THRESHOLD - March Of Progress (Nuclear Blast Records NB 2342-1, 2012)
Threshold wurden Ende der 80er Jahre von Karl Groom (Gitarre), Jon Jeary (Gesang, Bass) und Nick Midson (Gitarre) im Süden Englands gegründet. Tony Grinham (Schlagzeug) und Richard West (Keyboard) vervollständigten das Line-Up. Nach einer wachsenden Zahl der Auftritte beschloss Jon Jeary, sich ganz dem Bass zu widmen und Damian Wilson wurde als Leadsänger in die Band geholt. 1993 unterschrieben Threshold einen Plattenvertrag mit dem Independent Plattenlabel GEP und veröffentlichten ihr Debütalbum "Wounded Land". Traditionsgemäss stand jedes Threshold-Album unter einem bestimmten übergreifenden Thema. Bei "Wounded Land" ging es um den Umgang des Menschen mit der Natur. 1994 wurde mit "Psychedelicatessen" das zweite Studioalbum veröffentlicht. Damian Wilson hatte mittlerweile die Band verlassen, um sich mehr auf seine Rollen im Musical-Theater konzentrieren zu können. Als Ersatz wurde Glynn Morgan gefunden. Es folgte eine ausgedehnte Tournee im Vorprogramm von Dream Theater, die den Bekanntheitsgrad von Threshold erhöhte. Ausserdem wurde ihr erstes Video zum Song "Innocent" produziert.
Nach einer längeren Pause und erneuten Wechseln am Mikrophon (Damian Wilson kehrte in die Band zurück) und am Schlagzeug (Mark Heaney kam für Nick Harradence) gingen Threshold erneut ins Studio, um ihr drittes Album "Extinct Instinct" aufzunehmen, welches als Thematik den Verfall der geistigen Werte behandelte. 1998 veröffentlichten Threshold das vierte Studioalbum "Clone". Inspiriert vom Klon-Schaf 'Dolly', dem ersten offiziell geklonten Säugetier, hatten die Musiker ihr erstes Konzeptalbum geschrieben. Im Text ging es um ein Mädchen, das DNA-manipuliert zur Welt kommt und mit der Zeit herausfindet, dass es übersinnliche Kräfte besitzt. Mit Andrew McDermott wurde bereits für die Aufnahmen der vorerst letzte Sänger gefunden, und auf der anschliessenden Tournee zum Album stiess auch Johanne James zur Band hinzu. 1999 spielten Threshold auf dem Wacken Open Air, in dessen Umfeld Mac vom Publikum zum besten Frontmann des Festivals gekürt wurde. Nach dem Auftritt verliess Richard West für sechs Monate die Band.
Im Jahr 2000 wechselte die Gruppe von GEP zu dem Plattenlabel Inside Out Music. Unter diesem wurde 2001 das Werk "Hypothetical" veröffentlicht, das der Band einige 'Album of the Month' Awards in zahlreichen Magazinen wie Rock Hard und Metal Hammer einbrachte. 2002 folgte das progressivere "Critical Mass". Während der Sommer-Tournee 2003 wurde die Live-DVD "Critical Energy" aufgenommen, auf der ein Set mit den grössten Hits der Band zu sehen und hören war. 2004 wurde mit "Subsurface" das inzwischen siebte Studioalbum veröffentlicht. Dieses brachte die Band unter anderem in den deutschen Charts erstmals unter die Top 30. Jon Jeary wurde mittlerweile fest durch Steve Anderson ersetzt, einem langjährigen Freund der Band. Da man aus den Problemen der Tournee zu "Critical Mass" gelernt hatte, wurden auf der CD sämtliche Konzertdaten für die 'Subsurface'-Tour angegeben. Diese Tour (mit der Band Deadsoul Tribe als Support) wurde eine der erfolgreichsten von Threshold.
Seit Herbst 2006 stand die Band bei Nuclear Blast unter Vertrag und genoss damit die Vorteile eines Marktführers im Metal-Segment. Nick Midson war nun vorläufig nicht mehr dabei, da er, als einziges Mitglied der Band mit einem anderen Hauptberuf, pausieren musste. Unter Nuclear Blast veröffentlichte die Band am 23. März 2007 ihr achtes Studioalbum "Dead Reckoning". Im Sommer 2007 verliess Sänger Andrew McDermott die Band während der laufenden Tournee und wurde für den Rest der Tour durch den früheren Sänger Damian Wilson ersetzt. Nachdem Damian Wilson auch auf dem Tourabschnitt im Frühjahr 2008 als Frontsänger der Band agierte, war er inzwischen wieder festes Mitglied der Band. Andrew "Mac" McDermott verstarb am 3. August 2011 an Nierenversagen. Am 24. August 2012 (Europa) und 11. September 2012 (Nordamerika) erschien ihr neuntes Studioalbum "March Of Progress" schliesslich nach einer fünf Jahre langen Wartezeit.
"March Of Progress" wurde als Mixtur aus den episch-bombastischen Frühwerken der Band und den Alben der Ära mit Andrew McDermott gesehen. Wilsons Stimmlage wurde als etwas sanfter und weicher charakterisiert als die McDermotts. Als Threshold mit "Dead Reckoning" ihr bis dato vielleicht reifstes und zugleich massentauglichstes Album veröffentlicht hatten, glaubten nicht Wenige daran, dass die Band um Gitarrist Karl Groom endgültig vor dem breiten internationalen Durchbruch stand. Der für viele völlig überraschende Ausstieg von Sänger Andrew "Mac" McDermott kurz nach der Veröffentlichung durchkreuzte diese Pläne vorübergehend, und als die Band anschliessend dem Ex-Sänger Damian Wilson das Ex- strich und wieder in Lohn und Brot stellte, sahen viele Fans eine erneute Phase der Instabilität bei Threshold heraufziehen. Doch das Gegenteil war der Fall: Die Band absolvierte mit Wilson am Mikrophon so viele Konzerte wie noch nie, und mit ihrem achten Album "March Of Progress" gelang dem Sextett das beste Album ihrer bisherigen Karriere, und diese Aussage hatte angesichts des Bandkataloges schon eine ganze Menge an Gewicht. Zehn Songs lang (elf auf einer limitierten Digi-Pak Variante), zelebrierten Threshold eine Kombination aus musikalisch hochwertigen Songs, denen man zu keiner Sekunde auch nur irgendeine Angestrengtheit anmerken konnte, und traumwandlerisch schönen Melodien. Diesen Mix aus Kunst und Kommerz, aus Härte und Melodie, aus Anspruch und Genuss, schafften nur wenige Bands.
Es gab sicherlich nicht wenige Fans, die skeptisch waren, ob Damian Wilson den 2011 viel zu früh verstorbenen "Mac" adäquat ersetzen könnte. Er konnte, und Wilson lag nicht nur auf Augenhöhe mit seinem Vorgänger, sondern passte mit seiner etwas sanfteren und weicheren Stimmlage den entscheidenden Tick besser in den warmen und umschmeichelnden Sound seiner Mitmusiker. Der Schlüssel zur überwältigenden Qualität von "March Of Progress" hiess letztlich: Balance. Die Musiker schafften es, stets in jedem Song, zu jeder Sekunde, die perfekte Balance zu finden. Dort, wo satt riffende Gitarren gefragt waren, rifften die Gitarren auch so. Dort hingegen, wo dominante Keyboardsounds passten, waberten die Keyboards dominant im Vordergrund. Dort, wo melancholische Parts mit sparsamer Instrumentierung für einen stimmungsvollen Background sorgen sollten, traten genau diese Effekte auch ein. Das alles in Verbindung mit dem bandtypischen Hybrid aus Progressive Metal und fast schon AOR-kompatibler Melodik, insbesondere in den zum Niederknien schönen Refrains, führte dazu, dass "March Of Progress" zu einem der besten europäischen Metal-Alben des Jahres 2012 wurde und in punkto Prog Metal mit Hitcharakter ein echtes Referenzwerk darstellte und das beste Genre-Songmaterial seit Dream Theater's "Scenes From A Memory" bot. Und besagtes Album hatte immerhin schon 13 Jahre auf dem Buckel.
Das Album wurde im Magazin Rock Hard zum 'Album des Monats' gewählt. Der Kritiker Michael Rensen vergab zehn von zehn möglichen Punkten. Michael Edele von Laut.de vergab vier von fünf Sternen und bemerkte: "Man weiss gar nicht, welchen Song man zuerst nennen mag, denn den Briten ist es gelungen, jede Nummer mit ein paar Hooks zu versehen, die direkt ins Ohr gehen, ohne dabei kitschig oder allzu poppig zu wirken". Mit ihren Alben "Extinct Instinct", "Hypothetical", "Critical Mass", "Subsurface", "Dead Reckoning" und "March Of Progress" konnte die Band Threshold bereits sechs Auszeichnungen zum 'Album des Monats' im deutschen Rock Hard Magazin für sich verbuchen.
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