Dec 24, 2015


FISCHER-Z - Destination Paradise (Harvest Records 7-80501-2, 1992)

Und wenn einmal Deine ganze Welt auseinandergebrochen ist, dann kommt John Watts und klebt sie wieder zusammen. Das daraus neu entstandene Flickwerk wird nie mehr so sein, wie es vorher mal war, aber es wird Dich nochmals antreiben, wird Dir Hoffnung geben, Dir viele schöne Orte zeigen, die Du noch einmal zum erstenmal erleben darfst. Dann bist Du bei "Destination Paradise" angekommen.

John Watts und sein Konstrukt Fischer-Z - ein klasse Bandname, fand ich schon immer - kam in den späten 70er Jahren auf, als er klasse Popsongs, die meist etwas punkige Attitüde besassen, oder ansatzweise auch schon mal in Richtung Power Pop tendierten, einen leichten Reggae-Touch verlieh und auch gleich mal die Charts in Beschlag nahm, mit rhythmischen Perlen wie zum Beispiel "Room Service", "The Worker" oder "Pretty Paracetamol" oder schlicht mit einem vorwärts treibenden Powerpop-Song wie "So Long".

Gingen mit dem Aufkommen der New Wave in England etliche Musiker langsam mangels Anpassung an den Zeitgeist in Richtung Bedeutungslosigkeit, so wuchs John Watts' musikalisches Spektrum eher noch. Er blieb zwar ziemlich unproduktiv in den 80er Jahren, veröffentlichte nach den ersten drei recht erfolgreichen Alben zwischen 1981 und 1992 grade mal zwei weitere Alben, die allerdings schon relativ grossen musikalischen Abstand zum ursprünglichen typischen Fischer-Z Sound zeigten. Erst im Jahre 1992 kam er mit "Destination Paradise" zurück. Und wiederum hatte er einen Quantensprung in seiner Kreativität und musikalischen Offenheit gemacht. 

Das Album, von dem etliche Kritiker schrieben, so würde ein Beatles-Album klingen, so es die Fab Four denn noch immer gäbe, darf man getrost als popmusikalischen Meisterstreich bezeichnen. John Watts präsentiert auf dieser Platte 14 kleine Kunstwerke, die so unverschämt prägnant sind, dass sie geradezu zum mitsingen einladen. Niemals banal, aber immer einfach - genau wie damals bei den Beatles, erschliessen sich einem die kleinen feinen kompositorischen Eigenheiten der Songs erst nach mehrmaligem Hören, will heissen: Die Lieder wachsen mit jedem Hördurchgang durch viele kleine, unscheinbare Arrangement-Spielereien und wundervolle Details, die aus den meist einfach strukturierten Grund-Songs wundervolle kleine Preziosien werden lassen.

Es hat in der Tat was, wenn der unter Gitarristen weitverbreitete Schmunzler "drei Akkorde sind einer zuviel" so interpretiert wird, dass man zwei Akkorde so detailfreudig ausarbeiten kann, dass gar kein dritter mehr nötig ist, um den Hörer mitten im Herzen zu erreichen.

Das Album ist hervorragend produziert und von kompetenten Musikern eingespielt. Watts hatte für dieses Album seine Band komplett neu formiert. 

Etwas schade ist lediglich, dass diese Platte bezüglich der Songtexte von durchwegs guter Laune dominiert wird und Watts' sein früheres politisches und gesellschaftskritisches Engagement hier weitgehend ausgeblendet hat. Aber wer gerne gute Laune Musik haben will, der sucht ja auch nicht unbedingt politisch motivierte Songtexte. Trotzdem finden sich auch auf diesem Album einige politisch motivierte Zeilen, so etwa in "Tightrope", "Caruso" oder vor allem in "Further From Love".

Immerhin schaffte es John Watts mit diesem Album einzig in die deutschen Charts, und auch die aus dem Album ausgekoppelte Single "Will You Be There ?" schaffte es bis auf Rang 95. In seinem Heimatland England hingegen wurde diese wundervolle CD leider kaum zur Kenntnis genommen.






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