Dec 19, 2015


FUMBLE- Fumble (EMI Sovereign Records 1C 038 93 729, 1972)
 
Anfang der Siebziger Jahre fand ein Rock'n'Roll-Revival statt, an welches heute zwar fast niemand mehr denkt, das aber die Siebziger Jahre noch ziemlich stark prägen würde. Dave Edmunds machte den Anfang, es folgten Bands wie Flash Cadillac & The Continental Kids, Sha Na Na, The Wild Angels, Daddy Cool (aus Australien!) und viele weitere, und eigentlich hypte das Ganze mehr in England als sonstwo in der Welt - Glam Rock verdankt seinen Ursprung zu einem nicht unwesentlichen Teil dem Schaffen von Marc Bolan, David Bowie, Jobriath Boone, Gary Glitter etc., welche ja eigentlich ebenfalls im Rock'n'Roll zuhause waren. Und später folgte dann mit dem Pub Rock der Vorläufer zum Punk - trockener, tougher Rhythm'n'Blues à la Dr. Feelgood, Wilko Johnson, The Motors (gaaaaanz geile Combo!!!), Eddie & The Hot Rods oder The Saints (wieder Aussies). 

Rückblende: 

1965 gründeten zwei College-Freunde - Des Henly und Mario Ferrari - die Band "The Iveys", zusammen mit Remo Ferrari und John Watson. Die Band existierte bis 1967, dann formierten die beiden ihre nächste Combo mit Namen "Baloons", neu mit Barry Pike und Sean Mayes, welche von "The Soulbenders" kamen. Als "Baloons" hatte die Band ziemlichen Erfolg, tourte kreuz und quer durch Europa und spielte dabei auch im Star Club Hamburg oder im Cavern in Liverpool. 

1971 entschlossen sie sich zur Umbenennung in "Fumble". Ein Jahr später nahmen sie ihre erste LP auf ("Fumble") und tourten als Vorgruppe von Bill Haley durch Europa. Mit dem Plattenlabel Sovereign waren sie eigentlich am völlig falschen Platz untergekommen und so geschah es, dass die Band nicht allzuviel Airplay für das Album erhielt. Da blieb der Band nichts anderes übrig, als selbst für Werbung zu sorgen. 

1973 konnten sie für David Bowie - der in jener Zeit ja bekanntlich dem wahren Rock'n'Roll frönte - auf einer Europatournee das Vorprogramm bestreiten, sie spielten am imageträchtigen Reading-Festival 73 und 74 und waren 1974 sogar Headliner am Roskilde-Festival in Dänemark. Zeitgleich erschien auch ihr zweites Album "Poety in Lotion", das nun bei RCA erschien (hatte da vielleicht Bowie's MainMan Management die Finger drin ???) 

Leider konnte die Band jedoch nicht lange überdauern - Phillysound aus USA und Punk in England liessen traditionellen Rock'n'Roll ins Hintertreffen geraten. Es erschienen zwei weitere, völlig unbeachtete Alben, ein "Official Bootleg" mit Namen "Rumble with Fumble" (1979) und "It's Only a Rock'n'Roll Game" (1982). Obwohl mit EMI Electrola eigentlich ein mehrjähriger Deal vereinbart worden war, liess das Label die Band wieder fallen, nachdem die Platte nicht die gewünschten Verkaufszahlen einspielte. 

Mit Album 1 und 2 haben Fumble jedoch zwei heute ziemlich in Vergessenheit geratene Perlen eingespielt. An den ausgewählten Songs - Fumble war praktisch ausschliesslich eine Coverband! - kann's nicht gelegen haben, dass der Erfolg nur mässig war. Meines Erachtens gibt es bis heute von keiner echten Rock'n'Roll Band solch traumhaft schöne und knackige Versionen bekannter R&R-Standards! Kommt noch dazu, dass vor allem Album 1 "Fumble" ein klangtechnisch absolut brilliantes Album war, das man sich auch heute noch mit Genuss reinziehen kann. Produziert hatte das damals kein Geringerer als Shel Talmy (The Who, Kinks, The Creation, The Easybeats, Small Faces, Amen Corner und und und)!

Fumble - Fumble (Sovereign SVNA 7254, 1972)

Side A 
It Might as well Rain until September (Carol King's schöner Popsong) 
One Night (der Elvis-Heuler schlechthin) 
Rave On (einer von Buddy Holly's Hickser-Klassiker) 
Ebony Eyes (Edelsülzen-Ballade von Neil Sedaka) 
Oh Carol (und nochmals Neil Sedaka, diesmal DER Popsong von 1959) 
The Girl can't help it (Wer kennt das nicht ? - J.L. Lewis, Elvis etc. etc.) 

Side B 
Hello Mary Lou (die schönste aller Versionen des Gene Pitney-Klassikers - John Fogerty ist Quark dagegen!) 
Take good Care of my Baby (wieder Goffin/King at it's best!) 
Nut Rocker (Ebenfalls ein Killer-R'n'R, ultraschnelles Klavier-Gehämmer der Sorte 1A) 
Teddy Bear (Der Kuschel-woap-woap-schwu-bop, fein Elvis-like) 
Let it Rock (als Sahnehäubchen gibt's noch unwiderstehliche Chuck Berry-Riffs obendrauf) 
Breaking up is hard to Do (noch eine Neil Sedaka-Nummer). 

Neil Sedaka konnte übrigens auch noch einmal reüssieren in diesem Rock'n'Roll-Revival. Er chartete doch tatsächlich im Jahre 1973 noch einmal mit "That's when the Music takes me"!! 

Fumble - Poetry in Lotion (RCA SF 8403, 1974)

Side A 
Here We go Again (Eigenkomposition - hier begannen die Defizite) 
Not Fade Away (einer der besten Buddy Holly-Kompositionen!) 
Marilyn (der Monroe gewidmeter toller Schmuse-Song aus eigener Feder) 
Free The Kids (wieder eine Eigenkomposition, wieder ziemlich dröger R'n'R) 
Break my Mind (J.D. Loudermilk - perfekt interpretiert, sauschön!!) 

Side B 
Don't Take Love (Eigenkomposition, ziemlich überkitscht) 
Honey what a Feelin' (Eigenkomposition - na bitte: geht doch! 1A!!!) 
The Letter (Carson's Topballade im neuen Gewand - darin sind Fumble unschlagbar!) 
Gone is all my Love for You (Schöner Phil Cordell-Song, von ihm kennt man nur "I Will Return" als Springwater, gell ?) 
Runaround Sue (noch ein Klassiker - kompetent gespielt) 
Keep On Knockin' (zum Abschluss R'n'R-Feuer von Little Richard - Great!!!) 

Des Henly's Rock'n'Roll Circus gibt sich auch heute noch hin und wieder die Ehre, live abzurocken. Leider aber vorwiegend in England. 


Infos hier: www.fumbleontheweb.com







1 comment:

  1. Anonymous26.10.20

    freue mich schon so auf die neue CD im November. Lange danach gesehnt, die Stücke mal in digitaler Form zu bekommen. Geniale Band!

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