Oct 24, 2016


ALEX CONTI - Retrospective 1974 - 2010 (MIG Records MIG 00582 3CD, 2011)

Die bewegte und breitgefächerte musikalische Geschichte von Alex Conti, einem der herausragendsten deutschen Gitarristen, wurde im Jahre 2011 mit den elementaren Stationen seiner Karriere auf einer atemberaubenden Dreifach-CD Veröffentlichung gewürdigt, die nicht nur einen Spiegel der Karriere von Alex Conti darstellte, sondern auch vier Jahrzehnte deutscher Rockmusik dokumentierte. So waren auf dem Werk "Retrospective 1974 - 2010" nicht nur die Höhepunkte seines Engagements bei den Bands Atlantis, Lake, Salt III, Continued, Elephant, Rosebud, Electric Ballroom oder der Hamburg Blues Band versammelt, sondern auch bisher unveröffentlichte, nie gehörte Studio- und Liveaufnahmen aus den verschiedensten Schaffensperioden des Gitarristen. Alex Conti war bereits 1969 im Alter von 17 Jahren Berufsmusiker. 1973 verbrachte er ein Jahr bei Bands in England, unter anderem auch bei Fever, einer Band mit ehemaligen Musikern der Band Sam Apple Pie und in Berlin mit der Krautrock-Gruppe Curly Curve. 1974 trat er der Band Atlantis bei, wo er Dieter Bornschlegel an der elektrischen Gitarre ersetzte. Mit Atlantis war Alex Conti 1975 auf Tournee durch die USA, und zwar als Supporting Act für Aerosmith und Lynyrd Skynyrd. Conti war auf den beiden Atlantis-Alben "Ooh Baby" und "Atlantis Live" zu hören. 1975 wechselte der Gitarrist nach einem kurzen Intermezzo bei Rudolf Rock & die Schocker, zu Lake, deren Debüt-Album 1976 ein europaweiter Erfolg wurde und mehrere Hitlisten angeführt hatte. Da die Gruppe Lake auch in Amerika äusserst erfolgreich war, führten 1977 und 1978 mehrere Tourneen dorthin, unter anderem zusammen mit Neil Young und abermals mit Lynyrd Skynyrd.

1980 verliess Alex Conti die Band Lake, die sich 1988 auflösen sollte. Er veröffentlichte 1981 und 1984 zwei Solo-Alben, anschliessend schloss er sich zwei Jahre der Hamburger Band Elephant an. 1986 und 1987 erfolgte eine Zusammenarbeit mit Herwig Mitteregger auf dessen Alben "Immer mehr" und "Jedesmal". 1993 spielte er auf dessen "Die besten Songs 1983-1993" Tournee. Ebenso wirkte Alex Conti 1997 auf dem Album "Aus der Stille" mit und begleitete die gleichnamige Tour. In den Jahren 1990 bis 1994 leitete Conti seine eigene Band Rosebud, mit der er drei Alben veröffentlichte. Im Jahre 1997 nahm er darüber hinaus mit der früheren Atlantis-Sängerin Inga Rumpf ein Album auf. Seit 1992 wirkte der Gitarrist in der Hamburg Blues Band, mit der er vier CDs sowie über tausend Auftritte absolviert hatte. Im Jahr 2000 machte Alex Conti zusammen mit Frank Diez einen musikalischen Ausflug in die Vergangenheit der Rockmusik. Gemeinsam mit Colin Hodgkinson, Tony Hicks, dem Keyboarder Wolfgang Norman Dalheimer und dem Saxophonisten Jon Smith nahmen sie ihre Lieblingstitel der 60er- und 70er-Jahre neu auf, die allerdings erst 2008 als Bärlin Blues Band unter dem Titel "Berlin Blues" veröffentlicht wurden.

2003 kam es dann zu einer Neulancierung der Gruppe Lake, bei der Alex Conti erneut wieder mit dabei war. Die Gruppe ging ab dem Folgejahr auf Tournee und legte 2005 ihr Comeback-Album "The Blast of Silence" vor. Ab Herbst 2006 wirkte Conti ausserdem gemeinsam mit Richie Arndt, Gregor Hilden und Henrik Freischlader an der Produktion des Albums "Rorymania" mit, wobei es auch bei diesem Projekt zu zwei Tourneen kam. Im März 2008 wirkte Alex Conti auf der CD "Kaleidoscopia" des Schweizer Musikers Beatnik mit. Auf diesem Album spielten mit Bassist Raoul Walton, Keyboarder Mathias Ulmer und Schlagzeuger Peter Kumpf auch Mitglieder der Art Rock Gruppe Anyones Daughter mit. Im Folgejahr erschien dann ein Instrumental-Album, das unter dem Titel "Shetar", einem der musikalischen Damenwelt gewidmetes Werk, veröffentlicht wurde. Dieses Album spielte Conti erneut mit den Musikern von Anyones Daughter ein. Im Jahre 2010 war Alex Conti mit Lake bereits zum dritten Mal Support einer Tournee von Lynyrd Skynyrd, diesmal in Deutschland. Ein weiteres Projekt mit den Bluesgitarristen Timo Gross und Richie Arndt führte zur Veröffentlichung der CD "The Vineyard Sessions Vol. II", der sich eine gleichnamige Tournee anschloss. Dieses Album wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.

Der am 2. April 1952 in Berlin geborene Alex Conti, deren Vater und Mutter Opernsänger waren, stecken den Jungen ins Canisius-College, eine von Jesuiten betriebene Eliteschule. 1969 brach er die Schule ab, um in die legendäre Berliner Blues-Formation Curly Curve einzusteigen. Mit seinem Einstieg bei Atlantis wurde Conti weltweit bekannt. Dieter Dierks erkannte sofort das Potenzial des Gitarristen, aber auch dessen Qualitäten als Songschreiber und es folgte die Produktion "Ooh Baby", welche dazu führte, dass die Plattenfirma Polydor ihre Option wahrnahm und das Album auch sofort veröffentlichte. Ein Jahr später folgte dann das bis heute legendäre Doppel-Album "Atlantis Live" und Conti's erste Erfahrungen als Musiker in Amerika: Atlantis im Vorprogramm von Aerosmith, die gerade ihren Durchbruch mit "Walk This Way" feierten. Aufgrund der hohen Akzeptanz bei Musikern, Presse und Fans wurde die USA-Präsenz um eine weitere Tournee verlängert. Atlantis konnte dabei zusammen mit den Südstaatenrocker Lynyrd Skynyrd für weitere 30 Konzerte in den Staaten touren. Lynyrd Skynyrd waren ebenfalls gerade zu der Zeit extrem erfolgreich und feierten ihren Hit "Sweet Home Alabama". Es gehörte zu den vielen Geschichten, die sich um Alex Conti ranken, dass der unvergessene Ronnie Van Zant dem Gitarristen Alex Conti anbot, den Platz des Gitarristen Ed King einzunehmen, der die Band aus gesundheitlichen Gründen hatte verlassen müssen

Aus beiden Tourneen ergaben sich für Conti wertvolle Kontakte mit Musikern und Managements, die später hilfreich waren, als es darum ging, wieder in den USA ein attraktives Vorprogramm zu bekommen. Seine Vielseitigkeit bewies der Gitarrist, als er im Sommer 1975 mit Uli Salm und Erich Doll die deutsche Rock'n'Roll-Legende Rudolf Rock & die Schocker gründete, um im Herbst desselben Jahres bei Deutschlands neuer Top-Formation Lake einzusteigen, dann 1976 das Album "Lake" zu veröffentlichen und mit Wishbone Ash auf ausgedehnte Europa-Tournee zu gehen. Es folgten die Alben "Lake 2" und "Paradise Island", ausgedehtne Amerika-Tourneen und mehrere Top 20-Billboard Platzierungen. Interessante Episoden aus dieser Zeit waren sicherlich zum einen die Tatsache, das eine Radio-Show in Atlanta verhinderte, dass Conti in dem Flugzeug sass, mit dem Lynyrd Skynyrd abstürzten; zum anderen diverse Bekanntschaften auf der legendären Caribou Ranch des damaligen Managers James W. Guercio mit Musikern der Eagles, der Beach Boys, Chicago, Blood Sweta & Tears, Crosby Stills & Nash und vielen weiteren namhaften Künstlern und Bands, sowie die Zusammenarbeit mit der Stage-Crew von Led Zeppelin - der wahrscheinlich besten Stage-Crew aller Zeiten.

Ein Highlight aus dieser Zeit war die Zusammenarbeit mit Carl Wilson von den Beach Boys. Nicht zu vergessen die grossen Festivals, auf denen Conti nicht nur mit Grösen wie Bob Dylan, Eric Clapton, Santana und Genesis zusammen gespielt hat, sondern auch die Gelegenheit bekam, diese persönlich kennenzulernen. Als einen Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete Alex Conti seine Teilnahme an der CBS World Convention 1978, auf der seine Gruppe Lake mit Grössen wie Barbra Streisand und Jeff Beck zusammenspielte und sich auch persönliche Kontakte wie zu dem unvergessenen Steve McQueen ergaben. 1980 kam mit "Ouch" das vierte Album der Gruppe Lake auf den Markt und wenig später die Trennung von Lake. Conti, der inzwischen zum Polytoxikomanen mutiert war, nahm sich eine Auszeit, um vom Heroin und Alkohol loszukommen. Ein Jahr später war er bereits wieder da und veröffentlichte 1982 sein erstes Solo-Album mit dem schlichten Titel "Conti". Es folgten diverse Tourneen mit eigenen Bands und 1984 sein zweites Solo-Album "Continued". Nach den Projekten mit Elephant und Rosebud blieb er während 15 Jahren der Hamburg Blues Band treu, bis er sich mit deren Leadsänger überwarf und ausstieg. Nachdem er auf der CD "Kaleidoscopia" von Beatnik im Jahre 2008 eine grossartige Jam-Performance bot, nahm er sich erneut eine musikalische Auszeit und überraschte im folgenden Jahr mit einem reinen Instrumentalalbum mit Songs, ausschliesslich komponiert oder gesungen von Frauen. Danach startete er erneut mit seiner erfolgreichsten Band Lake durch, mit der er bis heute aktiv unterwegs ist.

Zu den einzelnen musikalischen Darbietungen auf dieser opulenten, 3 CDs umfassenden Compilation: Es bleibt dem kleinen Label MiG-Music der Verdienst vorbehalten, einen der grössten deutschen Rock-Gitarristen durch eine Veröffentlichung zu würdigen, die dessen bisheriges Lebenswerk umfänglich abbildet. Herausgekommen ist eine repräsentative Werkschau mit insgesamt 42 Aufnahmen, angabegemäss strikt chronologisch geordnet und - insoweit nachvollziehbar, dennoch aber ungewöhnlich - durchnummeriert: CD 1 enthält die Songs 1 bis 16, CD 2 enthält die Titel 17 bis 32, und die Songs 33 bis 42 finden sich auf der 3. CD wieder. Tatsächlich sind auch hier wieder einige "bisher unveröffentlichte, nie gehörte Studio- und Liveaufnahmen" enthalten, aber angesichts des Unikat-Charakters der Zusammenstellung ist das - entgegen dem oben Gesagten - vorliegend okay. Auf dem Cover des vierteiligen Digi-Paks steht Conti vor einer grösseren Verstärker Wand und ähnelt in seinem Aussehen (Schiebermütze, Vollbart, Zigarette im Mund, Wollpullover und Schal) sehr stark dem Blues-Gitarristen Roy Buchanan. Das passt. Während Letztgenannter oftmals auch als "The world's greatest unknown guitarist" bezeichnet wird, soll Alex Conti von dem Autor des Rock-Lexikons Siegfried Schmidt-Joos als "der wohl am meisten unterschätzte Musiker Deutschlands" bezeichnet worden sein. Diese Aussage steht nicht nur auf dem Begleitzettel, sondern wird überall auch so zitiert.

Öffnet man das Booklet, schaut einem Alex Conti von einem Foto aus dem Jahr 1969 - also noch vor dem Beginn des Zeitraums, den "Retrospective 1974-2010" abdeckt - entgegen, dafür aber in dem Alter, in dem er angabegemäss die Schule verlassen hat, um sich ganz dem Gitarren-Spiel zu widmen. Das andere Foto aus dem Jahre 2010 zeigt den aktuellen Conti. Die musikalische Biographie Contis ist hier bereits weitgehend dargestellt; vorliegend sind allerdings noch ein paar weitere Projekte berücksichtigt, mit denen Conti aktiv war. Beginnen tut die "Retrospective" mit Contis Engagement bei Atlantis, das mit vier Aufnahmen (zwei Studio, zwei Live) dokumentiert wird. Das war Mitte der 70er Jahre deutsche Rock-Musik! Wenn man bedenkt, wie sich Rock-Musik seitdem entwickelt hat, klingt das aus heutiger Sicht ziemlich bieder. "Rock Me Baby" ist eine schöne Blues-Nummer, bei der Inga Rumpf so richtig rumröhrt. Dann kommt der erste Schock: Als Gitarrist bei Rudolf Rock & Die Schocker (die Namensgebung war seinerzeit eine Persiflage auf den Opern-/Schlager-Sänger Rudolf Schock, aber wer weiss das heutzutage noch ?) sind wir plötzlich beim deutschsprachigen Rock'n'Roll dabei. Und dann endlich die Formation, mit der Conti wohl auf ewig automatisch in Verbindung gebracht werden wird: Lake, die damalige deutsche Top-Formation, die auch ausserhalb Deutschlands grosse Erfolge feiern konnte. Hier gibt es vier Live-Aufnahmen, deren musikalischer Genuss bedauerlicherweise unter der verminderten Ton-Qualität leidet. Dies liegt daran, dass es sich um Aufnahmen handelt, die mittels eines einfachen Cassetten-Recorders gemacht worden sind. Dies gilt auch für die folgenden drei Aufnahmen eines Projekts namens Salt III. Ich muss das deswegen so umschreiben, weil weder in den Liner-Notes des ansonsten recht ausführlichen Booklets oder auf Contis Homepage etwas darüber gesagt ist. Zum Projektnamen fällt mir nur ein, dass es quasi die Fortsetzung der politischen Abrüstungsverhandlungen SALT bzw. SALT II sein könnte; zeitlich würde das passen, ansonsten ist es aber reine Spekulation. Musikalisch sind die drei Coverversionen (von den Allman Brothers, Hendrix und der Blues Band recht gut gelungen. Hier also jedenfalls eine unbekannte Seite Contis. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1981, also unmittelbar nach seiner Zeit als Polytoxikomane, wie Contis Biographie seinen damaligen Zustand beschreibt. Sein Gitarrespiel war jedenfalls einwandfrei. Die erste Scheibe beschliessen vier Aufnahmen von Contis erstem Soloalbum. Poppige Rocksongs - oder umgekehrt ? Klingt ein wenig, insbesondere wegen des Gesangs, nach Supertramp.


"Continued" wird die "Retrospective" auf CD 2 mit drei Songs von Contis gleichnamigen zweiten Solo-Album. Falsett-Gesang und musikalischer Stil lassen das alles klingen wie Prince, Earth, Wind & Fire oder aber auch Bee Gees. Das war halt Mitte der 80er Jahre so angesagt. Ein deutlicher Stilwechsel erfolgt mit den folgenden Aufnahmen der Band Elephant, die ebenfalls mit einem Cassetten-Recorder Mitte der 80er Jahre im Hamburger Logo aufgenommen wurden. Wesentlich rockiger, teilweise auch Reggae-beeinflusst kommen die Tracks daher. Dass aber Alex Conti, zumindest zeitweise, bei Elephant mitgespielt hat, war wohl nicht nur mir bislang unbekannt; auch auf der Webseite der Gruppe findet sich kein diesbezüglicher Hinweis. Richtiger Heavy-Rock bieten Anfang der 90er Jahre Rosebud; insbesondere der "White Noise Boogie" ist herrlich flott. Sehr unterschiedlich wiederum die Songs von Alex Conti's Electric Ballroom (benannt nach dem gleichnamigen Londoner Musikclub): Parallel zu seinem zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Engagement bei der Hamburg Blues Band werden hier Latino- wie Beat-Rhythmen dargeboten, und Alex Conti bezeichnet "Over Under Sideways Down" (ursprünglich von den Yardbirds) als die beste Cover-Version, die er je geschaffen habe. Das Classic Rock-Projekt Rockship führt Alex Conti wieder mit Inga Rumpf zusammen. Gradliniger, schnörkelloser Rock, da ist nichts dran auszusetzen. Ausser: Warum der dritte vorliegende Rockship-Titel erst auf CD 3 gepresst worden ist, erschliesst sich wirklich nicht. Musikalisch besser bei den anderen aufgehoben, wäre auch genügend Platz vorhanden gewesen, 'zusammen zu lassen, was zusammen gehört'. Zumal mit den Aufnahmen der Hamburg Blues Band aus dem Jahr 2005 auch stilistisch ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Wie der Name schon sagt: Blues ist angesagt. Zunächst zwei knappe Live-Aufnahmen, kommt mit "Make My Day" mein absoluter Favorit der gesamten Compilation. Für einen Blueser, der auch vor Bläser-dominierten (Dick Heckstall-Smith) Fusion-Klängen nicht zurückschreckt, ist diese herrlich schräge, über 18-minütige Live-Aufnahme ein wirklicher Genuss; für andere ist der Titel vielleicht ein wenig zu Free-Jazz-lastig.

Herrlich, wenn auch völlig anders: "Berlin Blues", ein wahnsinnig schöner Slow-Blues. Eigentlich passt er in die ansonsten vorliegend eingehaltene Chronologie nicht, denn die Aufnahme stammt bereits aus dem Jahr 2000. Während die offizielle Veröffentlichung erst im Jahr 2008 erfolgte (in der Diskographie von Alex Conti auf dessen Homepage fehlt die Scheibe allerdings völlig), wurde die CD schon im Jahr 2006 von Joe auf Rock Times besprochen - wess der Teufel, wo der die Pressung her hatte. Über Rorymania, das Rory Gallagher Tribute-Projekt des deutschen Bluesers Richie Arndt, aus dem das vorliegende "Too Much Alcohol" stammt, muss ich nun wirklich nichts mehr sagen: eine tolle Interpretation einer faszinierend zusammengestellten Combo. (Mit Arndt, sowie dem weiteren deutschen Blueser Timo Gross hat Conti zudem ein weiteres tolles Album) eingespielt. Keinerlei Angaben enthalten die ansonsten recht ausführlichen Liner-Notes (von dem u.a. für Good Times schreibenden renommierten Musik-Journalisten Uli Twelker) wiederum zu den Tracks 39 bis 41 des Projekts Kaleidoscopia. Allerdings gibt es im Booklet noch einen weiteren Beitrag des ebenfalls für Good Times schreibenden Alan Tepper, der die folgende Musik zutreffend als "stoner rock at its finest" beschreibt. Weitere Informationen liefern die handschriftlichen Notizen zu den einzelnen Tracks - ich gehe davon aus, sie stammen von Alex Conti himself, auch wenn er darin von sich in der dritten Person schreibt - wonach es sich um ein Projekt des Schweizer Sängers & Songwriters Beatnik "gegen den vermeintlichen Trend" handelt. Vorliegend sind drei Longplayer (zusammen rund 32 Minuten) zu hören, von denen man die ersten beiden getrost ebenfalls dem Blues-Genre zuschreiben kann, während der dritte, rein instrumentale Track "Spectral Voyager" wieder eher dem Segment Fusion und Experimentelle Musik (ein wenig Klaus Schulze) zuzuordnen ist. Allesamt jedenfalls hörenswert.

Ähnlich wie jenes Stück läuft auch der Schluss-Song der "Retrospective" ab: "Bei mir bist du schön" - ein jüdischer Swing, der im Jahre 1938 von den Andrew Sisters herausgebracht und seitdem unzählige Male gecovert wurde. Technisch brillant, musikalisch eher 'smooth', passt der Song irgendwie nicht zu Alex Conti. Bedauerlich ist, dass das 2005er Album mit Lake "The Blast Of Silence" vorliegend keine Berücksichtigung gefunden hat. Hier wäre feststellbar gewesen, wie sich eine Band über die Jahrzehnte hinweg weiter entwickelt hat. Ebenso fehlt - obwohl mehrfach im Booklet angesprochen - ein musikalisches Dokument für die Zusammenarbeit Contis mit Herwig Mitteregger; für beides werden wahrscheinlich rechtliche Gründe verantwortlich sein; schade. Abschliessend stellt sich allerdings die Frage, wen die vorliegende Compilation ansprechen soll. Den Fan einzelner hier berücksichtigter Bands bzw. Projekte sicherlich nicht, da diese jeweils nur zu Bruchteilen Berücksichtigung finden. Ansonsten sind die Musik-Stile teilweise doch sehr arg auseinander, so dass das einzig verbindende Band der Gitarrist Alex Conti ist. Wer sich für ihn und sein bisheriges musikalisches Schaffen interessiert, bekommt mit dem vorliegenden Album einen umfänglichen Querschnitt. Im Booklet deutet Conti an, dass es sich bei der vorliegenden Zusammenstellung um den ersten Teil seiner "Retrospective" handelt. Spannend dürfte sein, ob es eine Fortsetzung geben und wie diese ausgestaltet sein wird.









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