Sep 3, 2017


ROBIN TROWER - Bridge Of Sighs (Chrysalis Records CHR 1057, 1974)

Der Gitarrist Robin Trower wurde bekannt durch die Band The Paramounts und insbesondere ab 1967 mit Procol Harum. Er verliess die Gruppe jedoch schon nach wenigen Jahren, gründete 1972 zusammen mit mit Frankie Miller, Clive Bunker und James Dewar die Gruppe Jude, die allerdings erfolglos blieb. Im Folgejahr stellte Robin Trower eine eigene Band unter seinem Namen zusammen, die musikalisch den Gitarrensound von Jimi Hendrix zum Vorbild hatte und später weiterentwickelte. Die ersten drei Alben von Robin Trower wurden von Matthew Fisher produziert. Noch 1973 erschien sein erstes Album mit der neuen Combo, betitelt "Twice Removed From Yesterday", das er zusammen mit dem Bassisten James Dewar und dem Schlagzeuger Reg Isidore in schlanker Trio-Besetzung einspielte und das neben abwechslungsweise gemeinsam mit Isidore und Dewar komponierten Eigenkompositionen auch ein Stück von Frankie Miller ("I Can't Wait Much Longer"), sowie den Bluestitel "Rock Me Baby" von B.B. King enthielt. Trower erntete von Beginn weg gute Noten, war sowohl beim Publikum wie auch bei den Musikkritikern schnell populär und wurde weitaus mehr gelobt als zu der Zeit, als er noch bei Procol Harum spielte. Dort musste sich der begnadete Gitarrist zumeist auf eine Statistenrolle beschränken, zu stark waren die Persönlichkeiten von Pianist Gary Brooker und Organist Keith Reid.

Mit "Bridge Of Sighs", veröffentlicht 1974, konnte Trower seinen Durchbruch erzielen. Etliche Songs dieses Werks, darunter "Bridge Of Sighs", "Too Rolling Stoned", "Day Of The Eagle" und "Little Bit Of Sympathy", wurden später Klassiker in Trower's Musikschaffen und fester Bestandteil seines Live-Repertoires. Das Album wurde, wie schon sein Debutalbum, von seinem ehemaligen Bandgefährten bei Procol Harum, Matthew Fisher produziert. Der Sound-Engineer war ebenfalls bestens bekannt und sehr versiert: Der auch für die Beatles in den legendären Abbey Road Studios tätig gewesene Geoff Emerick. Das Album erreichte schon kurz nach seiner Veröffentlichung den respektablen Rang 7 in den amerikanischen Charts, eine bemerkenswerte Leistung für einen englischen Musiker, der bis dahin noch kaum nennenswerte Erfolge in den Vereinigten Staaten erzielen konnte. Das Album hielt sich 31 Wochen in den US-Charts und Trower erhielt dafür am 10. September 1974 einen Gold Award. Das Titelstück "Bridge Of Sighs" wurde im Jahre 2008 von der Progressive Rock Band Opeth für deren Album "Watershed" gecovert. Ausserdem fand sich der Opener der LP "Day Of The Eagle" später auf Steve Stevens' drittem Album "Memory Crash" und auch die Rockgruppe Tesla coverten diesen Song auf dem 2007 erschienenen Album "Real To Reel".

Dieses frühe Power-Trio orientierte sich stark am Sound von Jimi Hendrix, doch war dies lediglich eine Seite dieser Gruppe. Auf der anderen Seite bestach insbesondere das Album "Bridge Of Sighs" auch durch seine kraftvollen und sehr lebendigen Kompositionen, welche entgegen der musikalischen Spielweise von Hendrix nicht in bisweilen ausufernde Soloattacken mündeten, sondern relativ kompakt und die Soli eher songdienlich blieben. Der legendäre Rockgitarrist Robert Fripp (King Crimson) war einer jener vielen Musiker, welche von Robin Trower's Spielart so fasziniert waren, dass er sogar bei Trower Gitarren-Stunden nahm, um dessen Technik zu erlernen und teilweise für sein eigenes ebenfalls recht eigenwilliges Spiel zu übernehmen. Es gehörten aber zur Gitarrenkünsten von Robin Trower natürlich auch die sonore, gewichtige Stimme des Bassisten James Dewar und das pointierte Wirken am Schlagzeug von Reg Isidore dazu, um dieses einmalige Gesamtbild zu erzeugen. Insbesondere James Dewar's Gesang verlieh den Stücken eine gewisse bärige Grösse, denn sein Volumen in der Stimme war einerseits beachtlich, und auf der anderen Seite absolut passend zu den Songs, die er teilweise ja auch mitgeschrieben hatte.

Nach dem überaus erfolgreichen Album "Bridge Of Sighs", das vergoldet wurde, konnte Robin Trower auch mit seinen nachfolgenden drei Alben diesen Erfolg halten. Seine zwischen 1975 und 1977 veröffentlichten Werke "For Earth Below", "Long Misty Days" und "In City Dreams" erreichten ebenfalls Gold-Auszeichnungen in den USA. Auch seine weiteren Veröffentlichungen waren immer auf qualitativ hohem Niveau, allerdings kam keine der späteren Veröffentlichungen mehr auf die Verkaufszahlen zwischen 1974 und 1977. Ab seinem 1994er Album "20th Century Blues" wandte sich der Gitarrist verstärkt dem Blues, respektive dem Bluesrock zu und folgte damit einem damals recht angesagten Trend: Auch Chris Rea, bis dahin eher im Poprock-Bereich unterwegs, widmete sich zunehmends dem Blues und dem Jazz, aber auch der Rockgitarrist Gary Moore begann ziemlich zeitgleich mit eher bluesigem Sound. Währen die beiden Genannten damit grosse Erfolge feiern konnten, geriet Robin Trower's Werk im Laufe der Zeit leider zunehmends ins kommerzielle Abseits, was natürlich seine Leistungen als Gitarrist keinesfalls schmälerten. 

Bis 1981 waren Trowers Alben in den USA noch sehr erfolgreich, während in Europa inzwischen andere Künstler den harten Bluesrock besser verkaufen konnten. Ab 1980 arbeitete Robin Trower mit wechselnden Musikern, darunter auch der legendäre ehemalige Cream-Bassist Jack Bruce. Er beteiligte sich 1991 auch an der Wiedervereinigung seiner ehemaligen Band Procol Harum und wirkte auf deren Album "The Prodigal Stranger" mit. Im Anschluss daran konzentrierte er sich wieder auf seine Solokarriere, die bis heute andauert und zuletzt das 2017 veröffentlichte Werk "Time And Emotion" abwarf. Mit seinem Album "Bridge Of Sighs" präsentierte der Gitarrist einen Meilenstein der hochkarätigen Blues Rock Musik, die bis heute zahlreiche Musiker und Bands inspirieren konnte und als eine der wichtigsten Gitarrenplatten überhaupt genannt werden darf.








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