Sep 22, 2017


LIGHTHOUSE - One Fine Morning (Evolution Records 3007, 1971)

Lighthouse waren eine kanadische Rockband, die 1968 gegründet wurde. Mit Bläser- und Streicher-Musikern mischten sie Rock, Jazz und klassische Elemente. Sie gewannen zwischen 1972 und 1974 drei Juno Awards. Nachdem sich die Gruppe 1976 aufgelöst hatte, trat sie ab 1992 wieder auf. Lighthouse wurden von Skip Prokop (Schlagzeug, Gesang) und Paul Hoffert (Keyboard) in Toronto gegründet. Ihre Idee war ein Rock-Orchester, bestehend aus drei verschiedenen Bandabteilungen: einer Rock-Rhythmusgruppe, einer Jazz-Bläsergruppe und einer klassischen Streichergruppe. Die ursprüngliche Formation bestand aus nicht weniger als 13 Mitgliedern. Ihren ersten Auftritt bestritt die Band am 14. Mai 1969 in Toronto, ihrer Heimatstadt. In ihrem ersten Jahr spielten sie unter anderem auch in der Carnegie Hall, im Fillmore East, im Fillmore West, beim Atlantic City Pop Festival sowie dem Monterey und dem Newport Jazz Festival. 1970 spielten sie beim Strawberry Fields Festival und dem Isle of Wight Festival. Bis zur Veröffentlichung ihres am besten verkauften Albums "One Fine Morning", spielten Lighthouse indes eher nur in der zweiten Reihe der sogenannten Brass Rock Bands, zu denen damals etwa die Bands Blood, Sweat And Tears, The Electric Flag und - als wohl die Bekannteste dieser musikalischen Stilrichtung - Chicago Transit Authority (später schlicht als Chicago bekannt).

Die Gruppe entstand, nachdem einige andere zumeist lokale, aber auch US-bekannte Gruppen ihre Segel gestreckt hatten. Der Schlagzeuger und Songschreiber Skip Prokop beispielsweise kam von der relativ bekannten 60s Band The Paupers, der zum Zeitpunkt der Bandgründung auch als Studio- und Sessionmusiker bereits über ein grosses Ansehen verfügte. So spielte er beispielsweise auf Platten, respektive bei Studiosessions von Steve Miller, Carlos Santana und Al Kooper mit. Während eines Aufenthalts in New York kam er mit dem Keyboarder Paul Hoffert zusammen, der seinerseits in der Jazz-Szene New York's bei Sessions mitspielte und ausserdem auch in einigen Broadway Musicals gespielt hatte. Die beiden Musiker suchten nun weitere Mitglieder für eine eigene Band und waren vor allem auf der Suche nach einem geeigneten Gitarristen. Sie fanden ihn in der Person des Ralph Cole, der zuvor bei der aus Ann Arbor, Michigan stammenden und recht bekannten Gruppe The Thyme mitgewirkt hatte, welche einige Psychedelic Rock-Singles auf dem Plattenlabel A-Square Records veröffentlicht hatten.

Das erste, selbstbetitelte Album erschien 1969 bei RCA Victor Records und warf die Single "Eight Miles High" mit der B-Seite "If Ever There Was A Time" ab, die jedoch beide keinen Erfolg brachten. Nicht anders erging es den beiden nächsten Alben, welche die Band in insgesamt lediglich knapp zwei Jahren veröffentlichte: "Suite Feeling" (ebenfalls 1969) und "Peacing It All Together" (1970). Kamen ihre beiden drei Alben "Lighthouse", "Suite Feeling" und "Peacing It All Together" noch bei RCA Victor Records heraus, so wechselte die Band danach zum wesentlich kleineren und lokaler operierenden Label GRT Records, das allerdings auch mit einem Vertriebspartner in Europa zusammenarbeitete. Einhergehend mit einigen personellen Umbesetzungen brachten Lighthouse dann im Jahre 1971 wiederum gleich zwei Alben auf den Markt: "One Fine Morning" und "Thoughts Of Movinʼ On", die in Kanada beide Goldstatus erreichten. In Europa erschienen diese beiden Alben auf dem legendären Vertigo Swirl Label und sind heute sehr gesucht. Ihr früheres Label RCA profitierte von dem nun einsetzenden Erfolg der Gruppe und veröffentlichte ein Best Of-Album namens "One Fine Light" auf der Basis der drei ersten Alben. Mit dem Top-Produzenten Jimmy Ienner, der zuvor schon die Chamber Brothers und die Raspberries produziert hatte, realisierten Lighthouse in den nächsten Jahren insgesamt sechs Alben, die auch einige Hits in Kanada und den USA abwarfen, so unter anderem die Titel "Hats Off (To The Stranger)", "One Fine Morning" (das es bis auf Rang 13 in den kanadischen Charts und auf Rang 24 in den US-Billboard Charts schaffte), sowie "Sunny Days" mit einem Platz 10 in Kanada und Platz 34 in den Billboard’s Top 40 in den USA.

Noch erfolgreicher war das Album "One Fine Morning" selbst, das es in Kanada's LP-Charts bis auf Platz 2 schaffte und damit auch das erfolgreichste Album dieser Band wurde. Die auf diesem Album versammelten zehn Songs konnten allesamt überzeugen und waren geprägt von der einmaligen Mixtur aus Rock mit Brass-Elementen und radiotauglichen Pop-Hooklines, die sich dann folgerichtig auch in den entsprechenden Single-Hits manifestierten und die Gruppe damit um ein wichtiges Element herausstellte im Vergleich zu manch anderen Bands, die mit üppigem Instrumentarium und Bläsergruppe operierten: Lighthouse konnten auch radiotaugliche Stücke komponieren. "Love Of A Woman", "Old Man", "Sing Sing Sing", das längere "1849" oder "Step Out On The Sea" bewiesen dies eindrücklich. Die zumeist von Skip Prpkop geschriebenen Songs zeigten sich auch recht variantenreich und einige der Stücke schrieb er zusammen mit dem Gitarristen Ralph Cole. Da Skip Prokop als Bandleader fungierte und diese Rolle als Schlagzeuger inne hatte, war es letztlich nicht verwunderlich, dass seine Songs insbesondere von einer sehr rhythmischen Grundstruktur geprägt waren.

"One Fine Morning" erhielt in Europa einen besonderen Stellenwert, da das Album hier auf dem Sammler-Label Vertigo Swirl Records erschienen war und auch ein komplett anderes Plattencover erhielt, für das der bekannte Designer Roger Dean das Artwork beisteuerte. Insbesondere dieses europäische Frontcover wirkte damals leicht irritierend, war es doch den Plattenhüllen der Progressive Rock Gruppe Yes nicht unähnlich, was nicht wenige Käufer ansprach, das Album zu kaufen, um danach eher enttäuscht zu sein vom Gehörten. Da die Stückzahlen der in Europa veröffentlichten Platte in England und Deutschland relativ gering waren, mutierte diese Version der LP-Ausgabe zu einem wesentlich begehrteren Sammelobjekt als das Original aus Kanada. An der Qualität der begotenen Musik ändert dies aber nichts. Lighthouse befanden sich zu dem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Phase. Die Gruppe war zu dieser Zeit fast 300 Tage im Jahr permanent und weltweit auf Tournee. Daneben waren Lighthouse auch die erste Rockband, die mit Symphonieorchestern auftrat, darunter die 'Royal Winnipeg Ballet Company', ein Projekt, das in Kanada auf Tournee ging und sich 'Ballet High' nannte.

Nachdem die Gruppe noch im selben Jahr ein weiteres Studioalbum veröffentlicht hatte ("Thoughts Of Movin' On"), erschien mit "Lighthouse Live!" im Februar 1972 ein Konzertmitschnitt, der in der legendären Carnegie Hall aufgenommen wurde. Es war das erste kanadische Album, das einen Platin Award erreichte. Mit dem nächsten Studioalbum, "Sunny Days", erhielten Lighthouse erneut eine Gold-Auszeichnung. Danach verliess Paul Hoffert 1973 die Band, blieb aber ihr Produzent. Nach dem Album "Good Day" im folgenden Jahr ging jedoch auch der Gründer und Bandleader Skip Prokop. Die restlichen Bandmitglieder spielten noch einige Zeit zusammen, bevor sie sich 1976 ebenfalls trennten und die Band auflösten. Skip Prokop veröffentlichte ein Soloalbum mit dem Titel "All Growed Up" im Jahre 1977 und arbeitete später bei einem Radiosender als DJ.

Im September 1982 gab es eine Wiedervereinigung von Lighthouse für vier Konzerte in Ontario. Prokop wollte die Gruppe wieder aufleben lassen, scheiterte aber und zog sich für viele Jahre aus dem Musikbusiness zurück. Im Jahre 1990 versuchte er es erneut, Lighthouse zu reaktivieren, zusammen mit seinen früheren Mitmusikern Paul Hoffert und Ralph Cole. Doch mehr als ein gemeinsamer Auftritt wurde nicht daraus. Erst 1993 spielten sie wieder regelmässig an Konzerten, nunmehr als Quintett mit den neuen Musikern Dan Clancy als Leadsänger und Donald 'Quan' Paulton als zweitem Keyboarder. Dies mündete 1996 in ein weiteres Studioalbume mit dem Titel "Song Of The Ages", erschienen beim kanadischen Independent Label Breaking Records. Die daraus ausgekoppelte Single "Remember The Times" schaffte es noch einmal in die Top 30 in Kanada.










Plattencover der europäischen Ausgabe von Designer Roger Dean:
"One Fine Morning" (Vertigo Records 6342 010, 1971)





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