JANISON EDGE - The Services Of Mary Goode (Gargoyle Records GRG001, 1998)
Janison Edge war eine leider nur kurzlebige Progressive Rock Supergroup, die 1997 zusammenkam und ein Jahr später ihr einziges Album "The Services Of Mary Goode" veröffentlichte. Ihre Mitglieder stammten von einigen der damals hochkarätigsten Bands aus dem Neo Prog Bereich und sie überraschten mit einem wundervollen in sich geschlossenen Werk, das eine Art vertonte Märchenwelt darstellte. Einzig Sängerin Sue Element hatte keinen nennenswerten musikalischen Background, sang aber alle Songs, zu denen sie auch die Songtexte verfasste, mit einer warmen und einnehmenden Stimme, die perfekt zu dieser Musik passte, welche stilistisch da und dort an den klassischen Progressive Rock Bands wie Marillion, Genesis oder Renaissance angelehnt war.
Die weiteren Bandmitglieder stammten allerdings von in der Szene recht erfolgreichen und bekannten Bands. So war zum Beispiel der Gitarrist Ian Salmon längst mit Arena und Shadowland erfolgreich unterwegs, Keyboarder Mike Varty mit Credo, Landmarq und Citizen Caine, Bassist Paul Brown war mit Medicine Man unterwegs und der Schlagzeuger Dave Wagstaffe spielte ausser bei Quasar ebenfalls bei Landmarq mit.
Die Zusammenarbeit des Keyboarders Mike Varty mit der Sängerin Sue Element ging zurück auf ihre Freundschaft, die seit der gemeinsamen Zeit an der Uni bestand. Varty und die Sängerin schrieben denn auch alle Songs dieses ergreifend schönen Albums, das zu keiner Zeit beliebig oder gar langweilig klingt, obschon einzelne Titel relativ lange sind. Es gibt hier keine Längen, und dies vermutlich auch deswegen nicht, weil alle Songs Geschichten erzählen, denen man gerne lauscht und die von Sue Element in angenehmer, völlig unhektischer Weise vorgetragen werden.
"A Twist In The Tale Of Earth History" ist ein symphonischer Einstieg in das Album, das vor allem von den warmen und variantenreichen Keyboards getragen wird. Ein schöner Einstieg mit einer tollen Geschichte, die über eine Länge von fast 10 Minuten überraschend unterhaltsam wirkt und keineswegs irgendwelche Längen aufweist. "Oldman", die zweite Nummer dieses eindrucksvollen Konzeptalbums, ist das pure Gegenteil dazu: Eine kurze, sanfte Klavierballade, welche die Stimme von Sue Element perfekt unterstreicht. "Beneath The Boy" dann wiederum von grossem Klang: Hier zeigt der Gitarrist Ian Salmon erstmals sein Können und erinnert mit seiner virtuosen Spielweise sehr an die Sachen, die er mit seiner eigenen Band Arena auch macht. Er hat ein einmaliges Gespür für grosse Melodiebögen, die er hier mit seinem Instrument über die Komposition legt, gerade so, als wäre es eine Gesangspassage. Die nächsten drei Stücke bilden als Titelstück eine in sich geschlossene Einheit, sind inenander übefliessend und zeigen wundervolle und sehr abwechslungsreiche Motive, die abwechselnd energetischer oder leiser vorgetragen sind: Eindeutig das Paradestück dieses Werkes. Mit den nachfolgenden Stücken "Joker" und "Julie Lies" bremsen sich die Musiker selber wieder und gewähren der Sängerin bei "Julie Lies" erneut viel Freiraum für ihre schönen Gesangslinien, die, wenn sie wir hier auch wieder, fast nur vom Klavier getragen sind, am einnehmendsten wirken. Beim abschliessenden "The Day That I Fall", dem mit über 11 Minuten Lauflänge opulentesten Stück der Platte, zeigen die Musiker, allen voran Ian Salmon und Mike Varty noch einmal, warum sie in der Neo Symphonic Prog-Szene nicht zu Unrecht einen guten Ruf geniessen. Hier zündet das instrumentale Feuerwerk, das Bombast-Elemente und Rock-Motive perfekt zu einer homogenen musikalischen Einheit zusammenführt. Ein Feuerwerk, das sowohl von der grossen Virtuosität der Musiker zeugt, aber auch die Qualität der grossartigen Kompositionen noch einmal eindrücklich unterstreicht. Es müsste mehr solcher hervorragenden Werke geben.
Leider blieb es bei diesem einen Album, das eine wertvolle Bereicherung für jede Progressive Rock Sammlung darstellt.
No comments:
Post a Comment