Beatnik's Music Corner

DAVE EDMUNDS - Subtle As A Flying Mallet (Rockfield Records RRL 101, 1975)

David William "Dave" Edmunds, geboren am 15. April 1944 ist ein walisischer Sänger, Gitarrist und Musikproduzent. Obwohl er hauptsächlich mit Pub-Rock und New Wave verbunden ist, seit den 70er und frühen 80er Jahren auch einige Hits feiern konnte, von denen das Re-Make des Titels "I Hear You Knocking" sein bekanntester sein dürfte, blieb er lange Zeit seiner natürlichen Neigung in Richtung des 50er Jahre Rock'n'Roll-Stils treu. Edmunds wurde in Cardiff geboren. Als Jugendlicher spielte er erstmals im Jahre 1954 mit einer Band namens 'Edmunds Bros Duo' mit seinem älteren Bruder Geoff als ein reines Klavierduo. Es folgten die Brothers Stompers, die später als The Heartbeats um 1957 mit Geoff Edmunds an der Rhythmusgitarre, Dave an der Leadgitarre, Denny Driscoll als Leadsänger, Tonne Edwards am Bass und Johnny Stark am Schlagzeug weitermachten. Dann waren Dave und sein Bruder Geoff auch bei den 99ers. Die erste Gruppe, mit welcher Dave Edmunds seinen später so typischen Cardiff-basierten Stil des 50er Jahre Rock'n'Roll und Rockabilly spielte, war das Trio The Raiders, das Edmunds zusammen mit Brian "Rockhouse" Davies am Bass und Ken Collier am Schlagzeug gegründet hatte. Edmunds war das einzige Konstante Mitglied der Gruppe. Die Raiders waren praktisch ausschliesslich im Süden von Wales aktiv.

Im Jahre 1966 verlagerte sich Edmunds' Tätigkeit nach einem kurzen Intermezzo bei Parlophone Records auf einen eher Bluesrock orientierten Sound, er spielte mit Kongo Jones und Bassist John Williams und dem Gitarristen Mickey Gee, und war vor allem in der Clubszene Londons und den vielen Universitäten des Landes auf den Bühnen. 1967 nahm er mit dieser Band eine Coverversion des Stücks "Morning Dew" für Columbia Records auf. Nach nur 18 Monaten bildeten den Kern dieser Band wiederum eine neue Truppe namens Love Sculpture, die wieder Edmunds, Jones und Williams als Trio zeigte und die nun noch stärker dem britisch gefärbten Bluesrock verpflichtet war. Love Sculpture veröffentlichten ihre Debüt-Single "River To Another Day" 1968. Ihre zweite Single wurde ein Top 5 Hit. Es handelte sich um eine Überarbeitung von Khatchaturjan's klassischem Stück Säbeltanz ("Sabre Dance") als Hochgeschwindigkeits-Rock, inspiriert von klassischen Umgestaltungen etwa eines Keith Emerson. "Sabre Dance" wurde ein Hit, auch, weil der sehr populäre englische DJ John Peel den Song pushte, weil er von dem Titel dermassen beeindruckt war beeindruckt, dass er ihn zweimal in einem Programm auf "Top Gear" vorstellte. Mit Love Sculpture veröffentlichte Dave Edmunds zwei Alben.

Als sich Love Sculpture aufgelöst hatten, feierte Dave Edmunds zu Weihnachten 1970 einen Nummer 1 Hit mit "I Hear You Knocking", einem Stück aus der Feder des Bluesmusikers Smiley Lewis. Diese Aufnahme war die erste Veröffentlichung auf dem Plattenlabel MAM Records, dem Label von Edmunds' Manager. Diese Single erreichte auch den respektablen Platz 4 in den US-Hitlisten, sodass es Edmunds' mit Abstand grösster Hit auf beiden Seiten des Atlantiks wurde. Die Single verkaufte sich über drei Millionen Mal und wurde mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Edmunds hatte eigentlich ursprünglich die Absicht, Wilbert Harrison's Titel "Let's Work Together" zu covern, aber als er diesen Song in der Version von Canned Heat gehört hatte, entschied er sich für "I Hear You Knocking". Leider ging der Erfolg der Single nicht einher mit einem zu veröffentlichenden Album, weswegen sich Dave Edmunds danach ein neues Label suchen musste. EMI's Unterlabel Regal Zonophone Records unterstützte den Künstler letztlich zu wenig intensiv, weshalb Edmunds und sein Manager MAM Records aufbauten, ein Unterfangen, das dank des grossen Hits "I Hear You Knocking" gute Aussichten auf Erfolg haben würde.

Dave Edmunds spielte in der Folge als ein Band-Mitglied in dem David Essex Film 'Stardust' mit. Danach widmete er sich dem Breitwand-Sound des Phil Spector und nahm zwei Singles in dessen typischem wülstigen und überproduzierten "Wall Of Sound" auf: "Baby I Love You" und "Born To Be With You" - beide Songs enterten die Charts und wurden zu weiteren kleineren Hits für den Musiker, der es sich nun im eher traditionell ausgerichteten Pop- und Rock'n'Roll-Sound der ausgehenden 50er und beginnenden 60er Jahre bequem gemacht hatte. Er spielte diesen Sound jedoch nicht nur selber, sondern produzierte auch andere Bands, beispielsweise die Gruppe Foghat, deren Debutalbum 1972 er produzierte und arrangierte. Ausserdem gilt Dave Edmunds in jener Zeit auch als einer der Mitbegründer des sogenannten Pub Rocks. Neben Mickey Jupp (und dessen Band Legend) gilt Edmunds deswegen als einer der Hauptinitiatoren dieses Musikstils, weil er zu dieser Zeit die typischen Pub Rock Bands Brinsley Schwarz, Ducks Deluxe und weitere unter seine Fittiche nahm und ihnen zu einem grundsoliden Country-Sound eine gehörige Portion urwüchsigen und bodenständigen Rock'n'Roll-Schmutz beimengte. Dieser Sound wurde zu einem der populärsten britischen Musikstile der ersten Hälfte der 70er Jahre. 

Edmunds kaufte sich ein Haus in Stonefield, Monmouth, ein paar Meilen entfernt von Charles und Kingsley Ward's legendären Rockfeld Studios, wo er eine feste Grösse im Produktions- und Arrangement-Bereich für die nächsten zwanzig Jahre wurde. Sein nächstes Soloalbum erschien 1975. Edmunds nannte es "Subtile As A Flying Mallet", war wiederum im typischen Phil Spector-Sound arrangiert, bot aber ausserdem auch sehr konservative Country- und Rock'n'Roll-Kost. Er konzentrierte sich hier hauptsächlich auf Remakes von Hits der späten 50er und frühen 60er Jahre. Alle Gesangsspuren, ausser jenen auf den beiden dem Album beigefügten Live Titeln "No Money Down" und "Let It Rock" - beides Chuck Berry-Originale, sang Edmunds selbst ein und viele der Songs waren wahre Solo-Arbeiten, bei denen Edmunds auch alle Instrumente selber spielte. Das Album produzierte zwei Top 10 Singles in Grossbritannien, die bereits erwähnten Remakes von Phil Spector's Hit "Baby I Love You" und "Born To Be With You" von den Chordettes. Eine Neuauflage des Albums aus dem Jahre 2006 enthielt die zwei ehemaligen Singles B-Seiten dieser beiden Hit-Singles als Bonustracks. Das Album wurde auch im Februar 2013 noch einmal von RPM Records als Deluxe-Edition noch einmal veröffentlicht.

Das Werk "Subtle As A Flying Mallet" war dennoch prominent besetzt, auch wenn Dave Edmunds viele der Instrumentalspuren selbst eingespielt hatte. Als Gäste wirkten praktisch die gesamte Band Brinsley Schwarz mit, ausserdem der Bassist Nick Lowe, sowie der Schlagzeuger Pick Withers, der später Dire Straits beitrat. Das im typischen Rock'n'Roll-Stil gehaltene Plattencover war eine Arbeit der Top-Designerschmiede Hipgnosis. Ausser den erwähnten beiden Single-Hits waren auf dem Album tolle neue Versionen unterschiedlichster ehemaliger Hits zu hören. Dave Edmunds bewies ein geschicktes Händchen bei der Auswahl der Tracks, denn er wählte keineswegs nur grosse Hits, um vermeintlich kommerziell auf Nummer sicher zu gehen, sondern fand auch kleinere Hits und weniger grosse Nummern eher unbekannt gebliebener Songschreiber wie beispielsweise der Titel "Maybe" von Richard Barrett, dem Edmunds ebenfalls ein waghalsiges und extrem verhalltes Phil Spector-Breitwand-Arrangement verpasste. Spector's "Da Doo Ron Ron" wiederum trug er eher schlicht und dem Original bedeutend näher vor, und mit "Leave My Woman Alone" wählte er auch einen eher weniger bekannten, nichts desto trotz wunderschönen Song von Ray Charles aus.

Die weiteren Glanzlichter waren auf jeden Fall auch das alte Cowboy-Traditional "Billy The Kid", das Edmunds mit einem dominanten Banjo arrangierte. Er überraschte mit Gilbert Bécaud's "Let It Be Me", Terry Thompson's "Shot Of Rhythm And Blues" und einer mächtigen Slidegitarre, die er ziemlich heftig verhallte, und schliesslich Nick Lowe's "She's My Baby", das der Bassist, der auch bei den Sessions mitmischte, zum Album beisteuern durfte. Am allerbesten war und blieb Edmunds allerdings immer dann, wenn er vorwärtstreibende klassische Rock'n'Roll-Nummern zum besten gab, weshalb auch auf diesem Werk die beiden Chuck Berry-Titel "No Money Down" und "Let It Rock" die wohl doch eindeutig stärksten Momente waren, gefolgt vom wunderschön arrangierten "I Ain't Never" der beiden Countrymusiker Mel Tillis und Webb Pierce. Dave Edmunds spielte auch in all den vielen Jahren danach weiterhin von gutem altem Rock'n'Roll geprägte Alben ein, konnte auch weitere Hits feiern wie etwa "Girl Talk" oder "Closer To The Flame", doch als beseelteste und authentischste 50s/60s-Hommage darf auf jeden Fall sein Album "Subtle As A Flying Mallet" genannt werden.