Sep 14, 2017


THE ORDER OF ISRAFEL - Wisdom (Napalm Records NPR 549, 2014)

Die Geschichte der schwedischen Doom Metal Band aus Göteborg begann 2012 mit dem Gitarristen und Sänger Tom Sutton, der anfangs noch in Japan lebte und mit der Formation Church Of Misery aktiv war. Allerdings strebte er an, in einer traditionellen Doom Metal Band zu spielen. Während Sutton als Gitarrentechniker für für die Band Pentagram arbeitete, lernte er den schwedischen Musiker Patrik Andersson Winberg kennen, der in der Band Doomdogs spielte, die zusammen mit Pentagram auf Tournee war. Beide freundeten sich an und beschlossen, gemeinsam die neue Gruppe The Order Of Israfel zu gründen. Zu diesem Zweck siedelte Sutton nach Göteborg um, da er Japan als ein ungeeignetes Umfeld für eine Doom Metal Band einschätzte. Mit Andersson Winberg am Bass wurde die Besetzung durch den Schlagzeuger Hans Lilja und den Gitarristen Staffan Björck ergänzt. Den Bandnamen bezog Sutton von einem Freund, der Israfel den Gott der Musik nannte. Im Jahre 2014 erschien das Debütalbum "Wisdom".

Der Ueberlieferung zufolge hielt Israfil als einer der vier Erzengel im Islam stets eine Trompete bereit, wenn vom Tod und der Auferstehung verkündet wurde. Der angeblich schönste aller Erzengel ging auch als der Engel der Musik in die Religionsgeschichte ein. Grundsätzlich orientierten sich The Order Of Israfel stilistisch an der ehemaligen Doom Metal Truppe Church Of Misery, erweiterten aber die musikalischen Einflüsse um einige interessante und höchst hörenswerte Stilelemente. Auch griff auf dem Debutalbum "Wisdom" die Geschichte um Tod und Auferstehung. Das Album zeichnete sich jedoch nicht nur durch majestätische Gitarenriffs und pastorale Gesangslinien aus, wie sie Jahre zuvor etwa die Gruppen Candlemass oder Cathedral zelebriert hatten, sondern zeigte vielerlei zusätzliche Einflüsse: Hard Rock im klassischen Sinne genauso wie etwa Folk britischer Ausprägung. Viele hervorragende Alben aus dem Doom Bereich belehnen sich dieser mehrschichtigen stilistischen Hilfsmittel, doch schufen The Order Of Israfel hier dank einem grossen Ideenreichtum und vor allem hervorragender Songarrangements streckenweise eine gewisse Annäherung etwa an das Debutalbum von Black Sabbath.

In einem Interview gab Bandleader Tom Sutton an, dass er versucht hatte, mit "Wisdom" einen Doom Metal zu spielen, der variabler sei, als etwa jener der Band Cathedral. In den Songtexten versuchte er Dinge, die er in seinem Leben gelernt hatte, zu vermitteln. Im Interview mit Tobias Klüter von legacy.de gab Sutton als seine grössten musikalischen Einflüsse die Bands Black Sabbath, Cathedral, Reverend Bizarre, Place Of Skulls, Krux sowie Metallica, Entombed Thin Lizzy, Pentangle, Enya und Soundtracks an. Die Songtexte könne man in zwei Kategorien einteilen: Zum einen fiktive Geschichten und zum anderen Texte mit spirituellen und weltlichen Erfahrungen. Und so unterschiedlich wie die genannten Einflüsse, so weitreichend und stilistisch breit geriet auch das Debutalbum "Wisdom". Eines der Hauptmerkmale des Albums war auch, dass es entgegen des Genre-typischen Merkmals in der Umsetzung, kein Zeitlupentempo-Werk war. Der vielschichtige Charakter des Werks stand auch im Gegensatz zu allem, was Tom Sutton zuvor gemacht hatte. Für ihn waren Cathedral die erste Doom Metal Band, die er gehört hatte und die ihn nachhaltig inspirierte. Cathedral spielten sehr langsame und teilweise unmelodiöse Musik, wohingegen diese aber immer wieder auch durchbrochen wurde von eingängigen und rockigen Momenten mit progressiven Elementen.

Letztendlich war es für die Musiker Sutton und Winberg auch der Glaube an die Kraft, die aus der Vielfalt erwächst, die dazu beitrug, dass sich die beiden Musiker nach einer langen Zeit des sich gegenseitigen Abtastens zusammengetan hatten, um ihre musikalischen Visionen gemeinsam umzusetzen. Zukunftsorientiert meinte Tom Sutton dazu: "Hinter unserem Namen steckt die Idee, dass wir uns der Musik als der höchsten Macht, die Gutes unter die Menschen bringt, verschrieben haben. Jeder Musikfan kann Teil dieser Familie sein, egal ob Metalhead, Klassik- oder Jazzliebhaber. Das Album "Wisdom" belegte auf jeden Fall, dass es sich lohnt, manche Dinge reifen zu lassen. Musikalisch bot "Wisdom" wie bereits erwähnt, keinen klassischen Doom Metal. Zwar atmeten die schweren, dramatischen Zeitlupen-Riffs und der mitunter pastorale Gesang durchaus den Geist von Szene-Ikonen wie Candlemass und anderen. Doch der Sound reichte weit über jenen Rahmen hinaus, der dieses Genre normalerweise zusammenhielt. Etwa mit auffälligen, aber keineswegs aufdringlichen Hardrock-Anleihen. Zudem deutete das schwedisch-australische Quartett schon zu Beginn des Openers "Wisdom" ein feines Gespür für folkige Arrangements an, das sich in der mehr als acht Minuten langen Nummer "The Earth Will Deliver What The Heaven Desires" voll entfaltete. Mit beschwörend düsteren Chorälen und akustischen Gitarren lud die Band hier zum Tanz ums imaginäre Lagerfeuer.

Es gab auf diesem Werk auch viele Tempowechsel, Dynamik, wiedererkennbare, unterscheidbare, perfekt durcharrangierte Songs. Die Wiederholung war hier nicht das zentrale oder alleinige Mittel, um die volle Wirkung zu erzielen. Dem bösen "On Black Wings, A Demon" zum Beispiel wurde durchgängig der harte und kompromisslose Rock gegeben und auch der "Noctuus" mit den Augen einer Ratte und den Flügeln einer Fledermaus versteckte tief in seinen neun Minuten einen aggressiven Ausbruch, der zusammenzucken liess. Bei aller musikalischen Grösse der Geschichtensammlung um Gut und Böse, um Menschen und ihre Dämonen, um Träume und Realitäten, Bewahrung und Zerstörung war das Herzstück auf "Wisdom" jedoch das viertelstündige "Promises Made To The Earth". Das Plädoyer für Mutter Natur präsentierte Ohrwurm-Melodien in ungewöhnlich grosser Menge und im besten Sinne des Wortes und schwang sich zu einem durchgängig spannenden Opus auf, das in seiner Vielseitigkeit ruhigen Gewissens als progressiv bezeichnet werden konnte. Und zum Schluss wurde die Apokalypse verhandelt. Nach der von Tom Sutton eindrucksvoll nachgesprochenen unchristlichen Tirade des Damien Thorn, seines Zeichens des Teufels Sohn aus dem Film 'Omen III', schloss "Morning Sun (Satanas)" dieses Statement in Sachen Rock eindrucksvoll ab. 2016 erschien das zweite Werk der Gruppe The Order Of Israfel unter dem Namen "Red Robes". Während dieser Zeit war die Band auch live zu sehen, wie etwa Mitte 2015 mit den Bands Pentagram und Lucifer in Berlin oder gegen Ende des Jahres in Würzburg auf dem zehnten Hammer Of Doom Festival.





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