Beatnik's Music Corner

PRISM - Young And Restless (Capitol Records ST-12072, 1980)

Nachdem ihr zuletzt veröffentlichtes Album "Armageddon" im Jahre 1979 noch durchaus Elemente des Progressive Rocks aufwies, Manfred Mann's Earth Band beispielsweise nicht unähnlich, so läutete dieses im Februar 1980 erschienene fünfte Album der Kanadier einen markanten Stilwechsel ein. Die progressiven Elemente waren gänzlich verschwunden: Hier war eine Band am (Neu-) Start, die sich stilistisch grundsätzlich neu ausrichten wollte. Zu dem Zeitpunkt begann sich ein radiotauglicher Rock zu etablieren, den Bands wie Survivor, REO Speedwagon oder später auch Loverboy und Foreigner populär machten. Daneben begann ein, zwei Jahre zuvor aber auch als Gegenstück zum Punk der sogenannte Power Pop etwa der Raspberries als dessen bekanntestem Vertreter, sich erfolgreich in der Musikszene zu platzieren, und wenn man nun dieses Album der kanadischen Band PRISM anhört, so klingt es in etwa wie ein recht ausgewogener Mix dieser beiden musikalischen Strömungen, wobei der Hauptanteil doch eher beim Power Pop liegt, was etwa Stücke wie "Hideaway" oder "Satellite" schön aufzeigen.

Mitverantwortlich für die in diese musikalische Richtung tendierende Musik war sicherlich der Produzent Bruce Fairbairn, der sich später einen Namen machte mit wegweisenden Produktionen etwa für die bereits genannten Loverboy, aber auch für sehr erfolgreiche Gruppen wie Blue Öyster Cult, Krokus, Bon Jovi, Aerosmith, Scorpions, Poison und sogar AC/DC ("The Razor's Edge"). Begonnen hatte der umtriebige und hervorragende Produzent allerdings hier bei dieser kanadischen Band, die seit ihrer Gründung im Jahre 1977 aus dem Sänger Ron Tabak, dem Gitarristen Lindsay Mitchell, dem Keyboarder John Hall, dem Bassisten Allen Harlow und dem Schlagzeuger Rocket Norton bestand. Die aus Vancouver stammenden Musiker arbeiteten bis und mit diesem Album mit dem Produzenten Fairbairn zusammen. Als sie sich nach fünf Alben für einen anderen Produzenten entschieden, sank ihre Popularität relativ rasch, und nachdem sie zuvor noch Doppel-Platin, etliche Single Hits und viel Kritikerlob gewohnt waren, mussten sie später wesentlich kleinere Brötchen backen, was letztlich dann auch zum Auseinanderfallen der Band beitrug. 

Die aus dem Album "Young And Restless" ausgekoppelte Titelnummer entpuppte sich als weiterer Hit für die Gruppe, erklomm die Charts bis zum respektablen Platz 14, nachdem die Band zuvor mit drei Singles in den Top 50 landete. Diese drei Singles stammten vom Vorgänger-Album "Armageddon" und schienen eine Band zu zeigen, die kurz davor steht, weltweit zu reüssieren. Doch daraus wurde letztlich nichts. Die Single "Young And Restless" blieb der grösste kommerzielle Erfolg der Gruppe. Aufgrund einiger Fehlentscheide, sowohl was den Produzenten, als auch das Management betraf, aber vermutlich auch wegen der veränderten musikalischen Ausrichtung, weg vom sehr herzlichen, typischen Canuck Rock hin zum glattgebügelten amerikanischen Mainstream Pop Rock, wendete sich das Blatt und die Erfolge wurden spärlicher, bis sie schliesslich ganz ausblieben. Eine letzte Single, die punkten konnte, veröffentlichte die Band schliesslich zusammen mit ihrem nächsten Album "Small Change". Die daraus ausgekoppelte Single "Don't Let Him Know", co-komponiert vom ausgestiegenen Ur-Mitglied Jim Vallance und Bryan Adams, erreichte noch die Top 40 in den USA. Danach war der Ofen aus. 

Sämtliche originalen Bandmitglieder verliessen nach und nach die Gruppe, wurden entsprechend ersetzt durch neue Musiker und dies führte schliesslich Ende 1982 zu dem Paradoxon, dass die Band nunmehr aus komplett anderen Musikern bestand, weil kein einziges originales Bandmitglied mehr an Bord war. Bestehend aus dem Sänger Henry Small, dem Gitarristen Paul Warren (ehemals bei Rare Earth), dem Bassisten John Trivers, dem Keyboarder Robyn Robbins (aus Bob Seger's Silver Bullet Band), sowie dem Schlagzeuger Doug Madick, der zuvor bei der kanadischen Hard Rock Gruppe STARZ spielte, ging diese neue Inkarnation der Gruppe Prism auf Tour, spielte auch neue Songs im Studio ein und veröffentlichte noch einmal ein Album ("Beat Street"), das 1983 erschien und eigentlich sämtliche Zutaten eines erfolgreichen Pop Rrock Albums aufwies, zudem mit Gastauftritten von Richie Zito, Mike Baird, Timothy B. Schmit (The Eagles), Bobby Kimball (Toto) und Bill Champlin (Chicago) brillieren konnte, jedoch keinen Erfolg brachte.

"Young And Restless" war letztlich daher ein Album, das wie ein Schwanengesang wirken musste. Es war das letzte, und in der Entwicklung der originalen Band das beste Werk, das möglich war und ein paar tolle Musiker präsentierte, die sich im Laufe ihrer Karriere hörbar entwickelten, jedoch von Anfang an qualitativ auf sehr hohem Niveau agierten. Da der aufkeimende AOR Sound jedoch seine erfolgreichen Protagonisten schon früh präsentieren konnte, blieben die hervorragenden Prism leider auf der Strecke und blieben, rückwirkend betrachtet, dann letztendlich doch fast nur ein rein kanadisches Phänomen. Dort allerdings gelten sie bis heute als eine der klassischen kanadischen Rock Bands der ausgehenden 70er Jahre.