Beatnik's Music Corner

FEVER TREE - Fever Tree (UNI Records 73024, 1968)

Die Geschichte von Fever Tree begann im Jahre 1966. Die Band, zu welcher der Sänger Dennis Keller, der Gitarrist Michael Stephen Knust, der Gitarrist und Keyboarder Don Lampton, der Bassist E.E. "Bud" Wolfe und der Schlagzeuger John Tuttle gehörten, spielte zunächst wie viele andere Formationen in jenen Tagen einen hippiesken Folkrock. Im Jahr darauf wurde der Gitarrist und Keyboarder Don Lampton durch Rob Landes ersetzt, was zu einem markanten Stilwechsel führte und auch zu einer Namensänderung, nachdem sie sich zuvor noch The Bostwick Vines nannten, hiessen sie neu Fever Tree, benannt nach einer Akazienart, die in ihrer Region heimisch ist, in der auch die Anopheles-Mücke lebt, die für die Übertragung von Malaria verantwortlich ist. Der vielseitige Rob Landes spielte nicht nur verschiedene Keyboards wie etwa die Hammond Orgel, das Cembalo und das Klavier, sondern auch noch Querflöte und Violoncello, was das musikalische Spektrum der Gruppe entscheidend erweiterte. Landes verfügte auch über weitreichende musikalische Kenntnisse und erweiterte alleine dadurch schon den musikalischen Horizont der Band. Eine Single-Auskopplung aus dem ersten, schlicht "Fever Tree" betitelten Debutalbum führte direkt zum ersten und in der Folge leider einzigen Hit der Band: Das Stück "San Francisco Girls (Return Of The Native)" platzierte sich in den Top 100 der Billboard Charts. Zuvor hatte die Gruppe bereits zwei Singles unter der Regie des Ehepaars Vivian und Scott Holtzman auf Mainstream Records veröffentlicht, die allerdings noch relativ ungehört verpufften ("Hey Mister" und "Girl Don't Push Me").

Die erste LP "Fever Tree" offenbarte dann auch, wie die Band kompositorisch aufgestellt war: Das Produzenten-Ehepaar Vivian und Scott Holtzman nahm für sich in Anspruch, nicht nur die Produktion, sondern auch gleich praktisch alle Songs komponiert zu haben, lediglich die beiden Musiker Landes und Knust wurden bei einigen der Songs als Mit-Autoren genannt. Bei einigen der für das erste Album ausgewählten Titel handelte es sich zudem um Coversongs der Beatles, von Neil Young, sowie Wilson Pickett und Steve Cropper, welche die Gruppe in teils stark verfremdeten Versionen einspielte. Die Euphorie innerhalb der Gruppe über den Erfolg ihrer Hit-Single "San Francisco Girls (Return Of The Native)" war gross, denn zu jenem Zeitpunkt konnte noch niemand voraussehen, dass dies ihr grösster und einziger kommerzieller Hit bleiben würde. Ihr Produzent Scott Hotlzmann nutze die Gunst der Stunde und verschaffte Fever Tree ihren ersten grossen Auftritt ausserhalb von Texas. Im März 1968 spielte die Band in Los Angeles in einem Club namens 'The Kaleidoscope', zusammen mit Jefferson Airplane und Canned Heat. Mit Jefferson Airplane waren Fever Tree bereits im Jahr zuvor zusammen aufgetreten und hatten so bereits grosse Erwartungen heraufbeschworen. 

Mit dem Material ihrer fabelhaften ersten Platte hatten Fever Tree live Einiges zu bieten, nur die Nervosität machte ihnen etwas zu schaffen. Dennis Keller allerdings litt unter einer grossen Bühnenangst und bewegte sich bei Konzerten keinen Meter von seinem Mikroständer, was allerdings von den Zuschauern eher als äusserste Coolness gewertet wurde. Ab jetzt war das Leben von Rob Landes, Dennis Keller, John Tuttle, E.E. Wolfe und Michael Knust eine viele Monate lange aufregende Tour durch die ganzen Vereinigten Staaten: Von Orlanda nach Miami, über Philadelphia, Chicago, New York, Salt Lake City, Denver, Phoenix und vielen weiteren Städten bis hinauf nach Kanada spielte die Gruppe sowohl als Aufheizer, aber auch als Headliner. Dabei begleiteten sie unter anderem etwa Jeff Beck, Jefferson Airplane, sowie die Bands Spirit und Steppenwolf.

Zwischen dem intensiven Touren fanden Fever Tree auch Zeit für weitere Studioaufnahmen zu ihrem zweiten Album. Diese starteten in einem kleinen Tonstudio in Denver und fanden eine Fortsetzung im renommierten Sunset Sounds Studio in Los Angeles. Fever Tree wurden dort aufgrund ihrer mittlerweile recht grossen Bekanntheit sehr zuvorkommend behandelt und sie bekamen alles Erdenkliche, um einen ebenbürtigen Nachfolger für ihr vielbeachtetes Debütwerk zu erschaffen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Fever Tree bereits zwei weitere Singles veröffentlicht, die allerdings beide ziemlich floppten. Weder "Love Makes The Sun Rise", noch "Clancy (Nowadays Clancy Can't Even Sing)" konnten an den Erfolg der Single "San Francisco Girls (Return Of The Native)" anknüpfen. Trotzdem stand die Plattenfirma weiterhin hinter der Gruppe. Es kam allerdings schon während der Aufnahmen zu ihrem zweiten Album zu Spannungen und schliesslich auch zu Trennungen innerhalb der Gruppe, doch Vivian Holtzman schaffte es mit viel Geschick und Einfühlvermögen, die Gruppe trotzdem irgendwie zusammenzuhalten. Noch ein weiteres Mal sollte ihnen mit dem Folgewerk "Another Time Another Place" ein fabelhaftes Album gelingen.

Konnte Fever Tree's Debutalbum noch als Import auch in Europa gekauft werden, so schafften es die nachfolgenden Platten von Fever Tree nicht mehr, ausserhalb Amerika's veröffentlicht zu werden, was den Niedergang der Gruppe letztlich auslöste. Das 1969 veröffentlichte dritte Album "Creation" und das finale "For Sale" von 1970 waren auch keine überzeugenden Arbeiten mehr, weshalb sich auch der Ruhm der Band rasch verflüchtigte. Einer der Gründe für das Scheitern der Band könnte der sein, dass sie sich nach den Streitereien schon zum Zeitpunkt des zweiten Albums sukzessive dazu entschlossen, eigene Songs zu schreiben. Sie trennten sich auch von dem Produzenten-Ehepaar Holtzman. Ihre eigenen Titel vermochten allerdings nicht an die Qualität der Holtzman-Songs heranzukommen, was letztlich zur Trennung führte: 1970 lösten sich Fever Tree desillusioniert auf. 

Rob Landes gründete später ein eigenes Jazz-Trio und schrieb Musicals für Kinder. Der Gitarrist Michael Stephen Knust spielte in verschiedenen Bands, gelegentlich kam es zu Reunions von Fever Tree, jeweils auch mit anderen Musikern. Der Sänger Dennis Keller gründete einige Jahre später eine Band, der er den Namen Fever Tree Rising gab. Fever Tree waren letztlich eine Band im Übergang vom Psychedelic Rock zum Progressive Rock. Der Eklektizismus ihres ersten Albums mit Zitaten aus Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Claude Debussy wies aber eher Parallelen zur damaligen britischen Rockmusik auf, wo sich beispielsweise Keith Emerson mit The Nice ebenfalls noch zwischen Psychedelic Rock und dem noch nicht existierenden Progressive Rock bewegte. Rob Landes, der mit dem Ehepaar Holtzman befreundet und von diesem in die Band integriert worden war, beklagte später den mangelnden Einsatz des Produzentenpaares, der verhindert haben mag, dass Fever Tree auch in Europa einem grösseren Publikum hätte bekannt werden können. Die Holtzman's sahen indes wenig Sinn in Tourneen, sondern forderten für die Produktion von Singles-Erfolgen die Arbeit im Studio. Das genügte aber zu Ende der 60er-Jahre nicht mehr.