May 26, 2017


MARSHALL TUCKER BAND - Searchin' For A Rainbow 
(Capricorn Records CPN 0161, 1975)

Alte Geschichten aus dem Wilden Westen und herrliche Südstaaten-Erinnerungen vermittelten die Songs auf dem vierten Album der Marshall Tucker Band, das unter dem Namen "Searchin' For A Rainbow" 1975 erschienen war. Diese tolle Songkollektion markierte einen ersten und ausgereiften Höhepunkt im Schaffen dieser Band, die einfach gesagt dem Countryrock verpflichtet war, die jedoch sehr viel mehr an stilistischen Elementen in ihren Gute Laune-Sound einwoben. Immer bedienten sie sich auch des Western Swings, deren Urform aus dem Jazz auch kam, und die Marshall Tucker Band war ausserdem auch eine teilweise recht bluesorientierte Rockband, die auch herzhaft zupackend spielen konnte. Hier auf diesem Werk gelang diese ein weites stilistisches Feld absteckende Symbiose nahezu perfekt. Hier standen nicht musikalische Stile nebeneinander, sondern waren miteinander verschmolzen worden, was ihrem Sound den typischen Wiedererkennungswert gab, an welchem man die Band in späteren Werken immer wieder festmachen konnte.

Die Marshall Tucker Band, gegründet 1971 in Spartanburg (South Carolina), war eine der bekanntesten Southern Rock Bands der 70er Jahre. Mitglieder der Gruppe waren der Sänger Doug Gray, der Gitarrist Toy Caldwell, Tommy Caldwell am Bass, der Gitarrist George McCorkle, sowie der Schlagzeuger Paul Riddle, zusammen mit Jerry Eubanks. Die Band unterzeichnete einen Vertrag bei Capricorn Records und veröffentlichte ihr Debütalbum im März 1973. Aufmerksamkeit bekam die Band durch eine Tour mit den Allman Brothers, die meisten ihrer Platten während der 70er Jahre bekamen Goldstatus. Ihr grösster Erfolg war das Album "Carolina Dreams" mit dem darin enthaltenen Song "Heard It In A Love Song", der es 1977 bis auf Platz 15 der Charts brachte. "Searchin' For A Rainbow" und "Long Hard Ride" sind zwei charakteristische Alben des Southern Rock.

1980 verstarb der Bassist Tommy Caldwell bei einem Autounfall. Die Band kam seit 1982 nicht mehr in die Albumcharts. Toy Caldwell verliess in der Folge die Band, um eine Solokarriere zu beginnen. Später gründete er die Toy Caldwell Band und veröffentlichte mit ihr 1992 eine CD. Diverse Bücher über die Band wurden in den USA veröffentlicht. Das Line-up der Band war 1998: Rusty Milner (Gitarre), Tim Lawter (Bass), Stuart Swanlund (Gitarre), David Muse (Saxophon, Flöte und Keyboard) und B. B. Borden (früher Mitglied der Band Mothers Finest) am Schlagzeug. Neben der 1998er-Veröffentlichung "Face Down In The Blues" brachte die Band 1999 ein Album mit Gospelsongs heraus. Die Gospel-CD enthielt unter anderem eine einmalige Interpretation des Gospel-Klassikers "Wayfaring Stranger". Nach diversen Umbesetzungen erschienen in den Jahren 2004 und 2007 die Alben "Beyond The Horizon" sowie "The Next Adventure", die wieder im gitarrenorientierten Southern Rock Stil der 70er und 80er Jahre eingespielt wurden. Die amerikanische Glam Metal-Band Poison veröffentlichte 2007 das Album "Poison'd!", das ausschliesslich Coverversionen enthielt. Für diese CD hatten Poison auch das Stück "Can't You See" von der Marshall Tucker Band aufgenommen. Die Band Black Stone Cherry veröffentlichte 2011 eine weitere Version von "Can't You See" auf dem Album "Between The Devil And The Deep Blue Sea".

"Fire On The Mountain" und das erwähnte, öfters mal gecoverte "Can't You See" gelten noch immer als die beiden besten Songs dieses Werks, jedoch würde ich das Album insgesamt als eines ihrer besten bezeichnen. Das Stück "Can't You See" stammte ursprünglich vom Debutalbum der Gruppe, wurde hier aber als Live-Version von einem Auftritt im Jahre 1974 berücksichtigt. Auf dem Album waren nebst der Band einige hochkarätige Gastmusiker eingeladen, so unter anderem der Allman Brothers-Gitarrist Dickey Betts. Dazu gesellte sich auch der damalige Keyboarder der Allman Brothers, Chuck Leavell. Der Saxophonist Paul Hornsby spielte ebenfalls mit. Er war zu jener Zeit so etwas wie ein Vertrags-Session- und Studiomusiker bei Capricorn Records und hat auf zahlreichen weiteren Platten von Künstlern auf diesem Label mitgewirkt, so unter anderem bei Wet Willie, der Charlie Daniels Band, Elvin Bishop und Captain Beyond. Hornsby hat auch produziert, so unter anderem das Opening Stück "Fire On The Mountain".

"Searchin' For A Rainbow" war auch die Initialzündung für die finale Akzeptanz unter eigentlich eher puristischen Countryfans. So entlehnte sich beispielsweise schon kurz nach der Veröffentlichung des Albums der berühmte Sänger Waylon Jennings das Stück "Can't You See", coverte es und kam damit auch prompt in die Charts. Der Countrystar Hank Williams, Jr. performte mit der Marshall Tucker Band an Konzerten in Birmingham. Einige Verantwortliche in den Teppichetagen der in Nashville domizilierten Plattenfirmen und Produktionsgesellschaften attestierten der Marshall Tucker Band indes einen zu stark ausgeprägten Sinn für Rock'n'Roll, um im Country Music Radio öfters gespielt zu werden. Die Szene interessierte sich für die Marshall Tucker Band aber vor allem auch deswegen, weil der Country-Star Randy Owens, der Frontsänger bei der erfolgreichen Band Alabama, sich immer wieder über die Gruppe geäussert hatte und auch sagte, dass die Marshall Tucker Band einen grossen Einfluss auf die Musik von Alabama ausüben würde. Das verhalf dem Stück "Fire On The Mountain", das im Herbst 1975 auch als Single ausgekoppelt wurde, die respektable Position 38 der amerikanischen Pop-Charts zu erreichen.

"Fire On The Mountain" wurde komponiert von George McCorkle, es war seine erste Komposition für die Gruppe. Der Sänger Doug Gray erkannte das Potential dieses Songs umgehend: "George called me over and had me sing a little bit of it. I said "Man this going to be a great song". Vor diesem Titel galten Marshall Tucker eher als eine Singles-Band. Das änderte sich mit "Searchin' For A Rainbow", wie sich Doug Gray weiter erinnerte: "At first, we just had the cool people coming to our shows. Then all of a sudden, we had this hit and these teenyboppers started coming out to see us. I remember all these young guys who were sporting cowboy hats and boots, it was a whole new world for them. We noticed that we were drawing a younger crowd, and we started playing more venues that people under 21 could come to." Diese neuen Fans, die das Album rege kauften, erkannten, dass die Gruppe weit mehr Qualitäten zu bieten hatte, als das nur ihre Singles beweisen konnten.







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