sowie in den USA eine weitere neue Single mit dem Titel "Crazy Horse". Beide Songs stammten vom Album "Order Of The Black", welches am 10. August 2010 erschien. Das Doppelalbum "Unblackened" erschien im Jahre 2013 und zeigte eine andere musikalische Seite der Band. Dass Black Label Society auch in ruhigeren Gewässern ihre Songs sehr gut zur Geltung bringen konnten, hatte die Band im Frühjahr 2013 bei einem Gig im Club Nokia in Los Angeles gezeigt. Die Band griff hier vermehrt auf akustische Instrumente zurück, allerdings machte sie das nicht komplett. So entstand eine schöne Mixtur aus elektrisch verstärkten Instrumenten und dem typischen unplugged Sound. Dankeswerterweise griff Zakk Wylde auch auf Songs des "Pride & Glory" Projektes zurück, welches leider fast ein wenig in Vergessenheit geraten war. Wie gut das sanftere Soundgewand funktionierte, zeigten besonders Songs wie "Stillborn" und "House Of Doom", welche im Original eine etwas härtere Gangart fuhren. Der Live-Sound des Konzertes wurde sehr schön eingefangen. Alle Instrumente waren sehr präsent, die quasi Unplugged-Stimmung fabelhaft eingefangen.
Dabei startete "Unblackened" für ein Quasi-Akustikalbum ziemlich laut, nämlich mit "Losin' Your Mind", das elektronisch und mit viel Power präsentiert wurde. Würden die Protagonisten Black Label Society nicht auf Stühlen gesessen haben, man hätte meinen können, es mit einer regulären Show zu tun zu haben. Im Anschluss blieb es noch kurz recht laut, beziehungsweise elektrisch verstärkt, aber richtig leise hatte Zakk Wylde wohl ohnehin kaum Jemand erwartet, sodass der Rauschebart mit einer bluesig-coolen Version von "The Blessed Hellride" direkt einen Gassenhauer ins Publikum feuerte. "Sold My Soul" war dann die erste richtige Ballade, mit Piano und etwas bedächtiger vorgetragen, allerdings immer noch cool wie der Herbstwind und knietief im harten Rock stehend. Von nun an wurde es aber zusehends intimer, emotionaler und eindringlicher. Das Kollektiv Black Label Society lief live auch in der ungewohnten Rolle als Sitz-Band wie ein Uhrwerk und präsentierte insgesamt nicht weniger als 17 Songs auf "Unblackened". Eindeutige Gänsehautmomente lieferten Zakk Wylde und seine Gang zwischenzeitlich geradezu am Fliessband ("Road Back Home" soll hier als Referenz erwähnt sein), klangen aber zu jeder Zeit natürlich durch und durch amerikanisch. Soll heissen: erdig, gerne auch ein bisschen dreckig, mit einem feinen Gespür für den nötigen Groove, aber auch ein dem Anlass entsprechendes Mass an Gefühl, immer wieder versetzt mit vom Blues inspirierten Licks. In den epischsten Momenten klangen Black Label Society's Balladen sogar beinahe wie eine deutlich weniger kitschige Version von Bon Jovi's "Bed Of Roses". Bemerkenswert war vor allem das beinahe absurde Bild, das Zakk Wylde auf "Blackened" abgab: Dieser langhaarige, bärtige Brocken von einem Kerl sass einfach so da, schmetterte Balladen am Piano und bellte dazu so einfühlsam wie möglich seine tiefsinnigen Texte.
Als Tüpfelchen auf dem i sah man (auf der mitgelieferten Live-DVD) immer wieder toughe Kerle in Black Label Society-Kutten vor der Bühne stehen und wahlweise gebannt lauschend oder inbrünstig mitsingend. Das war schon eine interessante Konstellation, aber eine, die ganz hervorragend funktionierte. Gewissermassen Kuschelrock für Biker, Outlaws und andere harte Kerle. Für die und alle anderen Fans hatte Zakk Wylde sogar ein paar Songs vom ersten und einzigen Album seiner Southern Rock-Band Pride And Glory ins Set aufgenommen, was neben Standards wie "Stillborn" eine willkommene Abwechslung bedeutete. 2014 verliess Nick Catanese aufgrund anderer Aufgaben die Band und wurde durch den Lizzy Borden Gitarristen Dario Lorina ersetzt. Das nächste Album "Catacombs Of The Black Vatican" erschien am 7. April 2014. Die Musik der Black Label Society wurde und wird von walzenden Gitarrenriffs, kombiniert mit Pinch Harmonics, schnellgespielten Soli und ruhigen Klavierpassagen geprägt. Das Schlagzeug nimmt ebenso wie der Bass eine eher perkussive Rolle ein, da der Rhythmus oft einfach im 4/4-Takt gehalten ist. Die Gitarren sind in der Regel tiefer gestimmt, bis zu vier Halbtöne unter der normalen Gitarrenstimmung (von E nach C). Die Texte drehen sich oft um Seelenleid, Schmerz, Trauer oder das Leben. Das Musikgenre lässt sich eher als Doom-Metal mit starken Einflüssen von Southern Rock bezeichnen. Es sind allerdings auch Country- und Blueselemente zu finden.
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