BOB YOUNG - In Quo Country (Making Waves Records SPRAY 104, 1986)
Robert Keith Young, geboren am 16. Mai 1945 in Basingstoke Hampshire, England ist ein britischer Musiker und Schriftsteller, der insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit der Rockgruppe STATUS QUO bekannt wurde. Seit Mitte der 60er Jahre ist er vor allem im Musikgeschäft tätig. Zunächst war er Bühnenarbeiter für Amen Corner, später für The Nice und kurzzeitig für The Herd. Aufgrund dieser Erfahrung wurde er vom Management der Band Status Quo abgeworben, nachdem diese mit "Pictures of Matchstick Men" im Jahre 1968 ihren ersten Hit hatte. Da er auf Tourneen viel Zeit mit der Band verbrachte, wurde er auch enger in die Musik der Band einbezogen. Bereits 1969 wurden erste Lieder der Band von ihm mitverfasst und auf der Single "The Price Of Love" war er erstmals auch auf der Mundharmonika zu hören, sodass er zum inoffiziellen Mitglied der Gruppe wurde.
In den folgenden Jahren schrieb er eine Vielzahl von Liedern für Status Quo, meistens gemeinsam mit dem Leadsänger und Gitarristen Francis Rossi. Zu diesen Stücken zählen beispielsweise auch die Hits "Caroline", "Paper Plane" und "Down Down". 1978 erschien das Buch "Alias the Compass", das Gedichte und Songtexte von Bob Young aus der Zeit bei Status Quo enthielt. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre liess die Intensität seiner Zusammenarbeit mit Francis Rossi etwas nach, wenngleich er bis 1980 Tourmanager von Status Quo blieb. Über seine Jahre mit der Band berichtet er in der 1979 erschienenen Biographie "Again and Again", welche er gemeinsam mit John Shearlaw verfasst hat, die mehrfach in aktualisierten Neuauflagen erschienen ist. Neben Rossi schrieb er im Laufe der Jahre auch gemeinsam mit den übrigen Bandmitgliedern Rick Parfitt und Alan Lancaster mehrere Stücke.
Mit dem Gitarristen Micky Moody, den er kennenlernte, als Moody mit seiner damaligen Band Snafu im Vorprogramm von Status Quo spielte, gründete er 1976 die Band Young & Moody, deren Veröffentlichungen jedoch vergleichsweise erfolglos blieben. Gemeinsam mit Micky Moody veröffentlichte er auch das Buch "The Language of Rock ’n’ Roll". Moody schloss sich 1978 David Coverdale's Band Whitesnake an, veröffentlichte aber in loser Folge weitere Aufnahmen mit Bob Young. Wenngleich sich Young in dieser Periode stärker auf Bücher konzentrierte, gab es auch vereinzelte Musikaufnahmen mit seiner Mitwirkung. Nennenswert ist insbesondere seine Beteiligung beim Album "Line Up" des kurzzeitigen Rainbow-Sängers Graham Bonnet. Leider ohne offizielle Plattenveröffentlichung bleibt sein Mitwirken in der Band DIESEL von John Coughlan, dem Ex-Schlagzeuger von Status Quo.
1986 erschien dann Young's leider einziges Solo-Album "In Quo Country", welches ausschliesslich von Bob Young mitgeschriebene und von ihm neu interpretierte Stücke aus seiner Zeit bei Status Quo im Country Rock-Stil enthält. Dabei entfalten die meisten Songs, die man natürlich im Original in- und auswendig kennt, als Country Rock Nummern ein ganz besonderes Flair. Auch merkt man sehr schnell, wie sehr sich beispielsweise Francis Rossi, mit dem Bob Young sehr viele Sachen komponiert hat, in der Pop- und der Countrymusik wohlfühlte, denn die Songs funktionieren auch als nicht geerdete Boogie-Rocker perfekt. Das ist natürlich vor allem auch einmal ein Indiz dafür, dass Status Quo stets sehr gute Songs im Gepäck hatten, es zeichnet eine Komposition zusätzlich aus, wenn sie auch stilverfremdet eine so tolle Gattung macht. Das Programm der LP "In Quo Country" (sehr passender Albumtitel: quasi Quo als Country) liest sich schon wie eine kleine "Best Of" von Status Quo: "Down Down", "Can't Give You More", "Claudie", "Caroline", "Mean Girl", "Shady Lady", "Night Ride" und "Living On An Island" (die beiden letzteren gemeinsam von Rick Parfitt und Bob Young geschrieben) oder "Dirty Water" und das vielleicht nicht ganz so populäre "I Saw The Light" (vom Quo-Album "On The Level").
Interessant und schön flüssig anzuhören sind alle Stücke. Es gibt aber durchaus einige tolle Highlights, wie etwa das Stück "Mean Girl", das dank der Arbeit des Gitarristen Albert Lee und dem Geigenpart von Graham Preskett erfrischend folkrockig klingt und relativ weit vom eher straffen Original von Quo entfernt ist. Mit Billy Bremner (von Dave Edmunds' Rockpile und später den Pretenders um Chrissie Hynde), sowie den Top-Musikern Micky Moody (Whitesnake), mit welchem Bob Young schon zusammen musiziert hatte als Young & Moody, B.J. Cole und Rick Parfitt, der bei diesen Aufnahmen mitwirkte, gelang Bob Young eine süffige, klug und kompetent arrangierte Platte, die mit den countryesken "Caroline" und "Claudie" (beide vom Quo-Album "Hello!") zwei weitere Steilvorlagen für den Countryrock-Gitarrenstil von Altmeister Albert Lee lieferte. Diese beiden Stücke sind mindestens genauso gut wie die Quo-Originale. Anders, aber genauso anmachend und einnehmend. Dem Brecher "Down Down" verpasste Young eine Bläser-Gruppe, was dem Song ein völlig anderes Gesicht verpasst, was sich über den Titel "Claudie" dann wiederum nicht sagen lässt, denn dieser Song war schon im Quo-Original eigentlich eine Country Rock Nummer, die lediglich keine countryspezifische Instrumentierung erhielt. Bob Young verpasste dem Stück sehr viel Country-Flair, beispielsweise durch eine von Pete Witshire gespielte Pedal Steel Gitarre, einem typischen Country-Instrument. Die eingesetzten Keyboards bei allen Songs, von Gavin Povey und Graham Preskett gespielt, überzeugen ausschliesslich mit warmen und sehr passenden Klavier- und Orgelklängen.
Seit den 90er Jahren ist Bob Young hauptberuflich als Manager im Musikgeschäft tätig, unter anderem für Vanessa Mae und den INXS-Sänger Ciaran Gribbin. Ausserdem arbeitete er für die BBC und schrieb mit Ray Minhinnett ein Buch über die legendäre Fender Stratocaster Gitarre. Im Jahr 2000 hat Bob Young zur Freude vieler Fans die Zusammenarbeit mit Francis Rossi wieder aufgenommen. Auf dem 2002 erschienenen Quo-Album "Heavy Traffic" waren erstmals wieder von Young mitgeschriebene neue Stücke zu hören. Auch das im September 2006 erschienene offizielle Buch zum 40. Geburtstag von Status Quo stammt mit aus seiner Feder. Die der limitierten Ausgabe des Buches beigefügte CD enthält darüber hinaus verschiedene seltene Aufnahmen aus Young's privatem Archiv. Für die Band LEMON JELLY wirkte er 2002 ausserdem auf dem Album "Lost Horizons" als Gastmusiker mit.
Ein leider weitgehend vergessenes Juwel, das dank der deutschen Plattenfirma Repertoire Records allerdings als CD wieder erhältlich ist (unter dem Titel "Tex Axile Rides Again In Quo Country") mit einigen Bonustracks, denen jedoch bis auf die Nummer "Fine Fine Fine" und zwei rhythmisch unterschiedlichen Arbeits-Varianten des Stückes "Caroline", die in unfertigem Rohzustand belassen wurden, die Relevanz, respektive der Bezug zu Status Quo fehlt. Dennoch sind die beiden, von Bob Young und Micky Moody geschriebenen countryesken Lieder "English Rose & Yankee Dan" und "Warm Winds" genauso hörenswert und bilden daher eine gute und passende Ergänzung zum originalen Album von Bob Young.
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