SIR DOUGLAS QUINTET - Day Dreaming At Midnight
(Elektra Records 7559-61474-1, 1994)
Als sich Douglas Wayne Sahm 1994 mit diesem wundervollen Album in einer wiederbelebten Reinkarnation des in den 60er Jahren äusserst erfolgreichen Sir Douglas Quintet zurück meldete, hatte er gerade einige erfolgreiche Jahre mit den Texas Tornados erlebt, die vor allem in Europa äusserst beliebt waren. Doug Sahm, der ausser Musiker auch Vater war, konnte seinen beiden Söhnen den Einstieg ins Musikbusiness ermöglichen und es war absehbar, wann er die Zeit für gekommen hielt, seinem Nachwuchs eine grössere Plattform zu bieten, damit diese ihre Fähigkeiten auch gegenüber einem grösseren Publikum unter Beweis stellen konnten. Er tat dies mit diesem herrlichen Tex Mex-Rock Album, das in seinen Grundzügen durchaus mit früheren Alben unter diesem Banner vergleichbar waren, jedoch aufgrund der beteiligten Youngbloods auch aktuelle Bezüge berücksichtigte, die nicht selten den harten, erdigen Rock Bereich streiften und nicht nur den bewährten Tex Mex Sound des Vaters ein weiteres Mal nachzeichneten. Besonders die Titel "Intoxication" oder "Dylan Come Lately" hätten in dieser Art gespielt durchaus auch auf einem Album der Georgia Satellites zu finden gewesen sein können.
Eine Hammerbesetzung stellte Doug Sahm für diese Aufnahmen zusammen, die seinen Söhnen Shawn und Shandon Sahm eine erste Möglichkeit gaben, sich als kompetente Musiker zu profilieren. So spannte er für das Unternehmen seine alten Kämpen ein, mit denen er zum Teil seit den 60er Jahren und somit den Anfängen seines Sir Douglas Quintet's musizierte, so den durch seine markante Vox Orgel den typischen Tex Mex Sound der Band mitdefinierenden Augie Meyers samt dessen Sohn Clay Meyers als Gast-Schlagzeuger, oder auch den Bassisten Speedy Sparks, den Rhythmus-Gitarristen Louie Ortega und last but not least Doug Clifford, den ehemaligen Bassisten von Creedence Clearwater Revival, der dieses Album auch produzierte. Schon 1974 arbeitete Doug Sahm mit Doug Clifford als ausführendem Produzenten und Musiker zusammen, als er mit Clifford plus dem Creedence Clearwater Revival Schlagzeuger Stu Cook das fabelhafte Album "Groover's Paradise" aufnahm.
Das Album "Day Dreaming At Midnight" startet mit der auch als Single ausgekoppelten Nummer "Too Little Too Late", die zusammen mit dem nachfolgenden "Twisted World" genau jenen bewährten schunkelnden Tex Mex Sound bietet, den Doug Sahm seit seinen Anfangstagen immer wieder erfolgreich zelebriert hat. "Darling Dolores" ist ein kerniger Rock'n'Roll Titel mit der prägnanten Vox Orgel von Augie Meyers, einem jedoch recht lebhaften Rock Groove, für den Sohnemann Shawn Sahm die knackige Rhythmus-Gitarre beisteuert. Die Titelnummer "Day Dreaming At Midnight" erfährt eine wundervolle Sehnsucht in ihrer Melodieführung, begeistert diesmal mit Shawn Sahm's Wah Wah Gitarre und Augie Meyer's warmer Hammond B3, während der Top Studiomusiker John Jorgenson eine fabelhafte Leadgitarre beisteuert. Die Congas von Willie Ornelis sorgen hier für einen charmanten perkussiven Groove und Doug Clifford für die perfekte Schlagzeug-Erdung. Hier klingt die Band am ehesten wie die seligen Creedence Clearwater Revival. Ein wunderschöner Track!
Mit "Into The Night" kehrt der typische Tex Mex Rock'n'Roll von Doug Sahm zurück, wiederum mit Augie Meyer's brillianter Vox Orgel. Dazu muss man unbedingt erwähnen, dass nicht nur hier bei diesem Song, sondern eigentlich bei allen Liedern auf diesem Album immer mitsingbare Strophen und Refrains geboten werden, die sich schon nach zwei-, dreimaligem Anhören wohlig im Kopf festhaken. Es folgt nun ein rockiger Teil, der die Fähigkeiten von Doug Sahm's Söhnen abbilden soll, und das ist richtig gut in Szene gesetzt, denn es verpasst dem Werk eine ziemlich grosse Abwechslung, die allerdings jederzeit zusammenhält und nicht etwa überbordet. Die Rocker "Dylan Come Lately", "She Would If She Could, She Can's So She Won't" und spätestens "Romance Is All Screwed Up" beweisen eindrücklich, dass Doug Sahm ein variantenreicher Sänger und auch ein sehr vielseitiger Komponist gewesen ist, der sich in vielen musikalischen Bereichen als äusserst kompetenter Songschreiber und Texter erwies: Ob in den 50er Jahren bereits als "Little Doug Sahm" als singendes Wunderkind gefeiert und dem Blues, dem Country und dem souligen Rhythm'n'Blues zugetan, bewies er in den 60er Jahren auch als Hippie, als Countryrocker und mit seinem gefühlvollen Westcoast Pop Rock stets seine enorme Kreativität, denen er selbst keinerlei stilistischen Schranken auferlegte.
Mit dem aus der Feder von Louie Ortega stammenden schunkeligen "County Line" und dem rasanten Rocker "Intoxication", bei welchem die beiden Söhne Shawn und Shandon Sahm noch einmal so richtig die Rock-Sau rauslassen dürfen, endet ein in jeder Hinsicht gelungenes Revival-Album, das nicht mal so sehr im Vergangenen schwelgt, sondern viel eher den Geist des 60er Jahre Tex Mex Rocks in die 90er Jahre transportiert. Ein Werk, das man in so einer tollen Qualität nicht erwartet hatte damals. Es bliebn allerdings bei dieser einen Sir Douglas Quintet Auffrischung (zumindet in Form einer Platte). In späteren Jahren bis zu seinem Tod spielte Doug Sahm wieder viele Konzerte unter dem Banner des Sir Douglas Quintet's, da die Formation Texas Tornados inzwischen aufgelöst worden war. Shawn Sahm wiederum startete nach dem Tod des Vaters sein eigenes Unternehmen "The Tex Mex Experience" und hilft damit bis heute, diesen wundervollen Sound des Vaters in Erinnerung zu behalten. "Day Dreaming At Midnight" ist ein grossartiges Alterswerk eines Ausnahmekünstlers, der am 18. November 1999 im Alter von 58 Jahren leider viel zu früh gehen musste.
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