Sep 18, 2017


PAUL KELLY AND THE MESSENGERS - So Much Water So Close To Home
(A&M Records 395266-2, 1989)

Der australische Singer und Songwriter Paul Maurice Kelly wurde am 13. Januar 1955 in Adelaide, South Australia geboren. Nach seiner Schulzeit zog Kelly quer durch seinen Heimatkontinent und verdiente sich sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Ausserdem begann er schon sehr früh mit dem Gitarrespielen und mit 19 Jahren hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt in Tasmanien. Im Jahre 1976 zog es ihn schliesslich nach Melbourne, wo er sich zuerst als Sänger einer Band anschloss und dann mit Paul Kelly & The Dots seine erste eigene Band gründete. Anfang der 80er Jahre nahm er mit dieser Band auch zwei Alben auf und konnte mit Billy "Baxter" und dessen B-Seite "Hard Knocks" einen ersten kleineren Single-Hit verbuchen, bevor er die Gruppe jedoch auflöste. Nach knapp zwei Jahren ging er erneut mit einer eigenen Band an den Start, allerdings ohne einen Plattenvertrag und auch ohne Management. Er übersiedelte schliesslich im Jahre 1984 nach Sydney und spielte dort auf eigene Kosten ein weiteres Album ein, das er "Post" nannte und unter seinem eigenen Namen Paul Kelly, ohne Bandzusatz veröffentlichte.

Die auf diesem Werk präsentierte Abkehr vom gitarrenlastigen Bandrock hin zur melancholisch-akustischen Songwriter-Musik war sofort von Erfolg gekrönt. Das Album wurde von der Musikpresse gelobt und konnte sich auch in den australischen Charts platzieren. Dies ermutigte Paul Kelly, wieder eine Begleitband zusammenzustellen, der er den Namen Coloured Girls gab, aus denen später die Messengers wurden, und es folgte das Album "Gossip". Diese Platte bedeutete den ersehnten Durchbruch in kommerzieller Hinsicht und wurde mit Gold ausgezeichnet. Das Album erreichte in Australien die Album Top 10. Ausserdem wurde diese Platte als erste des Künstlers überhaupt auch in den USA veröffentlicht, wo Paul Kelly & The Messengers zuerst als Vorgruppe von Crowded House und dann auf einer eigenen Tournee Auftritte absolvierten konnten. Von den drei Singles, welche aus dem Album ausgekoppelt wurden, konnte sich "Darling It Hurts" auch in den US-Rockcharts platzieren (Platz 19). Noch erfolgreicher war das nachfolgende Platin-Album "Under The Sun", das mit der daraus ausgekoppelten Single "To Her Door" Paul Kelly's bislang einzigen Top 10-Singlehit hervorbrachte. Der Song "Dumb Things" wurde in den Soundtrack der australischen Filmkomödie 'Einstein Junior' aufgenommen und war ihr zweiter Hit in den USA, der es, wohl auch dank dem Erfolg des Films 'Einstein Junior' bis auf Platz 16 schaffte.

Musikalisch entwickelte sich Paul Kelly zunehmends zum Geschichtenerzähler, der auch australische Themen aufnahm und sich mit den Ureinwohnern des Kontinents, den Aborigines, befasste. Der Nachfolger von "Under The Sun" wurde zunächst in Australien auf Mushroom Records veröffentlicht, kam einige Wochen später aber wiederum auch weltweit bei A&M Records heraus. "So Much Water So Close To Home" erschien erstmals auch in Deutschland und bescherte dem Musiker mit der Singleauskopplung "You Can't Take It With You" einen kleineren Single-Erfolg. Das Stück wurde regelmässig in deutschen Radiostationen gespielt. In seiner Heimat Australien entschied sich das dortige Plattenlabel, das Stück "Careless" als Single zu veröffentlichen, was für ihn dort erneut ein grösserer Hit bedeutete. "So Much Water So Close To Home" erhielt seinen Namen nach einer Kurzgeschichte des Schriftstellers Raymond Carver. Der amerikanische Erzähler genoss seinen Ruhm sieben Jahre lang. Ausgelöst wurde die Begeisterung 1981 durch den Storyband 'Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden'. Carver avancierte zur Kultfigur eines neuen lakonischen Stils, er war der Porträtist des armen weissen Amerika, dessen Helden sprachlos gegen Scheidungen, Suff, Verzweiflung und unbezahlte Rechnungen ankämpfen. Es war die Welt, der Carver selbst entstammte und der er nur durch Schreiben entfliehen konnte. 1988 starb der Autor, fünfzigjährig, an Krebs. Als Huldigung verstand Paul Kelly daher nicht nur den gewählten Albumtitel, sondern auch ein Stück, das er diesem Schriftsteller widmete: "Everythings Turning To White".

Aufgenommen in den Ocean Way Studios in Hollywood, spielte Paul Kelly dieses Album mit seiner Stammformation, bestehend aus dem Gitarristen Steve Connolly, dem Keyboarder Peter Bull, dem Bassisten Jon Schofield und dem Schlagzeuger Michael Barclay ein. Zu den Aufnahmen gesellten sich allerdings einige absolut hochkarätige US-amerikanische Studio- und Sessionmusiker, von denen der Bariton-Saxophonist Steve Berlin, die beiden Perkussionisten Paulinho Da Costa und Lenny Castro, sowie der Mundharmonika-Spieler John "Juke" Logan die bekanntesten waren. Das von Scott Litt gemeinsam mit Paul Kelly produzierte Album begeisterte mit einer überaus lockeren typisch US-amerikanisch gefärbten Rootsrock und Folkrock-Mischung, die dank der erlesenen Schar an Gastmusikern auch arrangementmässig viel Abwechslung zu bieten hatte. Paul Kelly erzählte in den Songs des Albums erneut viele kleine Geschichten von Menschen, denen es nicht allzu gut geht, und er erwies sich dabei als ausgezeichneter Beobachter des Lebens der weniger Privilegierten. In seinem Song "South Of Germany" stellte er auch einen Bezug zu Deutschland her, er beschrieb darin seine Eindrücke eines Aufenthaltes im Schwarzwald, als er in Europa auf Tournee war.

Bis 1991 entstanden insgesamt fünf Alben mit den Messengers, die sich alle in den australischen Top 40 platzieren konnten. Nach fünf Jahren löste Kelly die Band auf, weil er befürchtete, sich musikalisch auf Dauer auf eingefahrene Wege zu begeben. Noch im selben Jahr arbeitete er mit Aborigine-Musikern wie Archie Roach zusammen und war an der ursprünglichen Version des späteren weltweiten Hits "Treaty" von Yothu Yindi beteiligt. Im Jahr darauf schrieb er Musik für eine Theateraufführung, an der er auch selbst als Schauspieler teilnahm. Weitere Musik für Film und Fernsehen folgte. Daneben erschienen zwei Live- und zwei Solo-Studioalben, die auch in Neuseeland erfolgreich waren. Zudem versuchte er auch als Solist in den USA Fuss zu fassen und lebte längere Zeit in den USA. Das erste Greatest Hits-Album "Songs From The South" erschien 1997 und war mit Platz 2 in Australien und Doppel-Platin für mehr als 140000 verkaufte Exemplare seine erfolgreichste Platte. Im selben Jahr wurde er bei den ARIA Awards, dem Musikpreis der australischen Plattenindustrie, als bester männlicher Künstler ausgezeichnet und in die ARIA Hall of Fame aufgenommen.

In den folgenden Jahren veröffentlichte er zahlreiche weitere Soloalben und immer wieder auch Platten mit anderen Musikern zusammen. Daneben schrieb und produzierte er auch für andere Künstler. Unter anderem war er auch am 7. Juli 2007 auf dem Live Earth-Konzert in Sydney vertreten. Erstmals 1993 und seitdem in aktualisierten Neuauflagen erschienen seine gesammelten Songtexte auch in Buchform.








No comments:

Post a Comment