Dec 21, 2015


ROBERT JOHNSON - Close Personal Friend (Ensign ENVY 4, 1978)

Es gibt Platten, die man mindestens einmal im Leben gehört haben müsste, um sie danach für immer im Hinterkopf platziert zu haben, denn sie können nachhaltig den zukünftigen Musikgeschmack prägen. Eine solche Platte hat 1978 ein amerikanischer Rock'n'Roll-Musiker aufgenommen mit Namen Robert Johnson. Etwas unglücklich ist dabei schon mal, dass er damit ein Namensvetter eines der berühmtesten Bluesmusiker aus Amerika ist.

Johnson war einer der hoffnungsvollsten Rock'n'Roll-Gitarristen in den 70er Jahren, bemühte sich um den Platz des zweiten Gitarristen bei den Rolling Stones und unterlag dann in der Ausscheidung Ronnie Wood, der den Zuschlag erhielt. Danach spielte er drei Jahre lang in der Band von John Entwistle, genannt OX, dem Side Project des Bassisten von THE WHO.

Auf seinem leider einzigen, 1978 eingespielten Soloalbum nahm er sehr energisch abgehenden Poprock auf, der in seiner Intensität und seiner Kraft sehr an Bands wie Dr. Feelgood oder Nine Below Zero erinnerte, was im Grunde nicht wirklich in die Mainstream orientierte Popwelt in Amerika passte. Johnson überzeugte durch eingängige, aber keineswegs glatte Songs, die allesamt weit aus dem Mittelmass hervorstachen, ebenso durch die knackigen Gitarrenläufe (die wiederum an Wilko Johnson's Spieltechnik von Dr. Feelgood erinnerten) und viel Power.

Die Aufnahmen, die er für das Album gemacht hatte, gefielen seiner Plattenfirma jedoch nicht und er nahm das Album noch einmal komplett neu auf - die Urversion, 1980 vom deutschen Plattenlabel Line Records veröffentlicht, klang im amerikanischen Original weniger energetisch. Es empfiehlt sich daher, wenn möglich nach der deutschen Ausgabe zu suchen, denn da klingen Johnson's Stücke noch wesentlich rauher und ungeschliffener, somit authentischer.

Robert Johnson kehrte wenig später dem Business desillusioniert den Rücken aufgrund anhaltender Probleme mit Plattenfirmen und Managern, was schade ist, denn er war ein Musiker mit unglaublichem Potential und einem grossen Talent, das man hätte fördern müssen.

Die Platte gibt es seit einigen Jahren auch als CD, und die ist auch empfehlenswert, weil man dort beide Ausgaben der Platte, die originale Einspielung und die zweite Einspielung der Stücke komplett erhält. So kann man beim Hören selber vergleichen, wieviel an Dynamik und Power bei den erneuten Einspielungen verlorenging und wieviel Kraft und Ausdruck in den rauhen und sehr viel ehrlicher und hemdsärmliger klingenden Erstaufnahmen lag.



No comments:

Post a Comment