Dec 17, 2015


THE FREDDY JONES BAND - North Avenue Wake Up Call (Capricorn 42040-2, 1995)

Obwohl die ganzen 90er Jahre hindurch aktiv, kannte ich die Freddy Jones Band nicht mal dem Namen nach. Ich musste mich erst ernsthaft mit dem "Jam-Band-Sound" befassen, und bekam dadurch immer wieder so den einen oder anderen Band-Tipp von Freunden. Einer dieser Tipps war auch die Freddy Jones Band.

Lustigerweise bin ich wegen der Band THE SAMPLES auf die Band gestossen. Sie wurde mir empfohlen als eine Combo, die ebenfalls in Richtung THE SAMPLES geht. Aber wie so oft, hören andere Ohren meist andere Dinge heraus, und so stelle ich heute fest, dass die Freddy Jones Band nicht allzuviel Aehnlichkeit mit den Samples hat. Viel eher geht das hier Gebotene in Richtung Allman Brothers. Dazu vielleicht noch ein leichter Touch von Springsteen/Mellencamp/Hiatt-Rock, aber nur bedingt. Denn auch bei der Freddy Jones Band stehen fliessende, längere Gitarrenparts an erster Stelle. Die Band ist zwar ansatzweise kommerziell, schielt aber glücklicherweise nicht zwingend mit Chartsnotierungen und verfügt auch gottseidank nicht über diesen penetranten Springsteen/Mellencamp-Patriotismus.

Die Band stammt zwar aus Chicago, hat aber mit Blues nix am Hut. Drei Gitarristen, ein Basser und ein Drummer bilden das Fundament dieser leidenschatlichen Southern Jam Band, die ziemlich oft und frappant an die "Avocado"-Hatters erinnet. Gleich der Opener "Waitress" macht die Richtung klar: Slide Guitar, Electric Guitar und Acoustic Guitar tragen Dich weit hinab nach Georgia.

Ab Song 2 - "Old Angels" g-ö-t-t-l-i-c-h!!!! - gesellen sich auch immer wieder abwechslungsweise Keyboards dazu, als da sind: Wurlitzer, Hammond B3, Pump Organ (!), Clavinet (!!), Energy Module (!!!) und sogar die Drums lassen sich genial verfremden. Das nennt sich dann "Leslie Rotor Speed Controlled Drums".

Auch bei den Saiteninstrumenten werden sämtliche Kreativitäts-Register gezogen: Das reicht von normaler Elektrikgitarre, über Slide bis zu Dobro, Mandoline, Banjo, Lap Steel und dann auch hier ziemlich Exotisches, wie "Big Boy Slide Guitar" (!) oder "Rust Guitar" (!!) oder sogar "Ultra Fuzz Super Orbit Guitar" (!!!). Und dazu dann noch die "Gewürze" Akkordeon, Mundharmonika und Okarina. Aber eigentlich ist das alles nur Beigemüse. Zur Hauptsache geht es nämlich deftig mit der Slide-Gitarre zu Gange.

Es gibt eine Menge toller Platten der Band. Für mich ihre eindeutig Beste, weil sie hier schon Mitte der 90er Jahre (genauer gesagt 1995) den sattsam bekannten Bands (Panic/Coyote u.a.) mindestens ebenbürtig waren, wenn nicht längst viel viel spannender: "North Avenue Wake Up Call".

Ich denke, dieses Album sollte man sich unbedingt zulegen. "Old Angels", "Hold On To Midnight", Deep in the Flow" und "Wherever You Roam" sind die Perlen dieses genialen Southern/Jam-Albums.

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