KROKUS - Krokus (Schnoutz Records 6326 928, 1976)
Nachdem die aus dem Schweizerischen Solothurn stammende Rockband Krokus ihre Karriere mit verspieltem Progressive Rock begonnen hatte, feierte sie nach einer radikalen Stilkorrektur hin zu geradlinigem, rifflastigem Hard Rock ihre grössten Erfolge in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Aufgrund dessen fielen nicht selten Vergleiche mit AC/DC, wenngleich Krokus auch Balladen in ihr Songrepertoire aufnahmen. Die Band erlangte mehrere Platinauszeichnungen und bekam 1983 die Ehrenbürgerschaft von Memphis (Tennessee). Noch grössere Erfolge blieben der Formation allerdings nicht zuletzt wegen der unzähligen Besetzungswechsel in der Bandhistorie verwehrt: seit dem Studioalbum "Hardware" von 1981 wurden sämtliche Nachfolger bis heute in einer jeweils anderen Besetzung eingespielt.
Das im Jahre 2003 veröffentlichte Album "Rock The Block" markierte die Rückkehr der Band in die Erfolgsspur und bescherte Krokus das erste Nummer 1-Album in ihrer Heimat. Seitdem und insbesondere mit der 2008 vollzogenen Wiedervereinigung der Urformation konnte die Band ihren zwischenzeitlich verlorenen internationalen Bekanntheitsgrad wieder erheblich steigern. Dies zeigte sich auch dadurch, dass die bekannte barbadische Pop-Sängerin Rihanna bei einem Livekonzert 2014 ein Oberteil mit einem Krokus-Motiv aus den 80er Jahren trug. Mit den nach der Wiedervereinigung veröffentlichten Alben "Hoodoo", "Dirty Dynamite" und "Big Rocks", die ebenfalls auf Platz 1 der schweizerischen Albumcharts stiegen, konnte die Band auch musikalisch an die erfolgreichen Zeiten von Anfang der 80er Jahre anknüpfen.
Die Gruppe Krokus wurde im Juli 1975 im schweizerischen Solothurn, einem Schmelztiegel vieler damaliger Bands wie zum Beispiel Kaktus, Terrible Noise, Montezuma, Lovely Fleas und Inside, auf Initiative von Chris von Rohr gegründet. Der Name Krokus kam Bandgründer Chris von Rohr schon vorher bei einem Spaziergang im Frühling beim Solothurner Hausberg Weissenstein, als ihm ein durch Schnee und Eis hindurchgebrochener Krokus als erste Blume dieses Jahres auffiel. Da ihm ausserdem auch der Bandname Kaktus gefiel - Kaktus war die erste und zudem zu dieser Zeit bekannteste Rockband in Solothurn, der von Rohr für einen Auftritt als zweitem Schlagzeuger neben Duco Aeschbach auch angehörte - und in Krokus passenderweise auch noch das Wörtchen 'rok', wenngleich ohne 'c', enthalten war, war von Rohr überzeugt, den richtigen Namen für seine zukünftige Band gefunden zu haben. Ihre ersten Proben hielt die neu formierte Band im Keller einer psychiatrischen Klinik in Langendorf, einer Vorort Gemeinde von Solothurn, ab. Die ursprüngliche Besetzung bestand aus dem als Schlagzeuger und Pianisten agierenden Chris von Rohr, dem Leadgitarristen Tommy Kiefer, dem Rhythmusgitarristen Hansi Droz und Remo "Cemu" Spadino am Bass. Gitarrist Kiefer und Bassist Spadino gehörten vorher ebenfalls dem Line-Up von Kaktus an. Das erste Konzert absolvierte die Gruppe als Vorband von Nella Martinetti im Saalbau in Gerlafingen, ebenfalls in der Schweiz. Da der bei diesem Auftritt agierende Sänger Peter Richard, ehemaliger Frontmann und Bassist von Terrible Noise, beschloss, der Band nur noch temporär zur Verfügung zu stehen, übernahmen Chris von Rohr und Tommy Kiefer die meisten Gesangsparts beim Debütalbum "Krokus". Richard sang dennoch zwei Kompositionen des Erstlings ein und beteiligte sich zudem als Songwriter.
Das erste, selbstbetitelte Album "Krokus", das von Peter J. Mac Taggart im Sinus Studio in Bern produziert wurde, erschien schliesslich 1976 und hatte stilistisch noch wenig mit dem riffbetonten Hard Rock zu tun, der die Band später berühmt machen sollte. Verspielte, progressive Klänge waren stattdessen darauf zu hören. Der Veröffentlichung folgten uner anderem zwei Konzerte im Vorprogramm der damals ebenfalls noch weniger bekannten Scorpions, die gerade ihr Album "In Trance" veröffentlicht hatten, im Volkshaus in Zürich und im Kulturcasino in Bern sowie ein Festivalauftritt im schweizerischen Kloten. Dabei präsentierte die Band mit Daniel Debrit einen neuen Frontmann, der aber schon bald darauf wieder die Segel streichen sollte. Von ihrem Debütalbum, das aufgrund seiner Covergestaltung auch als das 'Eisbrecher'-Album bekannt war, produzierte und verkaufte die Band Krokus damals insgesamt lediglich 560 Stück, das war die gesamte Menge der damaligen LP-Pressung. Das Album wurde bis zum heutigen Tage nie offiziell oder gar restauriert wiederveröffentlicht.
Das Debütalbum "Krokus" präsentierte einen recht verspielten Progressive Rock, der da und dort auch schon erste zaghafte und bodenständige Rockanteile aufwies. Auch Folkelemente wurden eingebaut und man wusste schon beim ersten Anhören, dass hier eine sehr vielversprechende Gruppe an den Start gegangen war. Wohin ihre musikalische Riese aber letztlich hinführen sollte, das war auf diesem Werk keineswegs abzusehen, und auch nicht einmal ansatzweise zu hören. Auch das Line-Up gestaltete sich noch erheblich anders: Neben Chris von Rohr, der noch am Schlagzeug sass und teilweise den Gesang übernahm, und Gitarrist Tommy Kiefer, der ebenfalls ein paar Gesangspassagen einsang, komplettierten der Rhythmusgitarrist Hansi Droz und der Bassist Remo Spadino die Formation. Da der eigentlich vorgesehene Sänger Peter Richard, der auch beim ersten Auftritt von Krokus überhaupt am Mikrophon stand, nur zeitweise zu Verfügung stand, verpflichtete man für die kommenden Liveauftritte den Sänger Daniel Debrit. Weil dieser allerdings bald wieder ausstieg, wechselte Chris von Rohr für das Nachfolgeralbum "To You All" vom Schlagzeug ganz zum Gesang. Darüber hinaus trennten sich von Rohr und Kiefer vor den Aufnahmen zum zweiten Album von Droz und Spadino. Komplettiert wurde das Line-Up fortan durch drei Mitglieder von Montezuma, nämlich Gitarrist Fernando von Arb, Bassist Jürg Naegeli und Schlagzeuger Freddy Steady. Das im Sinus Studio in Bern aufgenommene und von Peter J. Mac Taggart produzierte, sogenannte 'Eisbrecher'-Album sollte stilistisch einmalig bleiben und wurde wohl auch aufgrund der späteren musikalischen Ausrichtung nicht mehr wiederveröffentlicht.
Anfang 1977 fusionierten Krokus dann aufgrund mehrerer Anwerbungsversuche von Chris von Rohr mit Montezuma, einer weiteren Band aus Solothurn. Von der ursprünglichen Krokus-Besetzung blieben schliesslich nur Tommy Kiefer und Chris von Rohr übrig. Neu hinzu kamen Rhythmusgitarrist Fernando von Arb, der Hansi Droz beerbte, Bassist Jürg Naegeli, der Remo Spadino ablöste, und Schlagzeuger Freddy Frutig, der später unter dem Namen Freddy Steady weitaus bekannter werden sollte. In dieser neuformierten Besetzung bot sich für Krokus die Gelegenheit sowohl ein paar Konzerte im Vorprogramm der Progressive Rock-Band Tea, der damals auch Marc Storace angehörte, zu absolvieren, als auch einen Auftritt als Vorgruppe von Jane im Volkshaus in Zürich zu spielen. Im Anschluss wurde der erste Teil des wiederum von Peter J. Mac Taggart im Sinus Studio in Bern produzierten Albums "To You All" eingespielt, bevor die Band eine Gastspielreise an die Costa Brava in Spanien unternahm.
In Spanien spielte die Gruppe zunächst einen Monat lang an fünf Tagen der Woche als Hausband in einem Club namens 'L’Arto' in El Port de la Selva, ehe einige Auftritte entlang der Küste folgten. Während dieser Konzertreise entstanden dann auch die übrigen für das Album "To You All" benötigten Songs, die schliesslich nach der Rückkehr in die Schweiz wiederum im Sinus Studio in Bern aufgenommen wurden. Die Musik war inzwischen deutlich mehr auf das Wesentliche reduziert und weniger verspielt, was auch "Highway Song", die erste Single der Bandgeschichte und zudem der Eröffnungstitel des zweiten Albums, deutlich zeigte. Dieser Song markierte auch dank eines Videodrehs, wofür extra ein Autobahnabschnitt für den Verkehr gesperrt wurde, den ersten kleinen Hit für die Band in der Schweiz. Nach der Veröffentlichung des Albums folgte eine Tour durch die heimische Alpenrepublik, wiederum als Vorband von Rumpelstilz. Danach etablierten sich Krokus als Riff Rock Band, die weltweite Erfolge feiern konnte und deren Erfolg bis heute anhält.
No comments:
Post a Comment